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„Solo“-TourWie Chris de Burgh die Kölner Philharmonie in einen irischen Pub verwandelt

Lesezeit 3 Minuten
Chris De Burgh.

Chris De Burgh gastierte in der Kölner Philharmonie.

Die Besucher feierten den Sänger mit großer Begeisterung.

„Lebt er noch?“ Applaus. „Kann er noch singen?“ Jubel. Applaus. „Ist er glücklich, hier zu sein? – „Ja, Ja, Ja“, ruft Chris de Burgh seinem Publikum in der Philharmonie zu. „It’s been a while“ - schon etwas länger her. Aber jetzt steht der Ire hier, weiß genau, wo er ist. „Es ist wunderbar, wieder in Köln zu sein, wo es Kölsch gibt. Der FC – dem geht’s nicht so gut. Der spielt heute. Schon ein Tor gefallen?“ Chris de Burgh hat seine Fans sofort fest im Griff. Auf der großen Bühne eine Gitarre, ein Klavier, etwas Wasser, ein Mikrofonständer. Solo – heißt das Programm. Nur Minuten vor der Fragerunde kommt der Sänger (76) die Treppe runter und das Publikum, seine Fans begrüßen den irischen Weltstar stehend mit donnerndem Applaus. Schon in diesem einen Moment verwandelt sich die Philharmonie in einen irischen Pub.

De Burgh (graublaue Hose, hellblaues, offenes Hemd, blaugraues Sakko und weiße Turnschuhe) setzt sich ans Klavier und legt los. Gleich mit einem Statement: „Missing you“ (1988), gefolgt von „Sailing away“ aus dem gleichen Jahr. Nur zwei Lieder und das Publikum singt alleine weiter, als er verstummt. De Burgh genießt. „Ihr seid viel besser als die in Düsseldorf“. Da sein Deutsch nur für das „sichere Überleben“ in Restaurants geeignet sei, begrüßt er Nachzügler, die nach den ersten Liedern ihre Plätze suchen, mit den Worten: „Ja, traffic in Köln“.

50 Jahre im Musikgeschäft

50 Jahre sei er jetzt im Geschäft. Deshalb habe er seine persönlichen Favoriten herausgesucht und hoffe, „dass es Euch gefällt“. Um das zu schaffen, brauche man eine gute Stimme und Gesundheit, aber auch ein Publikum „wie Ihr“, ohne dass er nicht tun könne, was er bis heute tue. Der Ire wechselt von Klavier zu Gitarre, erzählt kleine Geschichten: private Erlebnisse, Erfahrungen im Musikgeschäft und auf Reisen. Er erzählt, wie seine Lieder entstehen – Lady in Red zum Beispiel in nur 25 Minuten – und dass er am liebsten mit „ganz großen Orchestern“ im Studio steht. Auf dieses Volumen will de Burgh auch bei seiner Soloshow nicht verzichten und singt einige Lieder mit orchestralem Playback. Unter den Favoriten des Stars sind auch Lieder wie „Let it be“ von den Beatles, „You are always on my mind“ von Elvis, „Viva Colonia“. De Burgh summt ein paar Akkorde.

„Alles gut?“ Applaus. Der Saal ist inzwischen bis auf den letzten Platz besetzt. Aus dem Pub wird eine Spelunke für de Burghs Seeräuber-Hits und Sherwood Forrest für Robin Hood. Und dann leuchtet die Zahl 2004 auf, umrandet von blauen und gelben Lichtstreifen. Ein großes Orchester wird eingespielt, nahtlos nach dem Intro übernimmt der Ire mit der Gitarre und geht auf „The Road To Freedom“. Ganz starkes Lied. Die Kölner haben alle verstanden. Sie erheben sich von den Plätzen, singen mit „and bring my boy back to me“. Der donnernde Applaus will kein Ende nehmen. Mit „Borderline“ folgt das nächste Anti-Kriegslied. Wieder stehende Ovationen, lauter Jubel. Der Ire wirkt erstaunt ob der Reaktion und fasst sich ans Herz. „Thank you“, flüstert er ins Mikrofon.

Die letzte dreiviertel Stunde sitzt kaum noch einer: Schlag auf Schlag haut Chris de Burgh seine größten Hits und Lieblingslieder raus: „Don't pay the Ferryman“, „Lady in Red“. Zieht das Sakko aus, geht ins Publikum, die Handys glühen. Totos „Afrika“, Orbisons „Pretty woman“, von denen es heute – so de Burgh – so viele im Saal gebe. Zwei haben sogar eine Rose mitgebracht. Zweieinhalb Stunden zieht Chris de Burgh durch. Seine eingeschworene Fan-Gemeinde will ihn gar nicht gehen lassen. Ja, er lebt noch und Ja, er kann noch singen. Und wie.