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„Win-win-Situation“Kölner Südstadt-Kita zieht nach Kündigung in  Gebäude der Freimaurer

Lesezeit 4 Minuten
Drei Kinder stehen an einem Tisch und basteln.

Die Kinder werden in Zukunft in größeren Räumen betreut.

Der Kindertagesstätte iPänz wurde der Mietvertrag gekündigt, deshalb zieht die Elterninitiative in das benachbarte Haus der Freimaurer ein.

Jetzt kommt Leben in die Bude. Diesem Satz stimmt Oliver B. gern und ausdrücklich zu. Die „Bude“, das ist das Freimaurerhaus an der Hardefuststraße 9 in Volksgartennähe. Und Oliver B. ist Mitglied der Loge „Freimut und Wahrheit“, die mit der Loge „Zum Ewigen Dom“ Eigentümerin des Hauses ist. Logen nennen die Freimaurer ihre Vereinigungen. Für Leben sorgen aber in Zukunft andere. Das sind nämlich die Kinder der Kita iPänz, die noch bis Ende April 2024 im Erdgeschoss eines Bürogebäudes betreut werden, das in direkter Nachbarschaft des Freimaurerhauses liegt. Die Kita ist Untermieterin eines Unternehmens, das die oberen Stockwerke als Büroflächen nutzt. Der Vermieter hat dem Unternehmen gekündigt. Damit ist auch der Untermietervertrag des Kita-Trägervereins beendet.

„Die Suche nach neuen Räumen in der Südstadt gestaltete sich mehr als schwierig“, erinnert sich Arne Lichtenberg vom Verein iPänz. Unterstützung kam unverhofft von den Nachbarn. „Wir stellen gerne Räume zur Verfügung“, erklärt Oliver B. für die Freimaurer. „Wir engagieren uns traditionell für soziale Projekte, aber wir kehren das nicht so heraus.“ Als Beispiele nennt er das Projekt „1000 Tage Urlaub“ für Kinder, deren Eltern sich eine Ferienreise nicht leisten können. Auch die Kölner Tafel freut sich regelmäßig über Zuwendungen der Freimaurer.

Köln-Südstadt: Haus der Freimaurer wird zukünftig tagsüber deutlich belebter

Oliver B. nennt den Kita-Umzug ein „ambitioniertes Projekt, das eine Herzensangelegenheit der Loge ist“. In dem Haus gebe es eine Gewerbeeinheit, die lange an eine Werbeagentur vermietet worden sei. Deren Räume dienen ab Mai 2024 als Kita. Über die Höhe der monatlichen Mietzahlungen sei man sich schnell einig geworden, berichtet Lichtenberg. Und Oliver B. spricht von einer „Win-win-Situation“. Unter kaufmännischen Gesichtspunkten sei man froh, einen zuverlässigen und langfristigen Mieter gewonnen zu haben. Und die Freimaurer freuen sich sehr, dass ihr Haus zukünftig tagsüber deutlich belebter sein wird. „Unsere Veranstaltungen finden ja fast ausschließlich am Abend statt“, sagt Oliver B.

An der Hardefuststraße stehen zwei Häuser, von denen das rechte ein Freimaurerzeichen an der Fassade ziert.

Das Freimaurerhaus (r.) und das Gebäude, in dem die Kita untergebracht ist, sind Nachbarn.

Großzügig zeigen sich die Freimaurer auch in finanzieller Hinsicht. Sie unterstützen die Kita beim Umbau mit 40.000 Euro. „Wir sammeln bei unseren Zusammenkünften regelmäßig für soziale Projekte“, erklärt Oliver B. die Herkunft des Geldes. Die Freimauer fühlen sich traditionell dem Gemeinwohl verpflichtet, gemeinnützig sind sie nicht. „Wollten wir das sein, müssten wir Frauen aufnehmen“, verweist Oliver B. auf die strengen Vorschriften der Finanzbehörden und darauf, dass es in Köln auch Frauenlogen und gemischte Logen der Freimaurer gebe.

Elf Logen mieten Räume im Haus an der Hardefuststraße. Seit zehn Jahren betreibt die Elterninitiative iPänz die Kita und bietet Betreuungsplätze für 20 Kinder zwischen einem und sechs Jahren an. Fünf fest angestellte Kräfte arbeiten dort. „Ab August werden wir als inklusive Einrichtung anerkannt, da sich eine Mitarbeiterin fortgebildet hat“, wirft Lichtenberg einen Blick in die Zukunft.

Kölner Gastronomen unterstützen Kita iPänz in der Kölner Südstadt

Allerdings erforderten die Vorgaben für eine inklusive Kita erhebliche Investitionen. Der Elternvertreter legt großen Wert auf Transparenz und nennt konkrete Zahlen. „Der Rückbau der alten Kita und der Umbau der neuen kosten 370.000 Euro. Dazu kommen 30.000 Euro für die Gestaltung und Ausstattung der neuen, größeren Räume.“ Die Kita aktiviert ihre Rücklagen in Höhe von 100.000 Euro. Dazu kommen 180.000 Euro vom Land und die 40.000 Euro der Freimaurer, die darüber hinaus noch ein Privatdarlehen in Aussicht gestellt hätten, so Lichtenberg: „Bleibt eine Finanzierungslücke in Höhe von 30.000 Euro.“

Die ist aktuell fast zur Hälfte geschlossen, wie man dem Spendenaufruf im Internet entnehmen kann. Einige Südstadtgastronomen haben ihre Unterstützung zugesagt. Bei einer Aktion in der „Bagatelle“ sind 6000 Euro für die Initiative zusammengekommen. „Wir werden weiter auf unser Vorhaben aufmerksam machen“, sagt Lichtenberg. Schließlich seien viele Eltern gerade auch in der Südstadt auf verzweifelter Suche nach einem Kita-Platz. Nach dem Umzug zu den Freimaurern sind die iPänz in der Lage, die Zahl der Plätze um vier auf dann 24 Plätze zu erhöhen.


„Wir wollen uns als Menschen verbessern“, nennt Freimaurer Oliver B. als Ziel und bezeichnet die Freimaurerei als „ältestes Persönlichkeitstraining der Welt“. Politisch sind die Freimaurer neutral. Es gibt Logen wie die „Zum ewigen Dom“, in denen sind Streitgespräche über Politik und Religion verboten. Die Freimaurerei ist offen für jedermann ungeachtet von Herkunft, Religion, sexueller Orientierung und Rang in der Gesellschaft. „Wir sind ein Spiegel der Gesellschaft“, sagt Oliver B.