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Historische FachwerkhäuserSo läuft der Rückbau am Kölner Fischmarkt

Lesezeit 3 Minuten
Arbeiter tragen einen Eichenbalken aus einer Baustelle.

Arbeiter einer Spezialabbruchfirma tragen einen Eichenbalken aus den Fachwerkhäusern am Fischmarkt 1-3 in der Kölner Altstadt.

Beim Rückbau der historischen Fachwerkhäuser am Kölner Fischmarkt bleiben die rund 450 Jahre alten Eichenbalken erhalten und werden für den Wiederaufbau eingelagert.

Mit lautem Prasseln rauscht eine Ladung Steinschutt durch die Eimerrutsche zu Boden. Hinter dem großen Gerüst am Fischmarkt 1 bis 3 geht der Rückbau der historischen Fachwerkhäuser rasch voran. Arbeiter schlagen das Mauerwerk heraus und tragen historische Holzbalken in eine bereitstehende Wechselbrücke. Sie werden gesammelt und eingelagert. „In drei, vier Wochen wollen wir fertig sein“, sagt Bauleiter Rolf Greil vom Kölner Spezialabbruchunternehmen Dratschmidt. Dann werden von den beiden oft fotografierten Fachwerkhäusern nur noch das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss stehen.

Denn dort ist die Bausubstanz massiv und gut erhalten, doch darüber war die Konstruktion völlig marode. Wie berichtet, war das Eichenholzfachwerk durch Feuchtigkeit sowie Pilz- und Insektenbefall so stark zerstört worden, dass Einsturzgefahr bestand und die Fassade umzukippen drohte. Um das zu verhindern, wurde ein mit zehn Tonnen Gewichten beschwertes Gerüst aufgebaut und das Innere der beiden Häuser mit Stahlstützen gesichert.

Fataler Baufehler

Grund für die Schäden: Bei der Umgestaltung der Altstadt in den 1930er-Jahren und beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Fachwerk mit luftundurchlässigem Zementputz verputzt. Die Folge war, dass die Feuchtigkeit, die sich dahinter bildete, nicht entweichen konnte und das Holz angriff. Ein fataler Baufehler, der dazu führte, dass das Eichenholz im Laufe der vergangenen 70 bis 90 Jahre an vielen Stellen zersetzt wurde.

Ursprünglich wollte der Eigentümer, die Centralis Immobilien GmbH aus Hamburg, die Fachwerkhäuser für drei Millionen Euro sanieren und zu einem modernen Business-Hotel umbauen. Doch nun steht ein vorsichtiger Abbruch und möglichst originalgetreuer Wiederaufbau an.

„Wir reden hier über rund 600 bis zu vier Meter lange Eichenbalken, die bis zu 20 Zentimeter breit sind. Die sind ziemlich schwer, und man muss sich Gedanken machen, wie man sie möglichst zerstörungsfrei herausbekommt und abtransportieren kann“, erläutert Abbruchunternehmer Philipp Dratschmidt. „Die hölzernen Dübel bohren wir sauber heraus, um die Balken auseinander nehmen zu können“, ergänzt Greil.

Eichenbalken aus dem Jahr 1568

Jeder Balken ist dokumentiert und nummeriert, das gesamte Fachwerk wurde vorher gescannt und aus den Daten ein digitales Oberflächenmodell entwickelt. Inzwischen liegen auch die Ergebnisse der Holzdatierung vor. Laut einer dendrochronologischen Untersuchung anhand der Jahresringe stammt das Fachwerk vom Ende des 16. Jahrhunderts, die ältesten Eichenbalken datieren aus dem Jahr 1568.

„Ein fantastischer Fund. Das hatten wir nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs in der Altstadt so nicht erwartet“, sagt Kölns oberster Denkmalpfleger, Stadtkonservator Thomas Werner. Am Montag machte er sich vor Ort selbst ein Bild von den Arbeiten und betonte: Nun gelte es, die noch gut erhaltenen Teile des Fachwerks zu bewahren und einzulagern mit dem Ziel, sie beim Wiederaufbau wiederzuverwenden.

Fest steht, dass der Eigentümer die beiden Häuser in ihren originalen Abmessungen wieder errichten muss, also mit den charakteristischen Giebeln und steilen Dächern. Nach den Vorstellungen des Denkmalschutzes soll dafür das historische Fachwerk nachgebildet und so viel wie möglich von den originalen Eichenbalken wiederverwendet werden. „Idealerweise sollten die Original-Balken dort eingesetzt werden, wo sie sich vorher befanden“, so Werner.