deineTorte.deKölner Start-up ist mit Tortendrucker international erfolgreich
Köln – Mit beiden Händen die Marzipan-Platte gepackt, ein wenig Schwung, ein präziser Halt, und das Marzipan schmiegt sich wie ein Mantel um die Torte aus Biskuit und Buttercreme. Das Besondere: Oben drauf prangt jetzt ein Babyfoto. Solch individuell bedrucktes Naschwerk schicken die Mitarbeiter von „deineTorte.de“ von der Widdersdorfer Straße aus an Kunden im In- und Ausland.
Firmenlogos, Hochzeitsanträge, sogar Aktfotos hätten Kunden schon auf ihrem Kuchen gewünscht, erzählt Alexander Weinzetl, der zusammen mit seinem Bruder Daniel und dem Schweden Henrik Svensson hinter „deineTorte.de“ steckt. Dessen Herzstück sind die Drucker, die mit Lebensmittelfarbe auf dünn ausgerolltes Marzipan drucken können.
Bäckereien wollten Tortendrucker nicht
Der Tortendrucker wurde von schwedischen Ingenieuren entwickelt. Alexander Weinzetl und Hendrik Svensson, die sich während eines Austauschjahres des schwedischen Schülers in Rösrath kennengelernt hatten, versuchten schon während des BWL-Studiums, den Tortendrucker an Bäckereien zu verkaufen. Doch die winkten ab. „Viele scheuten die Technik oder sahen darin eine unliebsame Konkurrenz fürs eigene Handwerk“, meint Alexander Weinzetl. Also beschlossen die beiden, es einfach selbst zu machen.
„Am Anfang haben wir den Drucker in eine Konditorei gestellt. Die hat uns die Torten gebacken, wir haben gedruckt.“ Als Vertriebsweg wählten sie den Web-Shop. 2009 startete „deineTorte.de“ für den deutschen Markt. Es folgten Frankreich (votre Gateau), Schweden (din Tarta), Niederlande (je Eigen Taart) und Polen (twoi Tort). Das Angebot ist überall gleich, und egal, wer in welcher Sprache seine Bestellung aufgibt, sie landet immer in der Zentrale an der Widdersdorfer Straße.
60 Mitarbeiter
Und wird dort zu einer Torte mit viel Buttercreme. Denn mittlerweile backt die Firma selbst. Die Creme wird im Keller angerührt, genau wie der Teig für die hellen und dunklen Böden. „Wir verwenden Butterreinfett“, erklärt Weinzetl. Weil die Laktose aus der Butter entfernt würde, seien die Torten haltbar – bis zu zehn Tage ungekühlt, so das Versprechen.
Bäcker und Konditoren, darunter sechs Auszubildende, backen und füllen die Tortenböden mit geübten Griffen. 60 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, davon 40 in der Produktion. Mehrere 100 Torten werden am Tag gebacken und verschickt. Mittwochs ist am meisten los: „Dann gehen die Bestellungen mit Standardversand fürs Wochenende raus“, sagt Weinzetl.
Damit die Ware heil beim Kunden in Polen oder Schweden ankommt, haben die jungen Unternehmer eigene Verpackungen entwickelt, in denen nichts verrutscht und zerdrückt. „Zur Probe haben wir sie schon aus dem dritten Stock geworfen, nichts ist passiert“, erinnert sich der 34-Jährige mit einem Lachen.
Viele verschieden Designs
Runde und eckige Torten, flach, mit mehreren Etagen oder sogar in Form einer Handtasche werden verschickt. Fotodrucke sind nur noch ein Teil des Geschäftes. Torten mit den Minions oder der Eiskönigin zum Kindergeburtstag laufen gut. Franzosen und Schweden bestellen gern Luxus, die Deutschen bevorzugen das Basismodell. 31,90 Euro kostet die kleinste Torte mit 18 Zentimeter Durchmesser. Für 47,90 Euro kämpfen zum Beispiel Luke Skywalker und Darth Vader als Plastikfiguren auf Weltraumdesign. Die essbare Handtasche ist für 94 Euro zu haben.
Auch die Geschmacksrichtung können die Kunden wählen. Schweden lieben Vanillekuchen mit Himbeercreme, aus Deutschland wird besonders oft Schokolade in Teig und Füllung bestellt. Und sein Lieblingsgeschmack? „Vanille und Zitrone“, sagt Tortenmacher Weinzetl: „Das erinnert mich an die Zitronenrollen meiner Kindheit.“
Vom Studentenjob zum großen Deal
Der Rösrather Alexander Weinzetl gründete während des BWL-Studiums in Köln mit seinem schwedischen Freund Henrik Svensson die InterNestor GmbH, um Tortendrucker zu vertreiben. 2009 starteten sie mit „deineTorte.de“ den Web-Shop für den Verkauf individuell bedruckter Torten in Deutschland.
Es folgten Shops für Frankreich, Schweden, Niederlande und Polen. 2011 stieg Alexander Weinzetls Bruder Daniel in die Firma ein. Anfang 2018 kaufte die Dr. August Oetker KG 49 Prozent der Firmenanteile u. a. von den bisherigen Investoren KSK Wagniskapital und KfW-Bank. 51 Prozent bleiben damit bei den Gründern. „Beide Seiten haben die Idee, dass diese Firma wie bisher weitergeführt wird“, sagt Alexander Weinzetl. Die Oetker-Gruppe interessiere sich für digitale Geschäftsmodelle; deineTorte.de profitiere dabei von den Möglichkeiten eines großen Konzernes.