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Volksbühne„Der Bikini Skandal“ feiert Köln-Premiere - Ist das Musical zu brav für den kölschen Humor?

Lesezeit 3 Minuten
Mit ihrem knappen Bikini fällt Giselle in die Missgunst ihres Dorfs.

Mit ihrem knappen Bikini fällt Giselle in die Missgunst ihres Dorfs.

Noch bis zum 31. August gastiert das Musical aus Baden-Württemberg in der Volksbühne. Die gelungene Krimikomödie zeigt auch, welche regionalen Unterschiede es beim Humor gibt.

Dass ein knapper Bikini ein echter Hingucker sein kann und von einigen Zeitgenossen durchaus auch mal als Aufreger empfunden wird, trifft auch heute noch zu. Dass die Trägerin des (Nicht-)Textils dies aber gleich mit dem Leben bezahlt, ist zum Glück die Ausnahme. Genau das aber passiert Giselle von Pfeiffer (Sarah Leidl), als sie im knappen Zweiteiler im Freibad des fiktiven Örtchens Kleinwildgstatthausen aufschlägt.

Es sind die 50er Jahre und Giselle ist pikanterweise Tochter und Erbin ausgerechnet jenes Unternehmers, der der Kleinstadt mit seinem Geld eine öffentliche Badeanstalt überhaupt erst ermöglichte. Das nützt der selbstbewussten jungen Frau allerdings auch nichts mehr, als sie am nächsten Morgen erschossen am Pool ihrer Villa liegt.

An Verdächtigen mangelt es Dorfpolizist Schorsch (Abderrezak Chriette) und dem eigens aus der Kreisstadt angereisten Kommissar (Maico Classen) nicht. Nicht nur den biederen Hausfrauen des Ortes war die freizügige Giselle ein Dorn im Auge, auch unter den männlichen Bewohnern hatte sie nicht nur Freunde. Da ist guter Rat teuer – bis sich Schorschs Großmutter (Nico Alesi), von allen nur Oma Fichtelhuber genannt, à la „Miss Marple“ in die Ermittlungen einbringt.

„Der Bikini-Skandal“ heißt das diesjährige Sommerstück, das einen Monat lang an der Volksbühne am Rudolfplatz zu sehen ist. Das Musical ist ein Gastspiel der Gloria-Theatergesellschaft, die Premiere fand 2010 im eigenen Haus im Baden-Württembergischen Bad Säckingen statt.

Nico Alesi geht als Oma Fichtelhuber ist auf die Suche nach Hinweisen

Nico Alesi geht als Oma Fichtelhuber ist auf die Suche nach Hinweisen.

Dass das Stück nach Auswärtsspielen in Basel und Badenweiler erstmals auch ins Rheinland kommt, ist der Hartnäckigkeit von Volksbühne-Geschäftsführer Axel Molinski zu verdanken. Eigentlich ist „Der Bikini-Skandal“ nämlich für eine deutlich größere Bühne konzipiert, so dass für das Gastspiel viele Anpassungen erforderlich waren – inklusive der Herausforderung, eine Original Isetta auf die Bühne zu schaffen.

Doch spätestens nach der Premiere können alle Beteiligten aufatmen: Dem Ergebnis sieht man die Herausforderungen nicht an. Das aufwendige Bühnenbild fügt sich perfekt in die räumlichen Gegebenheiten und das Ensemble agiert, als hätte es nie unter anderen Umständen gespielt.

Für das Kölner Publikum ist das Stück teils zu brav

Herausgekommen ist eine locker-leichte Krimikomödie, die sich bestens für einen sommerlichen Theaterbesuch eignet und in der zweiten Hälfte nochmal deutlich an Fahrt aufnimmt. Gleichzeitig zeigt sie aber, dass es auch beim Humor regionale Unterschiede gibt. Was im deutsch-schweizerischen Grenzgebiet gut funktioniert, hätte für das Kölner Publikum an manchen Stellen durchaus etwas mehr Mut und Fallhöhe vertragen können.

Wenn etwa eine der Kleinwildgstatthausener Hausfrauen im Verhör sagt, sie habe sich durch Giselles Freizügigkeit in ihrer eigenen Lebensweise brüskiert gefühlt und völlig ironiefrei die Zeilen „Ich wollte Harmonie und Sicherheit. Ich geb‘ gerne viel Geborgenheit“ trällert, wirkt das schon sehr betulich.

Die Kölner Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Showbusiness war, sofern nicht gerade im Sommerurlaub, zahlreich der Premiereneinladung gefolgt. Im Theatersaal und beim anschließenden Umtrunk ließen sich unter anderem der Ex-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach, der Direktor der des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs Ulrich Soénius, die Musiker Bömmel Lückerath und Björn Heuser, Schauspielerin Sabine Postel und ihr Kollege Tom Gerhardt blicken.


Tickets

Das Musical der „Der Bikini-Skandal“ ist noch bis zum 31. August in der Volksbühne am Rudolfplatz zu sehen. Spielzeiten sind täglich außer dienstags, an Samstagen und Sonntagen gibt es jeweils zwei Vorstellungen. Tickets gibt es ab 29,90 Euro, auf der Website der Volksbühne oder unter der 0221 2801.