Einen Platz an dem Wunsch-Gymnasium in Köln zu finden, ist Glückssache. Auch dieses Jahr sind wieder viele leer ausgegangen.
Neue Schule in KölnWarum am Gymnasium Neustadt-Nord noch reichlich Schulplätze zu haben sind

Im ehemaligen Museumsbau am Ubierring startet das Gymnasium Neustadt-Nord.
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Wer eine Absage an seiner Wunschschule bekommen hat, muss nun bis zum Freitag, 28. März, nach einer Alternative suchen. „Wir haben ausreichend freie Plätze!“ Diese Information auf einem gelben Laufband springt jedem ins Auge, der die Homepage des neuen Gymnasiums Neustadt-Nord aufruft. Während an vielen Kölner Gymnasien Grundschüler, die zum nächsten Schuljahr eine weiterführende Schule suchen, abgelehnt wurden, werden hier noch Schüler gesucht.
Der Grund liegt auf der Hand: Die Schulneugründung, deren endgültiger Standort am Gladbacher Wall im Agnesviertel sein wird, wird erst einmal in der Südstadt angesiedelt. Im Gebäude des ehemaligen Rautenstrauch-Joest-Museums am Ubierring soll die neue Schulgemeinschaft ihre ersten zwei Jahre verbringen. Die Konsequenz: Nur sehr wenige Eltern meldeten bisher ihre Kinder dort an.
Nach der ersten Anmelderunde für die weiterführenden Schulen sollen erst 14 der möglichen 120 Plätze vergeben worden sein. Das vermeldete die Elterninitiative „Die Abgelehnten“ in ihrem Newsletter. Eine offizielle Bestätigung für die Zahl der bisher eingegangenen Anmeldungen gibt es nicht. „Zahlen sind – wie üblich beim Anmeldeverfahren – zum jetzigen Zeitpunkt nicht valide, da sich die dynamische Situation beständig ändert“, teilt die Stadt auf Nachfrage mit.
Auch der designierte Schulleiter des Gymnasiums Neustadt-Nord, Volker Einecke, hält sich mit der Auskunft über konkrete Anmeldezahlen zurück. Der Pädagoge, der derzeit noch am Deutzer-Gymnasium unterrichtet, hat Verständnis für die anfängliche Zurückhaltung der Eltern. „In der etablierten Schullandschaft ist es immer schwierig, dass Eltern eine neue Schule berücksichtigen. Dafür haben sich im vorgezogenen Anmeldeverfahren Eltern mit Pioniergeist angemeldet“, sagt er und fügt hinzu: „Dass die Eltern erst kurz vor der ersten Anmelderunde erfahren haben, wo genau der endgültige Standort ist, war sicher nicht günstig.“
Mehr als 100 abgelehnte Eltern beim Info-Abend
Doch nachdem die Stadt in der zweiten Märzwoche die Zu- und vor allem Absagen für die weiterführenden Schulen verschickt hat, rückt das neue Gymnasium bei vielen Eltern in den Fokus. Bei einem Tag der offenen Tür am Montag, 17. März, waren - so Einecke - 120 bis 150 Menschen. „Das waren abgelehnte Eltern, die eine Alternative zu ihrer ersten Schulwahl suchen.“ Dem Vernehmen nach kamen viele aus Sülz und angrenzenden Vierteln. Eine Umfrage der Initiative „Die Abgelehnten“ kommt zu dem Schluss, dass vor allem im Südwesten Kölns und in Porz Kinder leer ausgingen.
„Unsere Schule ist eine gute Alternative, auch wegen der Lage“, ist der vorgesehene Schulleiter überzeugt. Im ehemaligen Museum, das bereits 2020 als Übergangsunterkunft für die Integrative Gesamtschule Innenstadt (Igis) umgebaut wurde, gibt es großzügige Klassen- und Fachräume. „Wir haben ein tolles Gebäude. Und wir haben zwei tolle Turnhallen“, sagt Einecke. Nicht zuletzt habe die Schule ein „überzeugendes Konzept“.
