Es war eine der größten Mai-Kundgebungen des DGB in Köln seit vielen Jahren: Kämpferische und solidarische Stimmung auf dem Heumarkt. Mehrere Tausend Besucher kamen wohl auch wegen des Kulturprogramms unter anderem mit Brings und Culcha Candela.
Zentrale Mai-Kundgebung in KölnKämpferischer DGB mit Brings und Culcha Candela
Die gerechte Verteilung der Krisenlasten und Umstrukturierung der Arbeitswelt in Zeiten von Klimawandel, Digitalisierung und Fachkräftemangel waren die Kernthemen bei der bundesweiten zentralen Kundgebung am Tag der Arbeit auf dem Kölner Heumarkt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatte die Hauptrednerin Yasmin Fahimi vor einem Jahr mit 93 Prozent der Stimmen als erste Frau an seine Spitze gewählt.
Zunächst hatte sich ein Demonstrationszug vom DBG-Haus am Hans-Böckler-Platz in Marsch gesetzt. Um den Einzug der Gewerkschafts-Engagierten auf dem Heumarkt für die Live-Übertragung im Internet ins Bild zu rücken, war der Platz diesmal zweigeteilt. Damit die Kameras noch die Teilnehmenden in den hinteren Reihen erfassten, bat Moderatorin Jeannine Michaelsen diejenigen, die breite Spruchbänder und Gespenster-Figuren, mit denen vor allem der Einzelhandel spottete („Ich bin der Geist der guten Arbeitsbedingungen“), mehrmals, sich an den Seiten zu verteilen. Das Showprogramm fiel diesmal besonders üppig und hochkarätig aus. Brings eröffnete mit dem Solidaritätslied „Vorwärts und nicht vergessen“. Sängerin Sarah Lesch, die Frauen-Combo „Mätropolis“ sowie die Bands Culcha Candela und Buntes Herz sorgten bis zum Ende der vierstündigen Veranstaltung für Unterhaltung.
Der Kölner DGB-Chef Witich Roßmann bekundete Solidarität mit den Stahlarbeitern in Duisburg, die eine Vier-Tage-Woche fordern und denen, die in Paris gegen die Rentenreform in Frankreich auf die Straße gehen. „Wir wollen nicht unendlich arbeiten für die Profite der Aktionäre“, so seine Worte. Roßmann freut vor allem, dass selbst ein Nachrichtensender nicht mehr von einer „Lohn-Preis-Spirale“ spricht, wenn Werktätige für bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen streiken, sondern von einer „Gier-Inflation“. Symbolische Riesen-Streichhölzer legte Akteure auf der Bühne, um ins Bild zu setzen: „Einer allein kann unter Druck brechen, alle zusammen halten stand.“
Der DGB-Jugend-Vorsitzende Sercan Kaaragac forderte eine gesetzliche Ausbildungsgarantie, damit die Zahl junger Menschen ohne Berufsabschluss nicht weiterwächst. Hauptrednerin Fahimi stellte sich ausdrücklich hinter die Streiks der letzten Zeit. „Wer meint, dieses Recht einschränken zu müssen, sägt an den Grundpfeilern der Demokratie. Wir werden keinen Millimeter preisgeben“, betonte die 55-jährige DGB-Vorsitzende. Vom Staat erwartet sie, der eigenen sozialen Verantwortung besser gerecht zu werden, unter anderem bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, einer höheren Besteuerung von Reichen und durch einen nationalen Aktionsplan für Tarifbindung. Nicht zuletzt forderte Yasmin Fahimi mehr Mitbestimmung der abhängig Beschäftigten bei der Gestaltung von Zukunftsstrategien „im größten Umbau unserer Wirtschaft“.