So soll die Severinstraße attraktiver werdenFreie Bahn für Radler und Fußgänger?
Innenstadt – Entschieden ist noch nichts, aber eigentlich ist alles klar. Es wird in absehbarer Zeit einen Runden Tisch geben, an dem ziemlich viele Beteiligte über die zukünftige Verkehrsführung auf der Severinstraße sprechen werden.
Darüber herrscht Einigkeit zwischen Politik, Verwaltung, der Interessengemeinschaft Severinsviertel (IGS) und der Immobilien und Standortgemeinschaft Severinstraße (ISG). Die IGS hat vornehmlich die Interessen der Geschäftsleute im Veedel im Blick. Die ISG vertritt die Immobilieneigentümer, setzt sich aber auch für die Verschönerung des Straßenbildes ein. Auf Antrag der Grünen sollte während der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt die Einrichtung des Runden Tisches bereits beschlossen werden.
Autofreie Verkehrsführung
Das geschah aber nicht, weil die Politiker wegen Corona nur 15 Minuten getagt und nur die dringlichsten Punkte beraten haben. Der Runde Tisch wurde zurückgestellt bis zur nächsten Tagung.
„Analog der Straße Im Eigelstein soll auch im Bereich der Severinstraße eine neue, möglichst weitgehend autofreie Verkehrsführung umgesetzt werden“, heißt es in dem Antrag. Die Verwaltung wird darin beauftragt, eine Planung zu erstellen beziehungsweise ihre Pläne zur Diskussion zu stellen, welche Abschnitte der Severinstraße auch kurzfristig vom Verkehr befreit werden können. Dabei, so die Antragsteller, sei sicher zu stellen, dass die Erschließung der Seitenstraßen und der Lieferverkehr weiterhin gewährleistet sind.
Dabei sollen die Varianten „Fahrradstraße“ und „Fußgängerzone Fahrrad frei“ geprüft werden. „Wir halten einen Runden Tisch für die beste Möglichkeit, alle an diesem Prozess teilhaben zu lassen“, sagt Antje Kosubek, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der BV Innenstadt, und hofft auf einen breiten Konsens. Denn: „Jede Umgestaltung des Straßenraumes lebt davon, dass sie von Anwohnenden und Geschäftsleuten unterstützt und mit umgesetzt wird.“
Verlagerung des Verkehrs verhindern
Die Sozialdemokraten jedenfalls möchten sich dem allen nicht verschließen. „Ich höre im Veedel viele Stimmen, die das befürworten“, sagt Tim Cremer, SPD-Fraktionsvorsitzender in der BV Innenstadt. Er rät allerdings zu bedächtigem Handeln. Die Versorgung der Bevölkerung dürfe keineswegs beeinträchtigt werden. Verhindert werden müsse, dass sich der Verkehr von der Severinstraße auf andere Straßen verlagere und dort die Anwohner belästige. „Und wenn die Verwaltung rechtliche Bedenken hat, muss man die selbstverständlich auch hören.“ So oder so ähnlich hört man es auch aus den anderen Fraktionen.
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Auch die CDU befürwortet den Runden Tisch. „Die Südstadt diskutiert ja sowieso gerne. Und wenn dort Veränderungen gewünscht werden, haben wir natürlich nichts dagegen“, sagt Ralf Uerlich, Fraktionsvorsitzender in der BV Innenstadt. Aber man müsse wissen, dass da immer sehr viele Emotionen im Spiel seien. Schließlich habe die Straße in den vergangenen Jahren viele Veränderungen erlebt.
Karl-Heinz Walter, Vorsitzender der IGS, freut sich jedenfalls darauf mit zu diskutieren. Aber auch er weist darauf hin, dass man aus der Severinstraße nicht mir nichts dir nichts eine Fußgängerzone machen könne. „Schauen Sie sich die Hohe Straße und die Schildergasse an. Da haben viele Läden Probleme. Und es gibt fast nur noch Filialisten. Und Leerstände.“
Struktur des Vringsveedels erhalten
Walter ist es wichtig, die Struktur des Vringsveedels zu erhalten. Das Viertel biete derzeit weiterhin Waren des täglichen Bedarfs. „Es darf nicht sein, dass jemand etliche Kilometer zurücklegen muss, um zum Metzger zu kommen.“ Der Vertreter der Geschäftsleute erinnert an die Runden Tische zur Umgestaltung der Severinstraße und des Chlodwigplatze, die vor Jahren sehr gute Arbeit geleistet hätten. „Ohne den Runden Tisch wäre der Chlodwigplatz heute nicht verkehrsberuhigt.“
Nicht ganz so euphorisch wie die Grünen ist Ulrich Schlüter, Vorsitzender der ISG. Auch er verweist auf die Wichtigkeit der Severinstraße für die Nahversorgung der Bürger. Aber: „Wichtig ist, dass wir nach allen Seiten offen sind und werden uns gerne an dem Runden Tisch beteiligen und nach den bestmöglichen Lösungen für die Mieter, die Gewerbemieter und die Eigentümer suchen.“
Dabei gelte es zu berücksichtigen, dass 2024 möglicherweise die Nord-Süd-Bahn komplett in Betrieb gehe. Auch über Änderungen bei den Buslinien im Veedel werde gesprochen. „Es wird in den nächsten Jahren einige Veränderungen beim Verkehr auf der Severinstraße geben.“
Der ISG-Vorsitzende verweist darauf, dass die Straße in drei Abschnitte eingeteilt werden könne. Der breite Abschnitt im Norden, der Mittelabschnitt zwischen Im Dau und Kartäuserhof und der sehr schmale Teil zwischen der Severinskirche und der Torburg. Jeder Abschnitt sei anders zu betrachten. Schlüter hält nichts von Schwarz-Weiß-Denken. Veränderungen könnten nur Stück für Stück eingeführt werden. „Wir müssen prozesshaft denken. Und wir müssen die Lebendigkeit des Veedels bewahren.“