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Weltjugendtag 2005Als der Papst wie ein Popstar gefeiert wurde

Lesezeit 3 Minuten
Gläubige stehen beim Weltjugendtag 2005 vor dem Dom und hören dem Papt zu.

Tausende Besucher feierten Papst Benedikt XVI. 2005 vor dem Kölner Dom

Vor 17 Jahren besuchte Papst  Benedikt XVI. Köln und den Weltjugendtag. Die Stadt erlebte ein Kirchenhappening, wie es heute kaum noch vorstellbar scheint.

Menschen, überall Menschen. Gläubige, Touristen, Kölnerinnen und Kölner, die einen Blick erhaschen oder einfach nur die Atmosphäre eintauchen wollten. Der Weltjugendtag 2005 in Köln war ein euphorisches Massenereignis, das in den Monaten zuvor sich nur die wenigsten hatten vorstellen können. Am 18. August um 12.06 Uhr landete bei strahlendem Sonnenschein die Alitalia-Maschine mit dem Pontifex an Bord auf dem Flughafen Köln/Bonn. Beifall brandete auf, als Papst Benedikt XVI. winkend und lächelnd die Gangway herunterstieg.

Im Gedächtnis blieben auch die Bilder der Pilger beiderseits des Rheins. Der Geistliche stieg auf ein Schiff, um über den Rhein schippernd in die Stadt zu gelangen. Dass das Holzkreuz am Bug nicht recht halten wollte und der Sessel für den Papst kurzfristig ausgewechselt werden musste, zählt heute zu den Anekdoten der Visite. Schon früh am Morgen warteten die jungen Gläubigen am Fluss, Gruppen aus Bayern feierten "ihren" Papst überschwänglich. Oberbürgermeister Fritz Schramma hieß den Heiligen Vater in der Altstadt am Fuße des Doms willkommen. Der damalige Kölner Bischof Joachim Kardinal Meisner begleitete mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, die prominente Reisedelegation aus dem Vatikan. Für die Stadt war es der erste Papstbesuch nach 18 Jahren. 1987 war Papst Johannes Paul II in Köln zu Besuch gewesen. Doch dieses Mal waren „Wir“ Papst, wie die „Bild“-Zeitung ohne falsche Rücksicht auf Konfessionen titelte.

Papst Benedikt XVI. besuchte am 18. Auguts 2005 Köln. Er fuhr auf dem Schiff in die Stadt.

Mit dem Schiff fuhr der heilige Vater vom aus Rodenkirchen bis in die Innenstadt.

Und so hatte dieser Besuch auch etwas von einem Happening. Der Papst als Popstar, das war durchaus im Sinne der Kirche – aus heutiger Sicht ist es nur noch schwer vorstellbar. „Be-ne-detto“ schallte es schon bei der Ankunft auf den Poller Wiesen und später in der ganzen Stadt dem Papst entgegen. „Reißt euer Herz weit auf für Gott, lasst euch von Christus überraschen“, rief der Papst den Gläubigen zu. Die Wegstrecke, die der damals 78-Jährige im Papamobil zurücklegte, war nur wenige Kilometer lang. Die Plätze in der Domumgebung waren den ganzen Tag über besetzt. Am Ende lautete die am häufigsten gestellte Frage: „Hast Du ihn gesehen?“ Im Schritttempo ging es im gläsernen Gefährt durch die City bis zur erzbischöflichen Residenz. Meisner hatte dem Pontifex für die Zeit seines Aufenthaltes in Köln seine Privatgemächer zur Verfügung gestellt.

Das Papamobil zwischen Menschenmassen in der Kölner City.

Mit dem Papamobil ging es im Schritttempo durch die Innenstadt wie hier über die Komödienstraße.

500 Gullydeckel hatten die Sicherheitskräfte zugeschweißt, mehrere Tausend Polizisten waren im Einsatz, doch die Atmosphäre in der Stadt fühlte sich frei an wie auf einem Musikfestival. Nur deutlich frommer. Der Weltjugendtag war ein Kirchentreffen der Superlative. 1,1 Millionen Besucher kamen zum Abschlussgottesdienst auf das Marienfeld in Kerpen. 4000 Teilnehmer waren dabei, 80 Priester. Im ganzen Bistum stellten die Menschen ihre Wohnungen und Häuser bereit, um Besucher zu beherbergen. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schön wird“, schwärmte Kardinal Meisner später. Das lag neben den päpstlichen Begegnungen auch an der Wallfahrt: Zehntausende Gläubige zogen täglich in den Dom. Es war der Beginn einer neuen, jährlichen Domwallfahrt - auch wenn danach deutlich weniger Gläubige kamen.