Mirijam Trunk ist jung, gut ausgebildet, ehrgeizig – und hat es mit 31 schon in eine Chefetage der Medienbranche geschafft. Allerdings ist sie eine Ausnahme, in vielerlei Hinsicht. Ihr Nischendasein als Frau in einer Führungsposition hat sie dazu bewogen, ein Buch zu schreiben. Über Männer, die jungen Frauen nichts zutrauen. Über Frauen, welche die Regeln einer männlich geprägten Arbeitswelt so sehr verinnerlichen, dass sie sie gegen andere Frauen anwenden.

„Die aktuelle Arbeitswelt ist von Männern für Männer gebaut – der weiße Mann ist das Din-A4-Blatt der Arbeitswelt und männliches Verhalten die Norm“, erklärt sie. Und veröffentlicht mit Anfang 30 einen Erfolgs-Leitfaden für weibliche Nachwuchskräfte, wie auch für gestandene Mitarbeiterinnen: „Dinge, die ich am Anfang meiner Karriere gerne gewusst hätte: Warum im Berufsleben nicht alle die gleichen Chancen haben und wie wir uns trotzdem durchsetzen“ ist seit dem 1. März auf dem Markt und gibt Frauen Tipps, wie man systemgemachte Hürden überwindet.

Führungsetagen der westlichen Welt waren und sind geprägt von weißen Männern. „Erst seit 1977 dürfen Frauen ohne Erlaubnis des Mannes arbeiten“, erläutert die Bambergerin, die als Diversity- und Crossmedia-Chefin Teil der ersten Führungsriege bei RTL ist. Sie wünscht sich, dass sich mehr Frauen eine Karriere zutrauen. Ihr Buch soll Frauen dabei unterstützen und über Vorgänge in den Köpfen und an den Tischen deutscher Firmenelite aufklären.

Warnung vor Karrierefallen

Ein klassischer Trugschluss, der im Buch dargestellt wird, ist die Vorstellung, es bedürfe nur weniger leitender Frauen oder nur einer Repräsentantin unter vielen Männern. „Dieses Konzept, es kann nur eine Frau geben, kennen wir aus Hollywood. Es kann aber nicht nur mehr als eine geben, es muss“, betont Trunk. Zum Jahreswechsel ist die EU-Führungspositionen-Richtlinie in Kraft getreten: Bis 2026 müssen 40 Prozent der Mitglieder in Aufsichtsräten und 33 Prozent in Aufsichtsräten und Vorständen börsennotierter Unternehmen in der EU weiblich sein.

Dies sei ein wichtiger Schritt, dennoch bleibt es kompliziert für junge Frauen in der Arbeitswelt. In ihrem Buch warnt sie vor Karrierefallen: „Unauthentisch sein, oder zu glauben, etwas sein zu müssen, ist eine Karrierebremse für viele Frauen. Hinzu kommt, dass Frauen viel weniger über Erfolge reden als Männer– das ist falsch, wenn man vorankommen möchte. Und: Wenn man eine Entscheidung trifft, muss man sie durchziehen, auch wenn man sich keine Freunde macht. Das fällt vielen Frauen schwer.“

„Dinge ansprechen und Verantwortung übernehmen“

In ihrem Sachbuch fordert Trunk mehr Plätze für Frauen an Führungstischen. „Dann ist der Drang, den einen zu verteidigen, weg. Und dann ändert sich die Kultur: Aus dem weißen Einerlei werden unterschiedliche Größen, Farben, Formen. Das strukturelle Problem, das der internalisierten Unterdrückung zugrunde liegt, verschwindet.“ Auch wenn das Konzept denkbar einfach klingt, am Ende zählt für Trunk nur die gemeinsame Zusammenarbeit aller Geschlechter, Kulturen und Generationen: „Wir müssen alle gesellschaftlichen Gruppen in Unternehmen abbilden und aufstehen, Dinge ansprechen und Verantwortung übernehmen.“

„Dinge, die ich am Anfang meiner Karriere gerne gewusst hätte“ von Mirijam Trunk, erschienen bei: Penguin Random House, 2023, 22 Euro.