AboAbonnieren

Kölner TraditionsgeschäftWarum Kunsthändler Binhold nach 81 Jahren schließt

Lesezeit 2 Minuten

Eine Ecke für die Kunst: In den letzten 16 Jahren war das Kunsthaus Binhold an der Kolumbastraße zu finden.

  1. Nach Sauer, Herkenrath und Tonger muss ein weiteres großes Kölner Traditionsgeschäft schließen.
  2. Jürgen Binholds Großvater Ernst hat das Kunsthaus 1938 an der Hohe Straße eröffnet.
  3. Wir suchen dir Gründe für das Aus des großen Hauses.

Köln – Mit den Weihnachtsgrüßen wurde auch die Nachricht von der Geschäftsaufgabe übermittelt: „Nach 81 Jahren werden wir unser Kunsthaus in Köln zum 31. Januar schließen“, heißt es auf der Karte. Am Freitag ist Schluss im Kunsthaus Binhold an der Kolumbastraße, direkt neben dem ehemaligen Kaufhaus Sauer – zwei große Leerstände in der Innenstadt.

Jürgen Binhold (58) verpackt die Bilder, die noch da sind. Sie werden an die Künstler zurückgeschickt oder für wohltätige Zwecke verwendet. Regale und Stellwände landen zerlegt in einem Müllcontainer vorm Haus. Binholds Mutter Ursula (81) begrüßt die letzten Kunden und Freunde, die gekommen sind, um sich zu verabschieden und an alte Zeiten zu erinnern. Es ist nicht einfach. „Mir hat es immer Freude gemacht. Ich war mit Leib und Seele dabei“, sagt die Seniorchefin.

Die Seniorchefs Ernst und Ursula Binhold gehen in den Ruhestand, Jürgen Binhold (r.) will weiter in der Branche arbeiten.

Das Geschäft ist groß – 250 Quadratmeter, voller Werke von Künstlern des 20. und 21. Jahrhunderts, die letzte Ausstellung mit Ölbildern und Aquarellen von Reiner Wagner ist Anfang des Monats zu Ende gegangen. Die Konkurrenz durch den Online-Handel war letztlich zu groß, erklärt Jürgen Binhold. Außerdem habe die Mehrwertsteuererhöhung vor einigen Jahren die Preise steigen lassen. „Und wir vermissen die exklusiven Geschäfte in der Nachbarschaft.“

Das Modehaus Sauer, das Schuhgeschäft Herkenrath, der Musikladen Tonger – früher lagen sie nebeneinander, viele Kunden flanierten von einem zum anderen. Jetzt sind sie alle verschwunden oder umgezogen, Tonger hat vor einem halben Jahr nach einer Insolvenz an der Zeughausstraße neu eröffnet.

Jürgen Binholds Großvater Ernst hat das Kunsthaus 1938 an der Hohe Straße eröffnet. Damals befand es sich an der Ecke zur Straße Obenmarspforten. 2003 zog Binhold an die Kolumbastraße um, weil dort mehr Platz war und wegen des niveauvolleren Umfelds.

Mietvertrag für die Geschäftsräume läuft aus

Vor einigen Monaten hat die Inhaber-Familie entschieden, den auslaufenden Mietvertrag für die Geschäftsräume nicht zu verlängern. Ursula Binhold und ihr Ehemann wollen sich zur Ruhe setzen, Kunsthändler Jürgen Binhold bleibt der Branche verbunden – er wird wohl ins Online-Geschäft starten.