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Köln-KrimiMit diesem Fall kehrt Ermittler Löhr aus dem Ruhestand zurück

Lesezeit 3 Minuten
Autor Peter Meisenberg

Autor Peter Meisenberg ist seiner Hauptfigur verbunden geblieben.

Vor 24 Jahren ermittelte Jakob Löhr zum ersten Mal in Köln - nun gibt es wieder „Zoff“.

Früher war er Kommissar, nun ist er frühpensioniert und „raus aus dem Alter, in dem man Lust hat, Tage lang in der Gegend rumzulaufen, Fragen zu stellen und Türen einzutreten“. Nachdem er sein Stammcafé „Zero“ auf der Engelbertstraße als Wirt übernommen hat, überlässt er die Hauptarbeit Kellner Andrea, der ihm unaufgefordert seinen „Mittags-Sancerre“ serviert. Zuvor, noch im Bademantel, beobachtet er vom Balkon seiner Wohnung das Treiben der Mauersegler und Kohlmeisen auf dem Yitzhak-Rabin-Platz. „Kontemplative Phase“ nennt das sein philosophierender Freund Hubert Lantos.

Zoff Krimi-Titel

Zoff heißt der neue Krimi aus der Emons-Reihe

„Zoff“ heißt der neue Krimi aus dem Emons-Verlag, in dem der Kölner Autor Peter Meisenberg seinen Serienheld Jakob Löhr nach neun Jahren Pause erneut ins Rennen schickt. Meisenberg (Jahrgang 1948) und Hauptfigur (ermittelte erstmals vor 24 Jahren) sind zusammen gealtert. Gemeinsam mit denen, die seit Löhrs Debüt in „Schwarze Kassen“ sämtlichen sieben Nachfolgern entgegenfieberten und sie jeweils bereits am Tag der Veröffentlichung gekauft haben. Und mit Sicherheit wieder zuzugreifen werden, der in dieser Woche erschienen ist.

Dem entschleunigten Ex-Ermittler aus dem Eigelsteinviertel passt so gar gar nicht in den Kram, dass ihn (seine bis dato unbekannte) Großgroßnichte Leonie Brinkmeier um Hilfe bittet. Samir Saleh, der Freund der Altphilologiestudentin, wird von der Polizei in Zusammenhang mit einem Mord bei einem Drogendeal gesucht, ist untergetaucht. Während Leonie „racial profiling“ vermutet – Samir stammt aus Syrien – ist Löhr lediglich genervt. Verspricht dann aber doch: „Ich werde es mir überlegen“. Schwerer Fehler. Denn es gibt ordentlich - „Zoff“.

Raffiniert gestrickte Handlung

Was aber ist mit Krimifans, denen Löhr überhaupt nichts sagt? Werden sie ihn mit Leonies (kritischen) Augen sehen? „Ein etwas rundlicher Mann Anfang sechzig mit noch vollen, an den Schläfen ergrauten Haaren und einem nicht unfreundlichen Durchschnittsgesicht, in dem eine etwas knollige und leicht gerötete Nase das auffälligste Merkmal ist.“ Wobei Letzteres „nicht etwa auf eine Erkältung, sondern auf langjähriges Weintrinken“ zurückgeht. Vermag ein alter, weißer Mann, der offenbar ein Alkoholproblem hat, ein Analogosaurus ist und nicht den Hauch einer Ahnung davon besitzt, dass „d“ für divers steht, auch ein neues Publikum zu fesseln?

Ja. Unbedingt. Denn so aus der Zeit gefallen Löhr auch wirken mag, das, was ihn auszeichnet, veraltet nie: Sinn für Gerechtigkeit, Sympathie für Schwächere und Null-Toleranz für Spekulanten. Er ist hartnäckig, erfindungsreich und liegt, als leidenschaftlicher Kämpfer für die innerstädtische Flora und Fauna, dann doch voll im Trend. Was ihn prompt auf die Spur eines kriminellen Immobilienprojekts bringt. Aber auch die „Leonie-Linie“ wird nicht vernachlässigt. Wobei die Studentin selbst beginnt, zu ermitteln und in tödliche Gefahr gerät. Lokalkolorit satt, (endlich mal) korrekte kölsche Tön und eine raffiniert gestrickte Handlung mit hohem „So könnte es in Klüngeltown tatsächlich laufen“-Potential tragen dazu bei, dass dieses Comeback ein rundum gelungenes wird.

Peter Meisenberg: Zoff. Emons, 224 S., 14 Euro.