Das entwickle sich zwar noch, die Grundzüge sind aber schon klar. „Wichtig ist uns, die Eltern und auch die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen in Entscheidungsprozesse einzubinden. Gemeinsam wollen wir das Schulprofil entwickeln und die Zukunft gestalten“, sagt der zukünftige Schulleiter. Er ist optimistisch. Und das offenbar nicht grundlos. Denn, dass die Schule wegen zu weniger Anmeldungen möglicherweise nicht an den Start geht, schließt zumindest die Stadt kategorisch aus. Die Bezirksregierung reagiert ausweichend, lässt jedoch auf Anfrage wissen: Aufgrund des Bedarfes an Schulplätzen in Köln sei man zuversichtlich, dass auch das Gymnasium Neustadt-Nord, „den entsprechenden Anklang bei den Eltern finden“ werde.
Bei wie vielen, wird sich zeigen. Ursprünglich war das Gymnasium Neustadt-Nord vierzügig mit bis zu 120 Schulplätzen geplant. „Ziel ist, Stand jetzt, ein dreizügiger Schulbetrieb“, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. „Falls es nach der zweiten Anmelderunde noch Restplätze geben sollte, können Eltern weiterhin anmelden“, teilt die Stadt weiter mit. Eine Schule im Aufbau, bei der es noch keine älteren Jahrgänge und nur ein kleines Kollegium gibt, finden längst nicht alle Eltern gut. Der zukünftige Schulleiter jedoch sieht vor allem Vorteile.
„Von der Grundschule auf ein kleines behütetes System zu wechseln, sehe ich als Vorteil für die Kinder. Wir stellen die Kinder in den Mittelpunkt, mit einem gebundenen Ganztag mit drei verpflichtenden Ganztagen“, sagt Einecke. Der gebundene Ganztag schaffe Platz, damit die Kinder Projekte machen können. Um für Entschleunigung zu sorgen und das Lernen zu vertiefen, wird es im Gymnasium Neustadt-Nord keine Unterrichtsstunden von 45 Minuten, sondern stattdessen längere Lernzeiten von 67,5 Minuten geben.
Ob letztlich das überzeugende Konzept oder die schiere Notwendigkeit, einen Schulplatz zu haben, die Eltern anmelden lässt, wird sich nicht feststellen lassen.
Zahl der Ablehnungen wohl gestiegen
290 Ablehnungen an Gymnasien hat die Elternintiative „Die Abgelehnten“ in diesem Jahr in Köln gezählt. 2024 waren es 280. Die Zahlen haben Eltern zusammengetragen. Die Stadt Köln teilt die Zahlen im laufenden Verfahren nicht mit.
16 Gymnasien mit freien Plätzen, sowie andere Schulformen mit Kapazität, veröffentlicht die Stadt auf ihrer Internetpräsenz. Sie teilt aber nicht mit, wie viele Plätze genau es noch gibt. Viele Eltern abgelehnter Kinder versuchen, das in den Schulen herauszufinden. Nicht immer erhalten sie eine konkrete Auskunft. Olaf Wittrock von „Die Abgelehnten“ kritisiert das Vorgehen der Stadt vehement als intransparent. „Es führt bei den Eltern zu Unsicherheit. Wer in der zweiten Runde wieder abgelehnt wird, kann dann nur noch die Reste der Reste nehmen“, sagt Wittrock.
Ablehnungen gab es laut „Die Abgelehnten“ gesichert an folgenden Gymnasien: Hildegard von Bingen (57), Apostel (32), Schiller (27), AMG (20), Aachener Straße (16), Montessori (16), EKG (12), HMG (9), GBG (7), Humboldt (6), EvT (5) Hansa (3), Schauertestraße (12), Stadtgymnasium Porz (20), MKG (20), Kaiserin Theophanu Schule (20).