Erneut ist zu einer Gewalttat auf den Ringen gekommen. Ein 31-Jähriger wurde schwer verletzt.
Schüsse in Ring-Disko„Was hier passiert ist, ist nur noch abartig“
Im „Nachtflug“ donnern am Sonntagmittag noch die Bässe aus dem Lokal, gegenüber im Nachtlokal „Mio Club“ ist die Musik verstummt. Um 4.38 Uhr am Sonntagmorgen war die Party auf dem Hohenzollernring vorbei. Mit einer scharfen Schusswaffe feuerte ein Mann im Eingangsbereich mehrere Schüsse ab. „Er hat um sich geschossen“, sagte ein Polizeisprecher der Rundschau. Ein Unbeteiligter erlitt einen Beinschuss — vermutlich durch einen Querschläger. „Der Mann war am Sonntagmorgen Besucher des Clubs“, ergänzte der Sprecher.
An der Garderobe geriet der 31-Jährige plötzlich in den Streit, er musste mit einer schweren Fußverletzung im Krankenhaus versorgt werden. Alarmierte Polizisten stellten in der Diskothek später eine scharfe Schusswaffe (Kaliber 22) und mehrere Projektile sicher. Beamte nahmen zwei vom Tatort geflüchtete Tatverdächtige (24, 28) nur wenig später auf der Olpener Straße in Höhenberg nach einem Zeugenhinweis vorläufig fest. Nach bisherigem Ermittlungsstand waren mehrere Unbekannte gegen 4.30 Uhr im Bereich der Garderobe der Diskothek in Streit geraten. Acht Minuten später fielen die Schüsse. „Einer der Männer soll dann eine Schusswaffe gezogen und mehrere Schüsse abgegeben haben“, hieß es von Polizei und Staatsanwaltschaft weiter. Ob wegen eines versuchten Tötungsdeliktes oder wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt wird, blieb zunächst unklar.
Am Sonntagmittag waren die Bilder einer Partynacht auf den Ringen noch deutlich zu sehen. Zerbrochene Bierflaschen auf der Straße, Erbrochenes auf dem Bürgersteig und Müll in großen Mengen sind vor den Clubs zu sehen. Vor dem „Mio Club“ liegen noch mutmaßliche Utensilien der Rettungssanitäter auf dem Boden. Darunter Einweghandschuhe und eine Wärmedecke. Die Polizei hatte den Tatort auch am Sonntagnachmittag noch nicht freigegeben. Immer wieder gingen Mitarbeiter der Kriminaltechnischen Untersuchung (KTU) in die Disko. Ermittler des Kriminalkommissariats 11 sind seit dem Sonntag mit dem Fall befasst. Die Beamten fragen: Wer hat gegen 4.30 Uhr oder schon früher in der Disko verdächtige Beobachtungen gemacht? Wer kann Angaben zu einem Streit im Eingangsbereich machen? Die Polizei will auch überprüfen, wie ein Mann mit einer scharfen Schusswaffe in die Disko gelangt ist und warum es offensichtlich keine ausreichenden Kontrollen am Eingangsbereich gegeben hat.
Sicherheitsgefühl beeinträchtigt
In den vergangenen Wochen kam es in Köln und der Region immer wieder zu Schussabgaben und Explosionen, die von Polizei und Staatsanwaltschaft als Drohgebärden und Warnungen im kriminellen Milieu gewertet werden. In dem aktuellen Fall vom Sonntag haben die Behörden bisher keine Erkenntnisse, dass die Schüsse in Zusammenhang mit den Gewalttaten in der Vergangenheit stehen. „Wenn im Moment in Köln Schüsse fallen, werden sofort Parallelen zu vorherigen Taten geprüft“, hieß es aus dem Polizeipräsidium. Die Schießerei in der Disko rüttelt wieder am Sicherheitsgefühl vieler Kölner. Dass Unbeteiligte bei Auseinandersetzungen verletzt werden, ist die große Sorge der Polizei. Mehrere Anwohner an den Tatorten betonten in den vergangenen Wochen, dass ihnen das Sicherheitsgefühl in Köln ein Stück weit verloren gegangen sei.
„Die Menschen in Köln sind verunsichert“, sagte beispielsweise Volker Görzel, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP. Die Kölner müssten wieder ohne Angst schlafen können. Auch Polizeipräsident Johannes Hermanns und Kripochef Michael Esser betonten, dass sie die Sorgen zum Sicherheitsgefühl der Kölner sehr ernst nehmen. Auch die Clubbetreiber auf den Ringen sind alarmiert: „Vieles, was in den vergangenen Monaten passiert ist, ist nur noch abartig. Das hat es früher so nicht gegeben“, erklärte Claudia Wecker von der Disko „Das Ding“. „Wir haben unsere Sicherheitsmaßnahmen schon deutlich erhöht, zum Beispiel mit stichsicheren Westen oder Bodycams“, so die Clubbetreiberin jüngst in einem Interview mit dem Nachrichtenportal „t-online“.