AboAbonnieren

Senftöpfchen-KonzertSo berührend erinnert Gerd Köster an Frank Hocker

Lesezeit 3 Minuten
Gerd Köster (Mitte) mit Helmut Krumminga (r.) und „Buddy“ Sacher als Weggefährten.

Gerd Köster (M.) mit Helmut Krumminga (r.) und „Buddy“ Sacher als Weggefährten auf der Bühne.

Das Album "Stabil Nervös" war noch mit Frank Hocker eingespielt.

An einem Thema kam man an diesem Abend ohnehin nicht vorbei, daher sprach Gerd Köster es lieber direkt an. „Ihr habt es ja gehört, Frank ist nicht mehr da. Aber unsere ‚Babys‘, die haben ein Recht zu bleiben.“

Besagte „Babys“ sind all die Songs, die im Laufe der jahrzehntelangen musikalischen Partnerschaft von Köster und Frank Hocker entstanden sind. Kurz bevor Hocker im Oktober überraschend verstarb, hatte er noch an den Aufnahmen zu „Stabil Nervös“ mitgewirkt. So wie das Live-Album, auf dem sich neuere Songs und alte Klassiker mischen, heißt auch das aktuelle Programm, mit dem Köster im „Senftöpfchen“ Köln-Premiere feierte. Nur dass es statt „Köster und Hocker“ eben jetzt „Köster und Weggefährten“ heißt. Besagte Gefährten sind für langjährige Fans längst ein gewohnter Anblick. Helmut Krumminga (Gitarre) unterstützte das Duo ohnehin seit Jahren bei zahlreichen Auftritten. Auch Gitarrist „Buddy Sacher“ („aus der Stadt des deutschen Meisters, da muss ich jetzt mal Haltung annehmen“) und Gerhard Sagemüller (Schlagzeug und Percussion) standen schon oft in Bandbesetzung mit Köster und Hocker auf der Bühne. So dauerte es nicht lange, bis Köster das Publikum auf seiner Seite hatte.

Apropos langjährige Fans: Von einem solchen, der sich anlässlich der Wiedervereinigung seiner einstigen Lieblingsband wehmütig an alte Zeiten erinnert, handelte der Eröffnungssong „Fümmunzwanzisch Johr“. Den Stücken von Köster und Hocker haftete, zumindest auf den ersten Blick, immer schon etwas Zeitloses an. Nichtsdestotrotz ist vieles von aktuellen Ereignissen inspiriert. Bestes Beispiel an diesem Abend war „Wa’sch nit kenne“. Zum Text inspiriert wurde Köster durch eine Fernsehreportage über einen Neonazi, der, ungeachtet seines Weltbildes, trotz allem irgendwie sympathisch gewirkt habe. Auf die Frage, ob er überhaupt Asylbewerber kenne, habe er geantwortet: „Wen ich kenne, kann ich nicht mehr hassen.“

Auch die Übertragung internationaler Songs ins Kölsche gehört zu Kösters Markenzeichen. Da wird aus Franz Zappas „Bobby Brown“ einfach mal ein „Nobbi Braun“: „Oh Herrgott, ich bin Papas Traum. Bin ich zu extrem? Ich glaub‘ es kaum.“

Dann sind da natürlich die ewigen Repertoire-Klassiker, teils noch aus den Neunzigern, die in keinem Konzert fehlen dürfen. Diesmal gab es unter anderem ein Wiederhören mit „Vier Wäng“, „Ei Mädche“, „Buure Säu“ und „Dei Dei Dei Dei“. Einen besonderen Moment hatte sich Köster bis zum Schluss aufgespart: Den nachdenklich-melancholischen Song „Et letzte Drüvje“, den er, am Bühnenrand sitzend, a cappella sang: „Ich bin et letzte Drüvje am Stock. (…) Du kannst mich alles fragen, ich han alles gesinn, die Mosel voll mit Algen, e paar Regale schwimmen drin.“

Sicher, hin und wieder vermisste man die Frotzeleien zwischen Köster und Hocker, die viele Jahre lang einfach dazugehört hatten. Doch wenn Frank Hocker an diesem Abend von irgendwoher zuschaute – er dürfte stolz sein, wie seine „Babys“ sich entwickeln.