Eines der bekanntesten öffentlichen Kunstwerke in Köln, die Beton-Plastik „Ruhender Verkehr“ von Wolf Vostell, soll an einen neuen Standort umziehen.
„Ruhender Verkehr“Warum Vostells berühmtes Kölner Kunstwerk umziehen soll
Rund 34 Jahre stand die Skulptur „Ruhender Verkehr“ auf dem Mittelstreifen des Hohenzollernrings. Doch nun soll der einbetonierte Opel Kapitän des Fluxus-Künstlers Wolf Vostell (1932-1998) bald umziehen. Und zwar auf einen „richtigen“ Parkplatz zwischen anderen Autos. Das hatte der aus Leverkusen stammende Künstler seinerzeit ausdrücklich so gewollt. Und die Bezirksvertretung Innenstadt hat voriges Jahr beschlossen, ihm diesen Wunsch nach mehr als fünf Jahrzehnten zu erfüllen.
Künftig soll die „Ereignisskulptur“, wie Vostell seine plastischen Betonierungen nannte, in einer Parklücke vor dem Kölnischen Kunstverein an der Hahnenstraße 6 stehen. Den neuen Standort hat das Museum Ludwig als Eigentümer der Plastik bereits mit dem Sohn des Künstlers und Rechteinhaber Raffael Vostell besprochen. Allerdings seien derzeit noch mehrere städtische Ämter dabei zu prüfen, ob dieser Parkplatz für das tonnenschwere Kunstwerk in Frage kommt, teilte die Stadt auf Anfrage der Rundschau mit.
Sohn des Künstlers ist einverstanden
Als Alternative war auch die Domstraße im Gespräch, wo der Künstler im Oktober 1969 in einer Parklücke vor der Galerie „art intermedia“ seinen Opel Kapitän (Baujahr 1960, Modell P 2,6) mit dem Kennzeichen K-HM 175 einbetoniert hatte (siehe Infotext). Doch diesen historischen Standort fand sein Sohn Raffael Vostell zu abgelegen. Er hatte sich ursprünglich für einen Verbleib des Werks am Hohenzollernring ausgesprochen, ist nun aber mit dem Umzug einverstanden.
Der neue Standort erscheint unter anderem deshalb sehr geeignet, weil der Kölnische Kunstverein bereits im Jahr 1970 in Zusammenarbeit mit Wolf Vostell die erste Retrospektive-Ausstellung der internationalen Happening und Fluxus-Bewegung organisiert hatte. In der Domstraße hatte Vostells „Ruhender Verkehr“ nach dem Betonguss nur wenige Wochen verbracht, danach war das Werk unter anderem in Paris und Berlin ausgestellt worden und stand dann längere Zeit am Josef-Haubrich-Hof am Neumarkt – nicht weit vom nun geplanten Standort. „Wir finden es großartig, dass die Skulptur auf einen Parkplatz vor dem Kölnischen Kunstverein umziehen soll“, sagte dessen Vorsitzender Thomas Waldschmidt der Rundschau. Er regte an, dass die Stadt dann neben dem Kunstwerk auch eine alte Parkuhr aufstellen solle, wie Wolf Vostell dies 1969 getan hatte.
Künstler forderte explizit einen echten Parkplatz
Als damals 36-Jähriger hatte Vostell bei der Schaffung des „Ruhenden Verkehrs“ explizit einen echten Parkplatz für sein Werk gefordert, er sagte: „Meine Plastik, mit der ja eine Aktion verbunden ist, soll am besten in einer Parkreihe in einer Stadt, ob es Köln ist oder eine andere, stehen bleiben. Das wäre die ideale, die gesellschaftliche Relevanz – das eingefrorene Auto mitten zwischen anderen, noch verkehrstüchtigen Autos. Das alogische Element würde dann sehr stark zu Bewusstsein kommen.“
Die Stadt Köln hatte diesen Wunsch jahrzehntelang ignoriert, nun soll er endlich in Erfüllung gehen. Doch bevor es so weit ist, soll das Kunstwerk erst restauriert werden. Zwar hatte das Kulturdezernat voriges Jahr mitgeteilt, die mehr als 50 Jahre alte Skulptur sei „bis auf Fehlstellen in einem generell sehr guten Zustand, sogar viel besser als die Versionen in Berlin und Chicago“ (wo Vostell Cadillacs in Beton goss). Dennoch gibt es Handlungsbedarf. „Die Schäden am Beton werden behoben, die Armierung wird neu versiegelt und die Skulptur wird gereinigt“, teilte die Stadt auf Anfrage mit.
Im Juli soll die Restaurierung vor Ort am Hohenzollernring beginnen. Sie soll drei, vier Wochen dauern, in dieser Zeit müssen Fahrspuren verengt werden. „Optisch wird sich an der Skulptur nichts groß verändern. Wir schließen nur Wunden“, sagt Restauratorin Dr. Ewa Piaszczynski von der Siegburger Firma „Strotmann und Partner“, einem weltweiten Anbieter von Betonrestaurierungen an hochwertigen Objekten. Man werde nicht in die Originalsubstanz eingreifen, aber Löcher schließen, um Frostschäden vorzubeugen.
Die Kunstaktion 1969
15 Tonnen Beton der Güteklasse B 300 ließ Künstler Wolf Vostell 1969 per Betonmischfahrzeug für seine Aktionsplastik „Ruhender Verkehr“ in die Kölner Domstraße bringen. Zunächst wurde dort am 2. Oktober 1969 eine Bodenplatte gegossen. Auf dieser parkte Vostell zwei Tage später seinen Opel Kapitän, Kennzeichen K-HM 175, und legte dann beim Bau der Holzverschalung selbst mit Hand an.
Als Bewehrungselemente setzte er Baustahlgewebe, sogenannte N-Matten ein. Am 6. Oktober ließ Vostell seinen Opel mit laufendem Radio einbetonieren, zuvor hatte er noch einige Zeitungen hineingelegt. Am 13. Oktober entfernte der Künstler die Verschalung und stellte eine Parkuhr neben sein Kunstwerk. Die „Kölnische Rundschau“ berichtete damals unter der Schlagzeile: „Parkuhr wacht an Autograb“. (fu)