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Für 5,5 Millionen EuroSo läuft die Sanierung des Weihers im Kölner Volksgarten

Lesezeit 4 Minuten
Nur noch ein Restgewässer ist im Weiher verblieben. Die Boote liegen in diesem Sommer auf dem Trockenen.

Nur noch ein Restgewässer ist im Weiher verblieben. Die Boote liegen in diesem Sommer auf dem Trockenen.

Der Weiher im Kölner Volksgarten wird bis 2024 aufwendig saniert. Währenddessen und danach soll das Ökosystem stabil bleiben - eine große Herausforderung.

Der Weiher im Volksgarten liegt in diesem Sommer trocken. Kein Bötchen, kein Plätschern, keine Wasserfontänen. Vom Gewässer ist nur noch eine Restpfütze übrig, das wird noch länger so bleiben. Im kommenden Jahr müssen Ingenieure, Taucher und Bauarbeiter der Stadtentwässerungsbetriebe in der Grube ein neues funktionierendes Ökosystem errichten. Der Boden des 130 Jahre alten Weihers war undicht geworden, wodurch große Mengen an Wasser abgesickert sind.

Zudem sorgte die Tiefe von nur etwa einem Meter dafür, dass sich das Wasser schnell aufheizte. Als Folge wuchsen mehr Algen und die Wasserqualität verschlechterte sich, sodass Nährstoffe wie Phosphat anstiegen.

Die erste Maßnahme ist jetzt also die Vertiefung des Weihers. Ab Januar war das Wasser für die Bauarbeiten abgelassen worden, Fischereiexperten entnahmen dem Weiher etwa 90 Fische wie Karpfen, Nasen oder Giebel. Die Flussfische wurden in den Rhein ausgesetzt, Stillwasserfische siedelten in Ersatzgewässer um. Auch Frösche, Kröten und Insekten finden im „Amphibienersatzgewässer“ neben dem See ein neues temporäres Zuhause.

Rund 16.000 Kubikmeter Erde

Damit die Bagger in dem Becken fahren können, wurde mit Hilfe einer schwimmenden Arbeitsplattform zunächst der Schlamm abgesaugt, gereinigt und über die Kanalisation abgeleitet. Gerade ist der Weiher also ein trockenes Becken. Im Juli beginnen die Bagger, es auszuheben. Rund 16.000 Kubikmeter Erde werden ausgeschaufelt und abtransportiert – ziemlich genau das Volumen von fünf olympischen Schwimmbecken.

16 000 Kubikmeter Erde werden ab dem kommenden Monat ausgeschaufelt und abtransportiert.

16 000 Kubikmeter Erde werden ab dem kommenden Monat ausgeschaufelt und abtransportiert.

Nur in den flachen Uferbereichen wird keine Erde entnommen, um das Wurzelwerk der Bäume nicht zu beschädigen. Die neuen Bereiche von bis zu vier Metern Tiefe sorgen nicht nur für eine niedrigere Wassertemperatur, sondern erhöhen auch den Sauerstoffgehalt und bieten Raubfischen wie dem Hecht einen Lebensraum.

Nach der erneuten Befüllung des Teiches gehen ab dem kommenden Frühjahr Taucher in den Weiher, um die Unterwasservegetation anzulegen. Auf den neu gebauten Boden setzen sie Wasserpflanzen. Im Gegensatz zu der alten Sohle aus Ton, Beton und Asphalt aus den 1880ern ist der neue Boden extra für eine gesunde Unterwasservegetation konzipiert. Damit er langfristig dicht bleibt, erhält er mit einer Folie eine Abdichtung, die mit einer etwa 20 Zentimeter hohen Sandschicht überdeckt wird.

Künstliche Nahrungsketten

Die Sanierung des Volksgartens wird voraussichtlich bis zum Frühjahr 2024 dauern. Wenn die Wassertemperatur passt, können auch die Fische wieder in den See gesetzt werden. Dabei nutzen die Ingenieure eine Technik namens „Biomanipulation“ mit der sie künstlich Nahrungsketten aufbauen. So soll verhindert werden, dass einzelne Arten zu dominant werden. In der Biomanipulation nimmt man am Anfang und am Ende der Nahrungskette Einfluss. „Top-Down-Verfahren“ nennt man die Manipulation von oben, zum Beispiel das Einsetzen von Spitzenräubern wie Hechten, die selbst keine Fressfeinde haben und andere Arten stark regulieren. Ein „Bottom-Up-Verfahren“ hingegen ist beispielsweise die Verringerung der Phosphat-Konzentration im Wasser.

Als Folge sinkt die Biomasse und verringert das Futterangebot und somit die Menge von Friedfischen im Teich. Beide Verfahren haben ein Ziel: Durch einen Dominoeffekt ein gesundes Gleichgewicht im Weiher herzustellen. Damit das neu errichtete Ökosystem auch langfristig intakt bleibt, müssen äußere Einflüsse unterbleiben. Laut den Stadtentwässerungsbetrieben ist das größte Risiko für den Weiher das Verhalten von Menschen.

Fütterung von Enten kann zu Problemen führen

Beispielsweise die Fütterung von Vögeln und Enten sorgt für schwerwiegende Probleme in einem Ökosystem. Wegen dem, durch das Füttern besonders nährstoffreichen Kot der Tiere wird das Wachstum von Algen im Weiher gefördert. Wenn diese Algen dann absterben und von Bakterien zersetzt werden, verbrauchen sie Sauerstoff.

Dieser fehlt in Folge an anderen Stellen im Ökosystem. Im schlimmsten Fall kann ein Weiher wegen solcher Prozesse sogar umkippen. Im Volksgarten wird dieser Gefahr durch die Errichtung eines Grundwasserbrunnen entgegengewirkt, der zusätzlich Sauerstoff ins Wasser pumpt.


Kosten

5,5 Millionen Euro kostet die Sanierung des Weihers im Volksgarten, laut Birgit Konopatzki, Pressesprecherin der Stadtentwässerungsbetriebe. Auch nach Ende der Sanierung 2024 wird der Weiher weiter überwacht werden, um möglichen Störungen rechtzeitig entgegensteuern zu können.