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Neustart nach sechs JahrenKölner Stadtmuseum wird am 2. Dezember wieder eröffnet

Lesezeit 4 Minuten
Visualisierung der neuen Dauerausstellung im Stadtmuseum: das Foyer.

Das Kölnische Stadtmuseum öffnet am 2. Dezember im früheren Modehaus Sauer seine neue Dauerausstellung. Visualisierung des Foyers.

Der Termin für die Wiedereröffnung des Kölnischen Stadtmuseum steht fest. Am Samstag, 2. Dezember, wird die neue Dauerausstellung im früheren Modehaus Sauer ihre Pforten öffnen.

Noch 100 Tage, dann ist es so weit. Die Kölnerinnen und Kölner und natürlich auch alle Köln-Besucher bekommen ihr Stadtmuseum zurück. Seit dem Wasserschaden im maroden Zeughaus 2017 war der Museumsbetrieb stark eingeschränkt. Die Dauerausstellung musste schließen, 2021 wurde das alte Domizil endgültig aufgegeben. Ab Sommer 2022 sollte ein Interim im ehemaligen Modehaus Franz Sauer an der Minoritenstraße 11 starten - als Zwischenlösung, bis das Stadtmuseum dereinst Teil der noch zu bauenden „Historischen Mitte“ am Dom wird.

Doch die Umbauarbeiten im Modehaus zogen sich in die Länge, der ursprüngliche Eröffnungstermin konnte nicht gehalten werden. Zuletzt war von „Herbst 2023“ die Rede. Das scheint nun zu klappen, wenn auch nur knapp. Meteorologisch endet der Herbst am 30. November, kalendarisch allerdings erst am 20. Dezember.

Völlig neu konzipierte Dauerausstellung

Egal, jetzt wächst die Vorfreude auf das neue Haus. „Der Countdown läuft. Das ganze Team freut sich wahnsinnig, endlich wieder ein Museum zu haben“, sagte Vize-Museumsdirektorin Silvia Rückert am Freitag. Wo früher Kleidung verkauft wurde, entsteht jetzt auf fünf Etagen die völlig neu konzipierte Dauerausstellung. Sie erzählt die Geschichte der Stadt Köln nicht rein chronologisch, sondern entlang von acht emotionalen Fragen wie „Was lieben wir“?, „Was bewegt uns?“ und „Woran glauben wir?“.

Im Zeughaus, wo das Stadtmuseum von 1958 bis 2021 residierte, hatte man auf rund 2500 Quadratmetern etwa 5000 Objekte gezeigt - von der Ritterrüstung bis zum Ford Taunus. Im Interim stehen nur noch 750 Quadratmeter plus Foyer zur Verfügung - doch die werden gänzlich anders bespielt als im alten Haus. „Mit modernen Inszenierungen, unkonventionellen Perspektiven, aufwendigen digitalen Angeboten und einem hohen inklusiven Anspruch schaffen wir in der Minoritenstraße ein ganz besonderes Museumserlebnis“, so Rückert.

Bei der Barrierefreiheit will man Maßstäbe setzen

Das Museumsteam ist zuversichtlich, den Termin halten zu können, auch wenn der Zeitplan „sehr sportlich“ sei, wie Kurator Stefan Lewejohann betont. Sämtliches Material steht bereit, Lieferprobleme soll es keine mehr geben. Ab nächste Woche werde man die Ausstellung zügig Geschoss für Geschoss aufbauen, so Lewejohann. Einige Objekte sind bereits vor Ort, darunter die originale Sandsteinskulptur der „Schneidersfrau“ vom Kölner Heinzelmännchenbrunnen.

Turadj Zarinfar, Silvia Rückert, Stefan Lewejohann und Sascha Pries(v.l.) vom Stadtmuseum Köln freuen sich auf die Eröffnung am 2. Dezember.

Am 2. Dezember wird das Stadtmuseum wieder eröffnet. Die Vorfreude steigt bei Turadj Zarinfar, Silvia Rückert, Stefan Lewejohann und Sascha Pries (v.l.).

