Am Montag soll Philipp Hoffmann als neuer Chef des Kölnischen Stadtmuseums gewählt werden – das erscheint zunehmend unwahrscheinlich.
StadtmuseumWahl der neuen Leitung vor dem Scheitern
Einen Tag vor der entscheidenden Abstimmung im Hauptausschuss steht die Wahl von Philipp Hoffmann als neuen Leiter des Kölnischen Stadtmuseums vor dem Scheitern. Die Grünen als stärkste Fraktion wollen für die Vertagung der Personalie aussprechen. Das teilten die Grünen am Sonntagabend auf Anfrage der Rundschau mit. Zuvor hatte sich die Fraktion zu einer außerordentlichen Fraktionssitzung getroffen. Schon das zeigte, wie heiß die Personalie diskutiert wird. "Wir haben Fragen zu dem Verfahren und zu der Tauglichkeit des Kandidaten für die zukünftige Rolle des Stadtmuseums", sagte Fraktionschefin Christiane Martin. In einem ersten Statement hatten die Grünen von einer „alles andere als optimalen Lösung“ gesprochen.
Ohne die Zustimmung der Grünen ist die Wahl gescheitert und der Maximalschaden da. Zwar kann sich Hoffmann, der CDU-Mitglied ist, auf die Stimmen der Union verlassen, aber viel mehr dürften es nicht werden. Volt, der dritte Bündnispartner äußerte auf Rundschau-Anfrage ebenfalls sein Unbehagen. „Es gibt viele offene Fragen. Wenn die in der Ausschreibung verlangten Kriterien nicht erfüllt sind, können wir nicht zustimmen“, sagte Fraktionschefin Jennifer Glashagen. Bestenfalls werde man für eine Vertagung votieren. Wie berichtet werden in der Ausschreibung drei Jahre Führungserfahrung verlangt, Hoffmann kann aus seiner Bonner Zeit zwei Jahre vorweisen. Die SPD kündigte an, nicht zuzustimmen: „Das Findungsverfahren war intransparent und es steht infrage, ob der von der Oberbürgermeisterin vorgeschlagene Kandidat die Kriterien der Ausschreibung erfüllt“, sagte Maria Helmis, kulturpolitische Sprecherin. „Deshalb würden wir die Vorlage im Hauptausschuss ablehnen, sofern sie nicht ohnehin nochmal zur weiteren Beratung vertagt wird.“ Die Vertagung will die FDP beantragen. Die Linke kündigte ebenfalls an, nicht für Hoffmann zu stimmen.
Die Nicht-Wahl wäre eine herbe Schlappe für Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die das Verfahren mit Kulturdezernent Stefan Charles geführt hat. In einer ersten Runde war bereits einer Kandidatin die mündliche Zusage gegeben worden. Diese musste kassiert werden, nachdem bekannt wurde, dass es bei ihrem alten Arbeitgeber Unregelmäßigkeiten im Umgang mit öffentlichen Geldern gegeben haben soll. „Es wäre besser gewesen, das Verfahren im Juni neu aufzusetzen“, sagte Brigitta von Bülow, kulturpolitische Sprecherin der Grünen. Von dem Ergebnis des Verfahrens haben die Grünen Mitte vergangener Woche erst aus der Zeitung erfahren. Das dürfte maßgeblich zu ihrer Verärgerung beigetragen haben. „Das geht auf die Kappe der OB“, sagt Michael Weisenstein von den Linken. Es hätte eine Rücksprache mit der Politik geben müssen.
Von der Vertagung erhoffen sich FDP und Grüne neue Aufschlüsse über den Kandidaten. Hoffmann, der in Köln bis 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war und als Brauchtumsexperte gilt, hätte Gelegenheit sich vorzustellen. Sollte es bei einer Ablehnung bleiben, müsste die Stelle neu ausgeschrieben werden. Der Position kommt eine besondere Bedeutung zu, weil sie auch eine übergeordnete Funktion für die historischen Museen vorsieht. CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau sagte: „Sollte die Wahl scheitern, wäre das eine Riesenkatastrophe für die Kulturstadt Köln.“