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Plattenladen in KölnIn der Ritterstraße dreht sich alles um die Schallplatte

Lesezeit 3 Minuten
Das Gesicht des Inhabers durch die Mitte einer Schallplatte.

Dirk Borrmann hat den Standort von Black Diamonds Records übernommen und zu Drake Records umfirmiert.

Drake Records tritt in die Fußstapfen eines echten Kultladens an der Ritterstraße. Der Betreiber hat sich schon lange auf Platten spezialisiert - allerdings zunächst im Online-Versand. Nun lockt er Vinylfans nach Köln.

Wohlig wie ein prasselndes Kaminfeuer breitet sich der Sound von Stan Getz’ Saxophon im Raum aus. Ein unverkennbarer Ton. Der Markenkern des US-amerikanischen Jazzmusikers. Was allerdings über eine gestreamte Musikdatei glatt in Vergessenheit geraten könnte. Nicht so bei Dirk Borrmann. Routiniert senkt er den Tonarm herab. Die Nadel trifft auf die erste Rille – und Getz flutet den Raum mit Wohlbefinden. Unkomprimiert. Wie es eben nur die Schallplatte kann. Und die ist der Markenkern von Borrmanns neu eröffneten Laden in der Ritterstraße: Drake Records.

In der Ritterstraße in Köln gab es schon einen Kult-Platten-Laden

Ritterstraße? Ein Plattenladen? Gibt es da nicht schon einem berühmten? Gab es. Black Diamonds Records hatte sich über Jahrzehnte Kultstatus in Köln erarbeitet. Mag die Musikindustrie die Schallplatte zwischenzeitlich eiskalt begraben haben, in Läden wie dem Black Diamond Records bekamen die alten Scheiben Artenschutz – bis der Besitzer in den Ruhestand ging.

Der Inhaber durchsucht seine Platten im Laden an der Ritterstraße

Die Auswahl ist bunt gemischt

Diesem Artenschutz hatte sich auch Borrmann verschrieben. Bereits 14 Jahre betrieb er im Rechtsrheinischen Handel mit Schallplatten. „Mein Standbein war allerdings der Versand“, sagt er. Konnte die Musikindustrie Borrmann und sein kleines Geschäft nicht in die Knie zwingen, die Post hätte es beinahe geschafft. Mit einer Umpreisung der Paketgrößen. Auf einmal kostete der Versand eines Paketes im Format einer Langspielplatte rund das Dreifache. „Da war es ein riesiges Glück, dass ich den Laden hier in der Ritterstraße übernehmen konnte“, sagt Bormman. „Sonst wäre ich pleite gegangen.“ Nun setzt er ganz auf den Direktverkauf. Im Linksrheinischen sei er dafür einfach präsenter. „Zudem gibt es in der Nachbarschaft schon einige Vinyl-Läden, von denen sich viele auf Musikgenre spezialisiert haben. „Hier hat sich ein kleines Vinyl-Viertel entwickelt“, schwärmt der Händler.

Verkauft wird, was ankommt

Eine Festlegung auf ein Genre gibt es nicht bei Drake Records. Die Reiter, die aus den Kisten mit den Schallplaten herausragen, weisen alles aus, was eine Tonnadel in Schwingung versetzen kann. „So um 2011/2012 fing die Renaissance der LP an“, erinnert sich Borrmann. Heute ist Vinyl wieder Trend. Ein vorübergehender? „Im Moment ebbt es noch nicht ab.“ Und für die Zukunft ist der Händler zuversichtlich. „Jeder, der mehr will als ein paar Songs auf dem Handy, landet früher oder später bei der Schallplatte“, weiß er aus Erfahrung.

Dirk Borrmann in seinem Plattenladen

Dirk Borrmann in seinem Plattenladen

Das Gespräch mit der Rundschau hat er extra eine Stunde vor die Ladenöffnung gelegt. Genutzt hat es nichts. Kaum ist die Tür von Drake Records nicht mehr abgeschlossen, kommen die ersten Kunden rein. „Es gibt keine klassische Altersgruppe bei den Käufern.“ Ob jung oder älter, sie wüssten alle die Vorteile der LP zu schätzen. Der Klang, das Haptische, das Bleibende. „Keiner erinnert sich noch an seine erste MP3, aber jeder an seine erste Schallplatte“, erklärt Borrmann das Phänomen.