AboAbonnieren

Gemüse und Obst direkt vom ErzeugerAusgabestelle der Marktschwärmer in der Südstadt bleibt im Innenhof des Bauspielplatzes

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann steht an einem Marktstand und prüft Gemüse. Die Verkäuferin hält einen Bund Möheren..

Clara von Harz-Möllmann ist Gastgeberin der Marktschwärmer in der Südstadt.

Die Marktschwärmer aus der Südstadt sind vom Neuland-Garten in den Innenhof des Bauspielplatzes umgezogen.

„Für mich ist das eine hilfreiche Zusatzeinnahmequelle. Da ich ohnehin immer in Köln und Umgebung unterwegs bin, um Hofläden und Cafés zu beliefern, passt es für mich, auch beim Marktschwärmer-Markt vorbeizukommen. Außerdem ist hier eine schöne Atmosphäre und für mich eine gute Gelegenheit, direkt mit Kunden Kontakt zu haben, deren Feedback und Anregungen zu bekommen“, sagt Milchbauer Josef Thomas aus Monschau.

Seit fünf Jahren beliefert er den Marktschwärmer-Markt in der Südstadt. Die Marktschwärmer – das ist eine Kombination aus Online-Shop und Bauernmarkt. Auf der Website können Kunden Lebensmittel regionaler Anbieter bestellen. Die packen die gewünschten Artikel zusammen und bringen sie einmal in der Woche zum Marktschwärmer-Markt. Der findet in der Südstadt donnerstags von 17.30 bis 19 Uhr statt in der „Schickeria“, dem Innenhof des Baui im Kölner Friedenspark. Gastgeberin ist Clara von Harz-Möllmann. „Dieses Projekt soll dem Höfesterben entgegenwirken und die regionalen Landwirte unterstützen. Die haben es schwer zu überleben“, sagt die Südstädterin.

Projekt startete in Frankreich

Das Konzept kommt aus Frankreich, dort startete das Projekt 2011. 2014 wurden die ersten Schwärmereien in Deutschland gegründet, in Berlin und in Köln-Ehrenfeld. Bei den Marktschwärmern gibt es unter anderem Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch, Wurst, Milch, Käse, Joghurt, Brot, Fisch, Honig, aber auch Kaffee und Wein. Den Südstadt-Marktschwärmern sind rund 35 Erzeuger angeschlossen, die aber nicht immer alle auf dem Abhol-Markt anwesend sind. „Das Angebot variiert jede Woche, Basics wie Brot, Gemüse, Obst und Eier sind immer zu haben“, erklärt von Harz-Möllmann.

Milchbauer Josef Thomas zeigt eine Milschflasche.

Milchbauer Josef Thomas schätzt das Marktschwärmer-Projekt als Zusatzeinnahmequelle und den direkten Kundenkontakt.

Der Vorteil für die Erzeuger: Sie haben eine zusätzliche Einnahmequelle, die sie, da die Ware vorbestellt und per Internet bezahlt ist, gut kalkulieren können. Der Vorteil für die Kunden: Die Ware ist frisch, Gemüse und Obst werden oft erst am Tag des Marktes geerntet. Der Vorteil für die Umwelt: Die Erzeuger kommen aus der Nähe, meist aus einem Umkreis von 25 Kilometer, das bedeutet kurze Transportwege. Tüten und Taschen, um ihre bestellten Lebensmittel abzuholen, bringen die Kunden selbst mit. „Dazu kommt die besondere Atmosphäre. Es ist ein bisschen wie auf einem Bauernmarkt und die Leute halten immer gerne einen Plausch miteinander“, sagt von Harz-Möllmann.

Das schätzt auch Ralf Mohr vom Gemüsehof Steiger aus Bornheim. „Es ist ein sehr netter Kontakt hier mit den Kunden. Wir haben viele Stammkunden und wenn ich die Kisten mit zusammenpacke, weiß ich schon, für wen das ist. Man kennt eigentlich alle“, erzählt er. Der Marktschwärmer-Markt sei eine große Unterstützung für die Landwirte, meint er. „Heute haben wir zum Beispiel Bestellungen für 70 Kunden dabei und das Gute ist, wir nehmen nichts mit zurück“, sagt Mohr.

Vier Marktschwärmer-Märkte in Köln

Die Preise für Obst und Gemüse, so von Harz-Möllmann, lägen nicht über denen im Supermarkt. Ein Kilo Tomaten zum Beispiel kostet beim Gemüsehof Steiger 2,90 Euro, die Salate sind für 1,59 Euro zu haben und ein Kilo Kartoffel-Brätlinge für 1,90 Euro. Fleisch und Wurst kosten etwa so viel wie in einer guten Metzgerei, ein Liter Bio-Vollmilch in der Glasflasche von der Monschauer Bauernmolkerei 2,14 Euro.

„Ich finde die Preise hier völlig in Ordnung. Ich kaufe seit einem Jahr hier ein und bin total begeistert. Das Gemüse ist immer ganz frisch und es ist einfach schön, genau zu wissen, wo die Sachen herkommen und sich mit den Erzeugern zu unterhalten. Auch dass alles unverpackt ist und aus der Nähe kommt, finde ich super“, sagt Filippa Gojo aus Raderberg. „Das Gemüse hier ist sehr lecker, man merkt, dass es frisch geerntet und gute Qualität ist“, meint Helga Schlösser aus Zollstock.

Den Markt in der Südstadt gibt es seit sechs Jahren. Früher fand er im Winterhalbjahr am Großmarkt statt. Aufgrund dortigen Abrissarbeiten für die Parkstadt Süd mussten die Marktschwärmer weichen und sind seit etwa zwei Jahren im Innenhof des Baui zu finden. Ihren üblichen Sommerstandort im Neuland-Gelände können sie derzeit nicht nutzen wegen des Umzugs des Gemeinschaftgartens, sodass der Markt durchgängig am Baui stattfindet. „In der Regel kommen 70 Kunden, während der Ferien sind es weniger. Einen Riesenboom hatten wir während Corona, da kamen immer etwa Hundert Leute“, erzählt von Harz-Möllmann.


In Köln gibt es weitere Marktschwärmer-Märkte in Ehrenfeld, Nippes und Mülheim. Im Internet: Marktschwärmer Südstadt, donnerstags 17 bis 19.30 Uhr, Hans-Abraham-Ochsweg 1.