Co-Kurator Sascha Pries sagte, in den vergangenen Jahren sei viel über das Stadtmuseum gesprochen worden. Jetzt sei es dem Team „ein großes Bedürfnis, mit dieser Ausstellung zu zeigen, was wir können“. Man werde zeigen, dass das Stadtmuseum „eben keine Rumpelbude ist, sondern modern und attraktiv“ - ein Museum, „das sich im nationalen und internationalen Vergleich sehen lassen kann“ und in dem sich die Gesellschaft wiederfinde.

Das Konzept hole die Menschen ab, es gehe nicht nur um Vergangenes, sondern stets auch um den Bezug zur Gegenwart, betonte Rückert. Und bei der Barrierefreiheit - räumlich wie inhaltlich - werde man Maßstäbe setzen. „Wir sind ein Haus für alle.“ Es werde auch ein großes Programm für Kinder geben, so Lewejohann.

Förderverein initiierte Leitbildprozess

Der 2. Dezember werde „der wichtigste Tag für die Stadt Köln in diesem Jahr. Hier entsteht etwas wirklich Großartiges“, meinte Turadj Zarinfar, der erste Vorsitzende der Freunde und Förderer des Kölnischen Stadtmuseum. Die vergangenen Jahre seien „eine Zerreißprobe“ für das Stadtmuseum und seine Mitarbeiter gewesen.

Das neue Domizil des Kölnischen Stadtmuseums im ehemaligen Modehaus Franz Sauer.

Neue Heimat: Im ehemaligen Modehaus Franz Sauer wird das Stadtmuseum untergebracht, bis die "Historische Mitte" gebaut ist.

Der Förderverein hatte einen Leitbildprozess für das Stadtmuseum angestoßen und finanziert. Er förderte auch die kleinen Sonderausstellungen in der so genannten Pop-up Bar, mit denen das Museum 2022 und 2023 zahlreiche Besucher anzog. Nun startet der reguläre Ausstellungsbetrieb am 2. Dezember, einen Tag vor dem ersten Advent. „Wir freuen uns sehr, dass mit den ersten Türchen an den Adventskalendern auch unsere Türen aufgehen werden“, so Lewejohann. Die Eröffnung soll natürlich groß gefeiert werden. Die Details sind noch in Planung.


Führungsfrage bleibt vorerst ungeklärt

Weiterhin offen ist die Frage, wer in Zukunft das Stadtmuseum leiten wird. Wie berichtet, hat OB Henriette Reker den Historiker Philipp Hoffmann (37) vorgeschlagen. An der Personalie entzündete sich Kritik. Nach Zweifeln am Verfahren und an Hoffmanns Qualifikation vertagte der Hauptausschuss am 14. August die Wahl auf Antrag der FDP, die ihn einlud, sich der Fraktion vorzustellen. Das Treffen findet am Samstag, 26. August, statt.

In der CDU-Fraktion hat sich Hoffmann (der CDU-Mitglied ist) am Montag vorgestellt „mit einem sehr guten Konzept für die Zukunft des Stadtmuseums“, so Fraktionschef Bernd Petelkau. SPD und Linke wollen Hoffmann nicht kennenlernen, sie lehnen es ab, ihn zu wählen. Die Grünen haben nach längerem Zögern entschieden, Hoffmann für nächsten Mittwoch in die Fraktion einzuladen. Außerdem haben sie Einsicht in die Akten des Personalauswahlverfahrens beantragt. Das hat auch die Volt-Fraktion (Partner von CDU und Grünen) getan, sie will Hoffmann aber nicht treffen.

Der Förderverein hatte sich dafür ausgesprochen, die Stelle neu auszuschreiben. Der erste Vorsitzende Turadj Zarinfar sagte der Rundschau, der Verein werde nun die weitere Entwicklung abwarten. „Der Ball liegt jetzt im Feld der Politik.“ Er hoffe, dass man gemeinsam eine gute Lösung finden werde.