Viel Beton und viele Geschäfte. Es gibt kaum einen anderen Grund als einen Einkaufsbummel, um in die Schildergasse oder Hohe Straße zu gehen. Das soll sich ändern.
Mehr Grün und BänkeSo soll die Innenstadt lebenswerter werden
Asphalt, Beton und Geschäfte im Überfluss, aber wenig Grün und kaum Aufenthaltsqualität jenseits kommerzieller Angebote: Das zeichnet bislang weite Teile der City im Bereich von Hohe Straße und Schildergasse aus. Im Oktober hatten Studierende der TH Köln, Fachbereich Master Städtebau NRW, Ideen präsentiert, wie dieser Stadtraum neu gestaltet werden könnte – mit Grünflächen, Plätzen für Spiel, Sport und Kultur, Dachgärten und vielem mehr (die Rundschau berichtete). Darunter ist auch eine Vision für einen Park rund um die Oper, der großzügig gestaltet werden könnte, wenn die Nord-Süd-Fahrt unter die Erde käme.
Vorstoß für konkrete Pläne
Nun gibt es einen ersten politischen Vorstoß, die Ideen der Studierenden aufzugreifen und daraus konkrete Projekte zu machen. In der Bezirksvertretung Innenstadt (BV1) haben Grüne, Linke, Die Partei und die Klimafreunde dazu einen Antrag gestellt, der am 1. Dezember beschlossen werden soll. Die Bezirksvertreter wollen die Stadtverwaltung beauftragen, ein Konzept für den öffentlichen Raum zu erstellen, „um die Aufenthaltsqualität zu verbessern, die Innenstadt außerhalb des Konsums zu beleben“ und die City besser gegen die Folgen des Klimawandels wie Hitze und Starkregen zu wappnen. Konkret fordern sie auf Basis der Entwürfe der Studierenden mehr „konsumfreie Aufenthaltsorte, wie zum Beispiel Tische mit Stühlen oder Bänken, um die Mittagspause zu verbringen“, mehr „Bänke, Tische und Sitzgelegenheiten in Form von Sitz- und Pflanzmodulen“, eine Freiluftbühne, Popup-Ausstellungen und Raum für selbstorganisierte Darbietungen.
Fitnessgeräte und Bäume
Fitnessgeräte und Mitmach-Elemente sollen den Freizeitwert erhöhen. Zudem soll die Verwaltung „prüfen, wo entsiegelt werden kann“, wo Bäume gepflanzt und Plätze begrünt werden können. Die Fassaden- und Dachbegrünung sowie der Bau von Photovoltaik-Anlagen sollen forciert, private Eigentümer mit gezielter Förderung dazu motiviert werden mitzumachen. Ein weiterer Punkt sind leerstehende Räume. Zwar ist der Leerstand von Geschäften zurückgegangen. Doch während mit den Verkaufsräumen im Erdgeschoss hohe Mieten erzielt werden, stehen die Räume in den oberen Etagen häufig leer – teils gibt es nicht mal einen eigenen Zugang. Die Bezirksvertreter wollen von der Verwaltung wissen, wie solche Leerstände nutzbar gemacht werden können – entweder als Wohnraum oder „für Bildungsstätten, soziale Einrichtungen, Kunst und Kultur und Interimsnutzungen“.
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„Es geht um die Frage: Was machen wir mit der Innenstadt? Wem gehört der öffentliche Raum?“, sagt Julie Cazier, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der BV 1. Ziel des Antrags sei, „die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und wegzukommen von reinen Konsumräumen“. Es brauche zum Beispiel Möglichkeiten, sich hinzusetzen, ohne Geld ausgeben zu müssen. Mehr Bänke in der City seien ein ausdrücklicher Wunsch der Seniorenvertretung. Man müsse frei zugängliche Freizeitangebote schaffen und die Stadt lebenswerter machen, so Cazier. Heute sei die City durch den Einzelhandel geprägt und nach Ladenschluss wie ausgestorben. „Es kann nicht sein, dass es nach 20 Uhr keinen Grund mehr gibt, in die Innenstadt zu gehen.“
Neun Bänke auf 113 000 Menschen
Die Studierenden der TH Köln hatten in ihrer Betrachtung der Einkaufsmeilen festgestellt, dass dort samstags im Schnitt 113000 Passanten unterwegs sind, im ganzen Umfeld aber nur neun Bänke zum Verschnaufen existieren. Es gebe mindestens 54 Fast-Food-Läden, aber nur zwei Spielplätze. 80,3 Prozent der Altstadt Nord seien versiegelt, auf 31 Hektar Fläche kämen nur rund 205 Bäume. Um in der engen City neue attraktive Stadträume zu schaffen und gleichzeitig die Innenstadt klimaresilienter zu machen, also widerstandsfähiger gegen Hitze, Trockenheit und Starkregen, schlagen die Studierenden unter anderem vor, die Parkdächer der Parkhäuser Brückenstraße und Kaufhof in Dachgärten umzuwandeln und mit einer Fußgängerbrücke zu verbinden (siehe kleines Bild). Kleinere Plätze sollen begrünt und zu „Oasen der Ruhe“ umgestaltet werden. Ein Beschluss der BV 1 dürfte für die Stadt nur ein erster Anstoß sein, sich den „Masterplan“ der Studierenden der TH Köln genauer anzusehen. Denn einerseits liegt die politische Entscheidungshoheit für eine weitreichende Umgestaltung der City beim Stadtrat. Andererseits hängt die Umsetzbarkeit vieler Ideen von der Bereitschaft privater Gebäudeeigentümer ab, Geld zu investieren. Die Initiative der Bezirksvertreter kann aber als ein Signal zum Aufbruch verstanden werden.