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KompassnadelWoran Publizistin Carolin Emcke beim CSD-Empfang erinnerte

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Carolin Emcke

Bekam die Kompassnadel: Carolin Emcke

1000 Gäste waren gemeldet beim CSD-Empfang im Hotel Maritim. An mahnenden Worten mangelte es nicht.

CSD findet längst nicht nur auf der Straße statt: Zum CSD-Empfang am Samstag hatten die Aidshilfe NRW und das Queere Netzwerk NRW in den glamourösen Festsaal des Maritim Hotels eingeladen – und mit über 1000 angemeldeten Gästen waren der Einladung so viele gefolgt wie noch nie. Unter den Vertretern von Verbänden, Politik, Wirtschaft und Kultur fanden sich neben Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) auch Prominente der Bundespolitik wie etwa Sven Lehmann (Grüne), Queer-Beauftragter der Bundesregierung, und Claudia Roth (Grüne), Beauftragte für Kultur der Bundesregierung.

In diesem Rahmen vergaben Aidshilfe und Queeres Netzwerk die Auszeichnung der „Kompassnadel“, mit der Menschen geehrt werden, die sich in besonderem Maße für Anliegen der LSBTIQ-Gemeinschaften einsetzen – in diesem Jahr ging sie an die Publizistin Carolin Emcke, „einer Parteigängerin der Menschenwürde des Einzelnen, die immer klar, menschlich und solidarisch Stellung“ genommen habe, so Sven Lehmann in seiner Laudatio.

Die Veranstaltung moderierte der Geschäftsführer der Kölner Aidshilfe, Oliver Schubert, der sein Entertainer-Talent auslebte und immer wieder mit Comedy-Einlagen für Momente der Leichtigkeit sorgte. Die waren durchaus willkommen, denn als roter Faden war in den Redebeiträgen stets die Sorge vor dem politischen Rechtsruck und dem für Minderheiten rauer werdenden gesellschaftlichen Klima spürbar. „Gespräche mit Menschen in der Community zeigen, dass die Anspannung wächst“, sagte Aidshilfe NRW-Landesvorsitzender Arne Kayser in seiner Rede. „Manche überlegen, wie sie in einem Land leben können, indem sie mehr von Queerfeindlichkeit und Rassismus betroffen sind als je zuvor. Das sind Fragen, die wir uns vor einigen Jahren noch nicht gestellt hätten.“

Laura Becker aus dem Vorstand des Queeren Netzwerk NRW berichtete aus ihrem Berufsalltag als Lehrerin an einer Kölner Gesamtschule: „Dort stießen Workshops für Toleranz vor einigen Jahren noch auf 90 Prozent Zustimmung, heute werden sie teilweise boykottiert.“ Die von Populisten angefachte verbale Gewalt habe ein Ausmaß angenommen, das sie erschüttere und wütend mache.

Sie dankten daher „allen Engagierten“, wie etwa den Vertretern der Initiativen, die ihre Arbeit im Rahmen der Veranstaltung vorstellten: Darunter etwa die Kooperationspartner der Initiative „Ich weiß was ich tue“ (IWWIT), die sich für Safer Sex einsetzt, den „Helferzellen gegen Rechts“ und den Vertretern der Fachstelle Queere Jugend NRW, die an der Vernetzung von queeren Jugendeinrichtungen arbeiten.

Unser Problem ist, dass Leute glauben, mit Trans- und Frauenfeindlichkeit Wählerstimmen gewinnen zu können.
Carolin Emcke

Carolin Emcke dankte in ihrer Rede ebenfalls jenen, die die „unsichtbare Arbeit“ machen. Auch sie bezeichnete die politische Lage als „historische Sollbruchstelle“ und bekannte, dass ihr noch nie im Leben eine Zeit mehr Furcht eingeflößt habe. „Unser Problem ist, dass Leute glauben, mit Trans- und Frauenfeindlichkeit Wählerstimmen gewinnen zu können“, sagte sie. „Queerfeindlichkeit ist der historische Kitt, mit dem sich Rechtsradikale mit der gesellschaftlichen Mitte verkoppeln.“ Sie erzählte von ihren Kindheitserinnerungen an ihre Tante Jutta, die bei Familienfeiern stets in Begleitung einer Frau gekommen sei, über deren Lebensweise im Familienkreis aber nie gesprochen worden sei. „Ich glaube, wir vergessen, wie es für die Generationen vor uns war“, sagte sie, „diejenigen, die keine Sprache, keine Begriffe hatten, es aber gelebt haben.“ Sie sehe daher ihre Aufgabe darin, der Community eine „Sprache zu geben, Begriffe und Argumente zu finden“. Und sie sei stolz, sich einreihen zu dürfen, „in diese Tradition des Kampfes für queere Rechte“.