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Neue Suchmaschine für KölnWissen, was der Händler um die Ecke im Angebot hat

Lesezeit 4 Minuten
Heike Sommnitz und Lisa Schlömer stehen in einem Laden mit weihnachtlichen Deko-Artikeln und Schuhen.

Heike Sommnitz (l.) betreibt den Laden „Pantine und die bunte Bande“ und ist von der Idee von Lisa Schlömer überzeugt.

Viele Leute kaufen im Internet, weil sie nicht wissen, ob ein Händler in der Nähe den Artikel vorrätig hat. Das will die Firma Emiigo mit einer neuen Suchmaschine ändern.

Ob diese Idee das Einkaufsverhalten nachhaltig verändern wird, bleibt abzuwarten. Aber sie könnte das Zeug dazu haben. Und sie hat den Elan von Lisa Schlömer. Die Wirtschaftsinformatikerin hat eine Webseite entwickelt, mit der sie den weltweit agierenden Online-Händlern die Stirn und den lokalen Händlern eine Plattform bieten will.

Die Idee ist denkbar simpel: Konsumenten und Konsumentinnen können auf der Seite Emiigo.de nachschauen, ob ein Händler in der Nähe das Produkt vorrätig hat, das sie suchen. „Es ist doch viel sinnvoller, beispielsweise Schuhe oder Klamotten anzuprobieren, statt sie im Netz zu bestellen und im Zweifel wieder zurückzuschicken“, erklärt Schlömer den praktischen Nutzen.

Oder einen Rucksack mit professioneller Beratung einfach mal ein paar Minuten zu tragen, bevor es in die Alpen geht. Vielleicht muss es aber auch mal schnell gehen, und man hat nicht die Zeit, Lieferfristen abzuwarten. „Wie oft liest man in den sozialen Netzwerken die Frage, ob jemand weiß, wo es ein bestimmtes Produkt gibt“, fragt Schlömer.

25 Kölner Geschäfte beim Start dabei

Die Emiigo-Seite ging im September 2022 online mit 25 Kölner Geschäften. Mittlerweile kann man das Sortiment von 2200 Einzelhändlern und Filialketten mit 2,5 Millionen Produkten durchsuchen. Vertreten sind hauptsächlich Läden in Köln, Berlin und Aachen.

„Wir expandieren ständig“, sagt Schlömer, die die Emiigo.GmbH gemeinsam mit Lennart Schwark gegründet hat und mit ihm auch die Geschäfte führt. Die beiden sind gerade dabei, neue Leute einzustellen. Geld verdient Emiigo mit den Beiträgen, die die Geschäftsleute zahlen.

Monatsbeitrag richtet sich nach Umsatz und Größe

Der Einstiegspreis für kleine Läden beträgt 29 Euro pro Monat. Der Monatsbeitrag richtet sich nach Größe und Umsatz des Geschäftes. Eines ist Lisa Schlömer wichtig: „Bei uns kann man nichts kaufen. Wir vermitteln nur. Und wir bekommen keine Provisionen.“

Aber woher weiß Emiigo, welche Produkte in welchem Geschäft um die Ecke gerade vorrätig sind? Das Zauberwort heißt Warenwirtschaftssystem. Das ist ein Modell zur Abbildung der Warenströme im Geschäftsprozess eines Unternehmens. Kurz: Es wird erfasst, mit welchen Waren das Geschäft beliefert wurde und welche davon verkauft wurden. Die Händler gestatten Emiigo Einblick in diese Daten.

Damit ist der tagesaktuelle Warenbestand auf der Webseite gewährleistet. Weiterer Vorteil für die Händler: Emiigo wertet in Zukunft die Suchanfragen aus und kann den Händlern Tipps geben, welche Produkte sie in ihr Sortiment aufnehmen sollten, weil die häufig in ihrer Nähe gesucht werden.

Lisa Schlömer steht vor zahlreichen Werbeplakaten und Zetteln, die an Wäscheklammern aufgehängt sind.

Lisa Schlömer wirbt beim Tag des guten Lebens in Nippes für ihre Idee.

Schwierig wurde es bei einer Händlerin, die ein Warenwirtschaftssystem kategorisch ablehnte: „Das brauche ich nicht. Ich weiß doch, was in meinem Laden steht.“ Aber auch da habe man eine Lösung gefunden, erzählt Schlömer. Besagte Geschäftsinhaberin habe auch mit klaren Worten bekannt, dass sie niemals einen Online-Shop einrichten werde. „Ich habe ein Geschäft, weil ich gerne mit Menschen zu tun habe. Ich habe keine Lust, Pakete zu packen. Das könnte ich ja auch in einer Garage.“

Lisa Schlömer betont die Nachhaltigkeit ihrer Geschäftsidee. „Viele Fahrten von Lieferfahrzeugen sind überflüssig. Darüber hinaus kann der Einkauf im Geschäft verknüpft werden mit Fahrten zum Arbeitsplatz, zur Kita oder zu Treffen mit Freunden. So werden Wegeketten optimiert.“

Außerdem sei beim stationären Einkauf die Quote an Retouren deutlich kleiner als bei Online-Käufen. Und wenn man vor Ort einkaufe, entstünden auch soziale Kontakte. Schlömer und ihr Geschäftspartner Schwark haben auch schon an höherer Stelle Aufmerksamkeit erregt. Sie belegten kürzlich den dritten Platz beim „ZukunftHandel Award“, der jährlich beim Handelskongress Deutschland an wegweisende innovative Unternehmen aus dem Einzelhandel und im Dienstleistungsbereich vergeben wird.

Heike Sommnitz betreibt an der Landmannstraße den Laden „Pantine und die bunte Bande“, in dem sie hauptsächlich Schuhe, aber zurzeit auch weihnachtliche Deko-Artikel verkauft. Lisa Schlömer hat sich lange mit ihr unterhalten, um zu erfahren, was die Ladenbesitzer sich wünschen. Heike Sommnitz ist von dem, was herausgekommen ist, überzeugt: „Der Ansatz von Emiigo ist genau das, was wir im Einzelhandel brauchen.“