Wer in diesen Tagen an der Bastei am Kölner Rheinufer entlangschreitet, sieht auf den ersten Blick: Von einer Fertigstellung ist das denkmalgeschützte Bauwerk weit entfert. Probleme macht vor allem die Stahlkonstruktion.
DenkmalschutzIst die Bastei in Köln noch zu retten?
Fertigstellung: Dezember 2022. So steht es für die historische Bastei in der viel diskutierten Liste der Großprojekte der Stadt, die die Verwaltung im November veröffentlicht hat. 105 lautet darauf die Kennziffer der Bastei. Baubudget: lediglich 5,1 Millionen Euro.
Wer sich das Architektur-Schmuckstück – erbaut durch den berühmten Kölner Architekten Wilhelm Riphahn – dieser Tage ansieht, sieht jedoch nur, dass die Bastei-Sanierung von Fertigstellung weit entfernt ist. Laut Rundschau-Informationen wird die Herrichtung des einstigen Prestige-Restaurants mit Rheinblick deutlich aufwendiger als gedacht.
Es war Kämmerin Dörte Diemert, die der Politik Anfang Dezember mitgeteilt hat, dass die Untersuchungen der Technischen Universität Braunschweig zur Standsicherheit der Konstruktion der Bastei abgeschlossen seien. Zudem habe der Statiker festgestellt, dass ein statischer Nachweis der Bestandskonstruktion ohne aufwendige Verstärkungsmaßnahmen nicht durchgeführt werden könne.
Bastei in Köln: Der Stahl ist minderwertig
Doch was heißt das genau? Die Rundschau hat bei den Verantwortlichen nachgefragt, beim Statiker vom Kölner Unternehmen HIG (Hempel Ingenieurgesellschaft), beim von der Stadt beauftragten Kölner Architekten Dorn und Partner und natürlich beim Bauerhaltungszentrum der TU Braunschweig, die den Stahl analysiert hat.
Alle verwiesen an die Stadt als Auftraggeber, doch eines ist durchgesickert: Die Ergebnisse der Stahluntersuchung liegen bereits vor. Demnach scheint der Stahl minderwertig zu sein. Das Problem an der Sache ist, dass die Stabilität des halbrunden Aufbaus der Bastei maßgeblich von diesem Stahl abhängt.
Denn als der junge und aufstrebende Architekt Wilhelm Riphahn vor rund hundert Jahren den damaligen Rat der Stadt Köln mit seinem Entwurf überzeugte, machte er nicht nur etwas bis dahin Unbekanntes, sondern auch etwas bis heute nahezu Einzigartiges: Er verwandelte ein militärisches Bauwerk in eine Gastronomie, in dem er einem altem Wachturm praktisch einen Deckel aufsetzte.
Rost ist der größte Feind der Bastei
Konstruktion und Pläne sind auf Architektur-Webseiten detailliert beschrieben. „Archinform.net“ erklärt beispielsweise die sogenannte „Caponniere“, einen „nutzlos gewordenen Sperrturm“ aus der Zeit der Preußen, mit meterdicken Wänden und Aussparungen für Kanonen in Richtung Rhein.
Auf diesen Turm setzte Riphahn einen Fächer aus Stahlträgern, die bis zu acht Meter über den Rand hinausragen und für jeden gut zu sehen sind, der unter der Kuppel herläuft. Bis zu 100 Jahre alter Stahl, Lage direkt am Wasser – es benötigt keinen Adam Riese, um auszurechnen, dass Rost wohl der größte Feind der Bastei ist.
Die Stadt bestätigte das, als sie Korrosionsschäden als Grund dafür angab, als sie das Bauwerk im April vergangenen Jahres mit einem Gerüst absichern ließ. Die Rundschau berichtete damals, dass befürchtet wurde, dass zur Straße hin gewandte Teile des Baus herabstürzen könnten.
An dieser Stelle befand sich die Küche. Möglicherweise ist dort mehr Feuchtigkeit in den Boden geraten, als im restlichen Bereich der Tragekonstruktion. Der Stahl ist zudem der Punkt, an dem der Denkmalschutz der Bastei zum Verhängnis werden könnte.
Seit 1980 auf der Denkmalliste
Das „Panoramarestaurant auf Stadtbefestigungsrest“ ist seit dem 1. Juli 1980 in der Denkmalliste eingetragen. Also soll seine denkmalwürdige Konstruktion per Gesetz möglichst erhalten bleiben. Damit steht die Stadt aber vor einem nahezu unlösbaren Problem: Denn der Fächer aus Stahlträgern ist der wesentliche denkmalgeschützte Teil der Riphahn-Konstruktion.
Die Möglichkeiten sind stark begrenzt. Die Stahlträger müssen ausgetauscht, oder – wie der Statiker der Stadt mitteilte – aufwendig verstärkt werden. Aber das ist kaum kompatibel mit dem Denkmalschutz.
Alternative ist, dass die Bastei nie wieder öffnet, bestenfalls als eine Art ruhender Baudenkmal für Interessierte. Allerdings ist auch das laut Gesetz nicht mit dem Denkmalschutz kompatibel. In Paragraf 8 des NRW-Gesetzestexts zum Denkmalschutz heißt es: „Baudenkmäler sollen möglichst entsprechend ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung genutzt werden.“
Fertigstellung 2024?
Sollte der Stahl wirklich so minderwertig sein, wie es den Ergebnissen der TU Braunschweig nach den Anschein macht, ist das Dilemma groß. Die Stadt als Besitzerin muss entscheiden, wie sie einen Ausweg aus diesem Teufelskreis findet. Nur wenn es eine Möglichkeit gäbe, die Stahlkonstruktion Denkmalschutz-verträglich zu stabilisieren, könnte die Bastei noch eine Chance haben.
Ob dafür die veranschlagten 5,1 Millionen Euro Kosten reichen, ist mehr als fragwürdig. Eine Kostenschätzung aus April 2022 betrug rund 11 Millionen Euro, damals kommunizierte die Stadt eine Fertigstellung 2024, auch das könnte noch zu wenig sein.