Die Gotland-Kita ist gerettet. Der schwedische Botschafter Per Thöresson war zu Gast und wünschte den Aktivisten viel Glück bei ihrem Vorhaben.
Besuch im Kölner VolksgartenSo wurde aus der schrottreifen Gotland-Kita ein Vorzeigeprojekt
Eine solche Entwicklung ist selbst auf dem turbulenten Immobilienmarkt selten. Innerhalb eines Jahres wurde aus der abrissreifen Schrott-Immobilie Gotland-Kita im Volksgarten ein Vorzeigeprojekt. Und das, ohne dass sich an dem Gebäude irgendetwas verändert hat. Den Mitgliedern des Gotland e.V., die seit Jahren dafür kämpfen, aus der ehemaligen Kita ein Bürgerzentrum zu machen, und Politikern der Bezirksvertretung Innenstadt ist es zu verdanken, dass das Holzhaus überhaupt noch steht. Dass es jetzt sogar unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Köln: Schwedischer Botschafter zu Gast in Gotland-Kita
Der schwedische Botschafter Per Thöresson höchstpersönlich hatte es sich nicht nehmen lassen, nach einem Termin bei Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Volksgarten vorbeizuschauen und das Engagement der Gotland-Vereinsmitglieder zu würdigen. „Der Erhalt dieses Gebäudes symbolisiert in diesen Krisenzeiten, dass wir gewillt sind, Kindern und Frauen zu helfen. Und es ist ein Beispiel für gelebte Demokratie auf der lokalen Ebene." Das auch in seinem Heimatland anerkannt werde. „Morgen gebe ich zu dem Gebäude ein Interview auf Radio Gotland."
Einen Blick auf die Historie der Ex-Kita warf Dr. Juliane Kronen, Honorarkonsulin Schwedens mit Sitz in Düsseldorf. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Schweden eine Welle der Hilfsbereitschaft für die Menschen im zerstörten Deutschland. „Es wurde beispielsweise Bettwäsche gesammelt. Aber auch Geld für die sogenannten Schwedenhäuser. In denen bekamen Kinder Essen. Die Häuser dienten aber auch den meist allein erziehenden Müttern abends als Wärmestube."
Vor allem das schwedische Rote Kreuz habe sich engagiert. Und die Provinz Gotland habe die Patenschaft für das Haus im Volksgarten übernommen. „Bei der Weihnachtslotterie des Roten Kreuzes in Gotland war lange Jahre eine Studienreise nach Köln der Hauptpreis“, berichtete die Konsulin. Eine Ausstellung im Gebäude informierte über die Historie. Bettina Wente vom Gotland e.V. warf einen Blick in die Zukunft. „Hier erlebt man ein kleines Stück Schweden mitten in der Südstadt. Es war auch in allen Parteien Konsens, dass wir das Haus einer neuen Bestimmung zuführen. Alles wird verdichtet. „Hier finden die Menschen Platz, ohne funktionieren oder konsumieren zu müssen.“
William Wolfgramm, städtischer Dezernent für Klima, Umwelt, Grün und an diesem Tag vor allem Liegenschaften, gratulierte den Vereinsmitgliedern zum Erbpacht-Vertrag, der ihnen die Nutzung des Gebäudes für 30 Jahre zu erschwinglichen Bedingungen sichert. „Ich bin sehr gespannt, was sie daraus machen. Ein tolles Projekt“, erklärte der Dezernent, der bei einem Rundgang feststellte, „dass das Haus doch ganz intakt wirkt“. Zur Erinnerung: Anfang vergangenen Jahres hatte die Gebäudewirtschaft dem Haus ein verheerendes Zeugnis ausgestellt: „Die Heizung muss erneuert werden. Deren Betrieb kann nur für vier Stunden sichergestellt werden. Die elektrischen Leitungen liegen über dem Putz. Morgens tritt der Geruch nach verwesten Tieren auf.“ Es bleibe nur eine Möglichkeit: die Abrissbirne.
Das sieht Paul Link ganz anders. Der Architekt hat sich das Gebäude angesehen und auch schon Pläne für den Umbau geschmiedet. Natürlich alles im Einklang mit dem Stadtkonservator. Dem hat er abgerungen, dass drei Fenster nach hinten raus bodentief verlängert werden dürfen. Das sorgt für mehr Licht und für bequeme Austritte auf die Terrasse. Die Bausubstanz des Holzhauses sei nach 70 Jahren überraschend gut.
Schwamm habe man bisher nicht entdeckt. Überrascht haben Link die Außenwände. Die bestehen aus jeweils zwei Pressholztafeln, zwischen die Sägespäne eingelassen sind. Trocken nach 70 Jahren. Link rechnet mit grob geschätzt 300.000 Euro Sanierungskosten. Die werden mit Sponsoren allein kaum aufzutreiben sein. Ohne Banken wird es nicht gehen, heißt es von Vereinsseite. Jubel erntete Antje Kosubek, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin. „Wir werden aus dem Topf der bezirksorientierten Mittel einen namhaften fünfstelligen Betrag zur Verfügung stellen."