Die Käfige sind voll, die Kosten für Energie, Futter und Tierarzt hoch – zurück gehen nur die Spendenbeiträge.
Tierheime in KölnVolle Käfige, hohe Kosten und weniger Geldspenden

Tierheim Zollstock
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„Wir stehen von mehreren Seiten unter Druck“, sagt Petra Gerigk, Leiterin des Tierheims Zollstock. Die hohen Energiekosten treffen das Tierheim ebenso wie die deutlich gestiegenen Preise für Futter und Tierarzt. Hinzu kommt: Die Spenden sind in diesem Jahr deutlich weniger geworden. „Die Leute können nicht mehr so spenden“, sagt Gerigk. Alles in allem schlechte Zeiten für Tierfreunde und ihre Schützlinge.
Und das in einer Zeit, in der das Tierheim an der Vorgebirgsstraße quasi aus allen Nähten platzt. 350 Tiere − von der Schildkröte bis zum großen Hund − sind derzeit untergebracht. „Für Abgabetiere gibt es deshalb im Moment eine Warteliste“, sagt die Tierheimleiterin. Lediglich wenn die Tierretter der Feuerwehr kommen, gebe es eine Ausnahme.
Zollstock: Keine Vermittlung rund um Weihnachten
Und: Abgänge gibt es seit diesem Montag so gut wie nicht mehr. Wie in den Vorjahren hat das Konrad-Adenauer-Tierheim in der Zeit um Weihnachten einen Vermittlungsstopp ausgerufen. Ab Donnerstag, 5. Januar, ist die Tiervermittlung im Zollstocker Tierheim wieder aktiv. „Tiere sind keine Geschenke. Tiere sind fühlende Lebewesen. Lebewesen gehören nicht unter den Weihnachtsbaum“, erfahren Interessenten auf der Internetseite, „Wer sich dafür entscheidet, ein Tier bei sich aufzunehmen und sein Leben mit ihm zu verbringen, tut das aktiv und nach reiflicher Überlegung.“
Viele verhaltensauffällige Hunde ohne Erziehung
Die Mahnungen der Tierschützer haben einen guten Grund. Viele Hunde, die sich Menschen während der Coronapandemie und im Homeoffice angeschafft haben, sind inzwischen „entsorgt“. Auffällig ist laut Gerigk, dass es derzeit „relativ viele junge Hunde“ im Tierheim gibt. Das Besondere an ihnen: Sie sind eklatant häufig verhaltensauffällig, kennen keine Grenzen, verhalten sich extrem territorial oder ängstlich.
„Das sind nicht erzogene Hunde“, urteilt die Fachfrau. Tiere, die unüberlegt angeschafft wurden in einer Zeit als der Run auf einen kuscheligen vierbeinigen Kompagnon so groß war, dass Züchter völlig überlaufen und Welpen auch aus dunklen Kanälen genommen wurden.
Hohe Tierarztkosten kann nicht jeder stemmen
Wer sein Tier indes hegt und pflegt und wenig Geld hat, kann durch die Preissteigerungen an seine Grenzen stoßen. „Letzens erst hatten wir den Anruf einer Halterin, die sich die Zahn-Behandlung für ihren Hund nicht leisten konnte“, sagt Bernd Schinzel. Der Leiter des Tierheims Dellbrück bestätigt die Erfahrungen der Zollstocker Tierschützer. „Wir haben zwar noch keine Abgaben, die damit begründet wurden, dass man sich das Tier nicht mehr leisten kann. Aber wir haben über die Bürgerzentren immer mehr Anfragen nach Stellen, wo es eine tiermedizinische Behandlung für Bedürftige gibt“, sagt Gerigk. „Leider können wir da nicht weiterhelfen. Gäbe es so etwas, würden wir das auch gerne in Anspruch nehmen“, sagt sie.
„Reptilienschwemme“ wegen Heizkosten befürchtet
Auch wenn die Zeiten jetzt schon nicht rosig sind, befürchtet die Tierheimleiterin eine Verschlechterung. „Ich befürchte eine Reptilienschwemme bei uns“, sagt sie, „wenn die Besitzer sehen, wie die gestiegenen Energiekosten bei den Terrarien zu Buche schlagen.“
122 Hunde, 60 Katzen und rund 180 Kleintiere sind derzeit im Tierheim Dellbrück untergebracht. Auch das zweite Kölner Tierheim platzt aus allen Nähten. „Es ist katastrophal“, sagt Leiter Bernd Schinzel. Unseriöse Vermittlung von Hunden vor allem aus dem Ausland ist Schinzel ein besonderer Dorn im Auge. „Tierschutzvereine sollten ein Tier, wenn die Vermittlung nicht klappt, wieder zurücknehmen“, sagt er. Das würden einige Organisationen verweigern.
Manche Neu-Halter nutzen die Zeit zwischen den Jahren
Vermittlungen finden im Dellbrücker Tierheim auch um die Weihnachtszeit herum statt. Allerdings nur nachdem sich die Tierschützer, das Tier und der zukünftige Halter sehr ausgiebig kennengelernt und geprüft haben. „Es gibt Menschen, die haben zwischen den Jahren besonders gut Zeit für eine Eingewöhnung“, begründet Schinzel.