Geheimtipp in KölnDie Engelbertstraße hat Flair und den perfekten Mix
- Dank vieler Cafés und Boutiquen atmet die Engelbertstraße französischen Charme.
- Die kleine Seitenstraße liegt versteckt im Kwartier Lateng.
- Welche Läden einen Besuch wert sind, lesen Sie hier.
Innenstadt – Im Windschatten des trubeligen Zülpicher Platzes ist sie selbst für manch eingefleischte Kölner eine Unbekannte: die Engelbertstraße. Doch mit kleinen Modeläden, Kunst, Cafés und einer der ersten Crêperien der Stadt ist die schmale Straße nicht nur einen Besuch wert.
Spielbrett
In bunten Reihen türmen sich die Spiele in den Regalen. Vom Klassiker bis zum topaktuellen Geheimtipp ist alles dabei. Seit mehr als 30 Jahren führt das „Spielbrett“ seine Kunden in fantasievolle Spielewelten. Nadine Pick übernahm den Laden 2005, nachdem sie dort schon als Studentin gearbeitet hatte. Von der Macht der Spiele ist sie auch im digitalen Zeitalter überzeugt: „Ein Brettspiel ist die schönste Art, sozial zusammenzukommen.“ Zudem hinterließen die Spieleabende bleibende Erinnerungen. „Das macht für mich die Faszination der Brettspiele aus.“
Eine riesige Auswahl von 20 000 Spielen bietet das „Spielbrett“ an – neue Titel und auch Second-Hand-Spiele. Manche verschickt Pick sogar per Post in die große weite Welt – nach Neuseeland, Japan oder Australien. Mit ihrem Team probiert sie fast täglich ein neues Spiel aus, „um unseren Kundinnen und Kunden Tipps aus erster Hand zu geben.“
Das „Spielbrett“ ist montags bis freitags von 11 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.www.blog.spielbrett.koeln.de
Iriselle
Den Traum vom eigenen Laden erfüllte sich Iris Hilbig 2004. Zwischenzeitlich ist die gelernte Einzelhandelskauffrau von einem kleinen Geschäft ins nächste gezogen – doch der Engelbertstraße hält sie seit dem Einzug in die Hausnummer 31a bis heute die Treue. In ihrem „Iriselle“ verkauft sie Schuhe, Kleidung und Accessoires, die online kaum zu finden sind. Vieles aus ihrem Sortiment stammt aus fairem Handel, etliche Produkte bestehen aus Biobaumwolle und wurden in Europa produziert.
Beim Einkauf der Waren verlässt sich die langjährige Modehändlerin auf ihr Bauchgefühl. So hat sie sich ein festes Sortiment aufgebaut: „Marken, die ich mag, behalte ich langfristig im Angebot.“ An der Engelbertstraße gefällt ihr vor allem die Vertrautheit. „Die Straße ist ein heimeliger Ort“ – was aber auch Nachteile mit sich bringe. „Kleine Läden haben es hier, abseits der Haupteinkaufsstraßen schwer, viele mussten wieder schließen.“ Laut Hilbig ein Fall für die Politik: „Die Stadt sollte mehr für die Läden tun, mit besonderen Aktionen, die mehr Menschen anlocken.“
Das „Iriselle“ hat montags bis donnerstags von 13 bis 19 Uhr, samstags von 12 bis 19 Uhr geöffnet.www.iriselle.de
Café Fleur
Seit einem Jahr leitet Carola Lauterborn das Café Fleur an der Ecke Lindenstraße. „Die Idee, ein eigenes Café zu betreiben, reifte schon lange in mir, als sich die Gelegenheit im vergangenen Jahr bot, habe ich nicht lange gezögert.“ Das Café mit dem blumigen Namen gibt es seit 1978. „So gut wie jeder 50- bis 60-Jährige, der hier in der Ecke wohnt, kennt das Café“, sagt Lauterborn. Wie in seinen Anfangsjahren bietet das Café neben seinen Köstlichkeiten auch Lesungen und kleine Konzerte.
„Corona macht da leider einen Strich durch die Rechnung. Aber wenn sich alles etwas normalisiert hat, wollen wir das Programm wieder starten“, sagt Lauterborn. Das helle und luftige Café punktet mit Quiches, Suppen, Couscous-Salaten und selbstgebackenen Kuchen. „Da hat jedes Team-Mitglied ein Rezept von der Oma mitgebracht – für die Qualität ist also gesorgt“, sagt Lauterborn mit einem Zwinkern. Beliebt sei auch das Frühstück – als entspannter Start ins Wochenende zum Beispiel.
