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Mehr als ein BücherschrankKölns erstes Tauschregal steht in der Südstadt – das steckt dahinter

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Frauen betrachten den Inhalt des Tauschregals.

Geben und Nehmen am neuen Tauschregal am Eierplätzchen.

Was der eine nicht mehr möchte, macht dem anderen noch große Freude. Am Eierplätzchen steht nun ein ganz besonderer Schrank. Sein Vorbild sind die Bücherschränke, die es vielerorts schon gibt. Doch er bietet mehr.

„Geben und Nehmen.“ Eindeutig prangt der Zweck auf dem Dach von Kölns ersten Tauschschrank. Seit der vergangenen Woche steht das gläserne Regal von der Größe einer Telefonzelle auf dem „Eierplätzchen“ an der Mainzer Straße in der Südstadt.

Hinter der Idee zum Tauschschrank stecken eine Gruppe von Studierenden der Kölner International School of Design (KISD) der TH Köln und das Innovationsbüro der Stadt Köln. „In einem Kooperationsprojekt mit der KISD ging es darum, nachhaltige Ideen für die Stadt zu entwickeln“, erläutert Anastasia Bondar vom Innovationsbüro.

„Zero Waste“ als Thema

Schnell war den Studierenden klar, dass Müllvermeidung ein wichtiges Thema ist. Sie besuchten die Abfallwirtschaftsbetriebe, Repair-Cafés und führten Interviews mit Bürgerinnen und Bürgern. „Dabei wurde deutlich, dass sie sich eine Anlaufstelle in ihrer Nähe wünschen, in der ausrangierte Dinge weitergegeben werden können“, sagt Bondar. Denn: Etwas wegzuwerfen, was jemand anderes noch gut gebrauchen könnte, fällt den wenigsten leicht.

Genau hier setzt das Tauschregal an. Was immer dort hineinpasst und noch funktionstüchtig ist, kann hineingestellt werden. Das können Haushaltsgeräte ebenso sein wie Deko, Geschirr, Werkzeuge oder Spielsachen. „Scharfe Messer und spitze Gegenstände sind ausgenommen’“, heißt es auf einer Info-Tafel am Tauschregal.

Stadt stellt Ort zur Verfügung

Die Stadt hat lediglich den Aufstellungsort zur Verfügung gestellt. „Sie übernimmt keine Haftung oder Gewähr für den Zustand und die Sicherheit der Gegenstände“, steht auf der Info-Tafel. Morgens und abends protokollieren die Initiatoren von der KISD, was sich im Regal befindet und was schon den Weg zu einem neuen Besitzer gefunden hat.

Der Durchlauf ist enorm. „Wir kommen mit dem Protokollieren kaum nach, weil die Dinge so schnell zirkulieren“, sagt Bondar. Schnell weg gehen DVDs und CDs ebenso wie „Stehrümchen“, Kaffeemaschinen, ein Kalligrafie-Set, Puppen, Autos, Geschirr oder Spiele. „Auch eine Anti-Cellulite-Creme ist erfolgreich getauscht worden“, weiß Bondar.

Bisher nur ein Ladenhüter

Ladenhüter war bisher eine eigenwillige Dekoration in Form eines Fischs. „Die stand drei Tage da. Aber dann wurde sie auch mitgenommen“, sagt Bondar. Bisher ist das erste Tauschregal Kölns nur auf Zeit genehmigt. Bis etwa Ende Juli darf es als Projekt auf dem Eierplätzchen stehen.

„Wir wollen das Tauschregal aber gerne verstetigen“, sagt die Innovationsbeauftragte. Zukünftig könnte das Tauschregal von der Nachbarschaft selbst getragen werden. „Wir erarbeiten gerade ein Patenschaftskonzept“, sagt Bondar. Immerhin: Erste Nachbarn haben bereits signalisiert, dass sie sich eine Patenschaft vorstellen können.


Bücherschränke längst etabliert

50 Bücherschränke gibt es mittlerweile in Köln. Erst im Juni wurde das jüngste „Lese-Tausch-Möbel“ aufgestellt. Während die meisten Bücherschränke auf belebten Plätzen in der Stadt stehen, steht der neueste auf einem Friedhof - auf dem Südfriedhof in Zollstock.

Wer seine Bücher ausrangieren möchte und anderen gleichzeitig eine Freude machten möchte, steuert einen Bücherschrank ebenso an wie all jene, die auf der Suche nach Gratis-Lesestoff sind.