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Kölner CityDer Umbruch in Kölns Innenstadt ist bereits in vollem Gang

Lesezeit 3 Minuten
Menschenmengen sind in der Kölner Innenstadt zu sehen.

Frequenzbringer: Hohe Straße und Schildergasse landen bei den Bewertungszahlen immer weit oben im Ranking.

Köln hat laut Untersuchungen gute Voraussetzungen für einen Strukturwandel in der Innenstadt: Hohe Frequenzzahlen und der Wandel im Einzelhandel sollen zu einer Attraktivierung der City beitragen.

Nein, einfach weiter so ist nicht. Soll es aber auch gar nicht – und die Stadt hat alle Voraussetzungen, um den Strukturwandel in den Innenstädten und beim Einzelhandel nicht nur zu bewältigen, sondern ihn auch ausgesprochen gut zu meistern. Das mag für Köln die Quintessenz der „Konferenz für die Erlebnis- und Einkaufsmetropole von morgen“ unter Federführung von Kölnbusiness sein. „Was wir jetzt erleben, ist keine Evolution mehr. Es ist eine Revolution“, sagt Jens Nussbaum von der Planungsagentur „Stadt + Handel“.

Mehrere Faktoren spielten gleichzeitig mit ein: Digitalisierung, Klimawandel, Regionalisierung, Individualisierung und nicht zuletzt Krieg und Unsicherheit. Begegnen müsse man dem vornehmlich mit drei Faktoren, smarten Angeboten, kreativen Räumen und gemeinsamen Aktivitäten. Die Zeiten von Uniformität und Monofunktionalität seien vorüber. „Wer heute noch meint, man müsse veraltete Geschäftsmodelle subventionieren – nein, das ist der falsche Weg“, ist er überzeugt. Experimentieren, neue Wege gehen auch bei der Gebäudenutzung (und der damit einhergehenden Mieteinnahmen) und vor allem, bei Misserfolgen „nicht gleich zu Fackel und Mistgabel greifen“. Da sei die deutsche Mentalität in vielem einfach noch viel zu vorsichtig und kompromissbehaftet.

Warnung vor „handelsfreien“ Zonen

In eine ähnliche Richtung geht Boris Hedde, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung Köln (IFH). Einer Studie des IFH zufolge – immerhin mit 69 000 persönlich geführten Interviews – zeigt sich zwar, dass Handel und Shopping mit gut 60 Prozent noch immer das Zugpferd für einen Innenstadtbesuch seien. Von daher warnt er auch eindringlich vor „handelsfreien“ Lagen, wie sie mancherorts schon diskutiert werden. Aber: Immer wichtiger werden Faktoren wie Gastronomie, Sightseeing, Kultur und Gesellschaft. Je jünger die Zielgruppe, desto mehr verschiebe sich die Motivationslage weg vom stationären Handel. Dieser wiederum werde immer mehr der zunehmenden Individualisierung Rechnung tragen. Übrigens: autofreundliche Städte mit vielen Parkmöglichkeiten würden von den meisten Besuchern eher als Negativ-Kriterium gewertet.

Autofreundlich als Negativ-Kriterium

Dass Köln alle Optionen für eine gute Zukunft besitze, betonte auch Kölnbusiness-Geschäftsführer Manfred Janssen. „Die Rahmenbedingungen sind vielleicht so gut wie nirgendwo sonst in Deutschland“ meint er. Kaum Leerstand, große Besucherfrequenzen, starke Kaufkraft, viel Raum für Veränderungen und vor allem auch die Bereitschaft für Neues ließen optimistisch in die Zukunft blicken. Damit das auch weiterhin gefördert werden könne, kümmert sich ein fünfköpfiges Team künftig um das Zentrenmanagement. Janssen dankte dem Wirtschaftsdezernat und dessen Leiter Andree Haack – der auch das Grußwort der Veranstaltung sprach – für die Zusammenarbeit und die Bereitstellung von Mitteln in diesem Bereich.

„Kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist so abhängig von einer attraktiven Innenstadt wie Handel und Gastronomie“, sagt er. Was auch als „weicher“ Standortfaktor nicht zu unterschätzen sei – wer ein funktionierendes Umfeld für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten könne, habe es leichter bei der Rekrutierung von Fachkräften. Etwas ausführlicher ging dann Gudula Böckenholt von „Cima“, einem Kompetenzzentrum für Stadt- und Regionalentwicklung sowie für Marketing im öffentlichen Sektor, dann noch auf die einzelnen Bezirkszentren ein. Hier zeichnet sich ein fast erwartbares Bild ab – mit starken Stadtteilen wie der Südstadt, Rodenkirchen, Lindenthal, aber auch Dellbrück – und in vielen Bereichen schon fast abgeschlagene Veedelszentren wie Mülheim oder Porz. Wobei es auch hier zumindest teilweise noch besser aussieht als in manchen Mittelstädten.