In der Nachbarschaft kennt sich Lauterborn gut aus, „unsere Straße mag zwar ein wenig unbekannt sein, dafür ist sie umso schöner. Ich fühle mich hier sehr wohl, die Nachbarschaft ist sehr angenehm. Man trifft sich und quatscht miteinander.“Das „Café Fleur“ hat während der Corona-Zeit täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.www.cafefleur.de
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Hört hört
Von der westafrikanischen Djembé über nepalesische Zimbeln bis zu Leiern aus Schweden – im „Hört Hört“ bietet Mitinhaber Willi Strack eine musikalische Reise um die ganze Welt. „Die Kunden können alle Instrumente ausprobieren“, so Strack, selbst leidenschaftlicher Perkussionist und Mitglied verschiedener Bands. „Auch zum Fachsimpeln oder für den ein oder anderen Plausch bin ich immer gern zu haben.“
Das Sortiment erweitern die Inhaber stets weiter. „Instrumente, die wir nicht kennen und noch nicht selbst gespielt haben, testen wir auf Herz und Nieren“, so Strack. Erst dann finden sie den Weg ins Sortiment. „Wir prüfen dabei, ob sie hochwertig verarbeitet sind und einen guten Klang haben – gerade bei Herstellern, von denen wir bislang noch nichts im Sortiment hatten.“
Die Engelbertstraße läuft Stracks Meinung nach noch unter dem Radar: „Der Vorteil ist sicherlich, dass wir mitten in der Stadt sind, aber eben versteckt.“ Schön sei, so Strack, die Ruhe und dass die Nachbarn untereinander super miteinander auskämen. „Hier sind lauter nette Leute. Nur an der Bekanntheit der Straße und ihrem Flair müssen wir noch arbeiten.“
Das „Hört Hört“ hat montags bis freitags von 12 bis 19 Uhr und samstags von 12 bis 15 Uhr geöffnet.www.hoert-hoert.de
Engelbät
Als eine der ersten Crêperien Kölns öffnete das Engelbät 1990 seine Türen. Damit gehört es zu den Urgesteinen der Engelbertstraße. Mit seinem Angebot war das Engelbät zugleich Vorreiter eines Trends, der bis heute verfängt: „Besonders hat uns von Anfang an unser Hauptprodukt gemacht: die Crêpes. Als wir begonnen haben, waren Crêperien in Köln noch sehr unbekannt“, sagt Mitinhaber Thomas Kootz. „Ebenfalls besonders ist bei uns, dass wir eine Mischung aus Kneipe und Restaurant sind“ – früher, so Kootz, sei das ein typisches Merkmal der Kölner Gastronomie gewesen, inzwischen aber rar. Tradition wird im Engelbät in allen Bereichen groß geschrieben. Neben dem altvertrauten Stammgast-Publikum sind auch viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit Jahren in der Crêperie beschäftigt – und mittlerweile bekannte Gesichter des Restaurants. „Das sorgt für eine familiäre Atmosphäre in unserem Laden“, so Kootz.
„Abgerundet durch die gemütliche Einrichtung mit unseren zahllosen Dekorationen, lässt es sich hier sehr gut aushalten.“ An der Engelbertstraße gefällt ihm die positive Entwicklung der vergangenen Jahre: „Hier sind viele kleinere Geschäfte entstanden, zum Beispiel die Modeboutiquen“, so der Wahlkölner. „Und auch das gastronomische Angebot hat sich sehr gut und vielseitig entwickelt. Die Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Damit sieht er die Engelbertstraße als nahe Oase zum hektischen und lauten Zülpicher Platz. „Hier ist man mittendrin und kann trotzdem seine Ruhe finden. Für eine Straße mitten in der Großstadt keine Selbstverständlichkeit.“Das „Engelbät“ hat täglich von 12 bis 22 Uhr geöffnet.www.engelbaet.de
Café Orlando
Bereits seit dem Jahr 1982 schmückt das Café Orlando die Engelbertstraße. „Damit bin ich hier der dienstälteste Engelbertianer“, sagt Inhaber Martin Banszerus. Dabei sorgte das Orlando 2004 mit einem damals unglaublichen Entschluss für Furore. „Damals haben wir den Laden kurzerhand zum Nichtraucher-Café gemacht.“ 16 Jahre später begrüßt das Café seine Gäste noch immer – trotz oder gerade wegen des wagemutigen Vorstoßes. „Das war zu der Zeit noch etwas Unvorstellbares“, so Banszerus. Schon lange vom Zigarettenqualm befreit, ist das Café bis heute vor allem beliebt wegen seines Frühstücks. „Das ist eindeutig unser Zugpferd. Aber auch eine übersichtliche Mittagskarte bieten wir nachmittags an“, so der gebürtige Ostwestfale. Der Dauerbrenner sei aber das Fitness-Frühstück. „Vor allem in der veganen Form ist das sehr beliebt – da liegen wir mit dem Trend ganz auf einer Länge.“
In Sachen Kaffee ist das Orlando hingegen streng traditionell. „Wir sind keine Kaffee-Experimentierer hier“, so Banszerus. „Vor 30 Jahren haben wir uns auf einen sizilianischen Röster spezialisiert. Dem sind wir bis heute treu geblieben.“ Das scheint das überwiegend junge Publikum nicht zu stören – das vielseitige Frühstücksangebot und der sizilianische Espresso überzeugen die Gäste. Und auch Banszerus gibt sich überzeugt, in der Engelbertstraße fühlt sich der Gastronomie-Veteran wohl. „Gerade zieht die Außengastronomie in unserer Straße etwas an“, so Banszerus. „Dass die Gastronomie sich hier steigert, ist eine schöne Entwicklung. Wir werden hier auch weiterhin die Stellung halten.“
Das Café Orlando hat täglich zwischen 9 und 16 Uhr geöffnet.www.cafeorlando.de