Immer wieder kommt es zu Stürzen auf der Rheinuferpromenade zwischen Deutzer Brücke und Schokoladenmuseum. Ursache: Eine dicke Schicht Vogelkots. Hinterlassen von Halsbandsittichen.
RutschgefahrGefährlicher Vogelkot der Sittiche in Köln sorgt für Ärger

Vogelkot von Halsbandsittichen verschmutzt die Rheinpromenade.
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Eine schmierige, glitschige Schicht ist auf der Rheinuferpromenade entstanden. Fast wie Schmierseife. Nur das sie mit Hygiene aber auch gar nichts zu tun hat. Denn Hauptbestandteil dieses Belags ist Vogelkot. Hinterlassen vom Halsbandsittich und seinen großen Bruder, dem Alexander-Sittich. Am vergangenen Freitag wurde dieser unappetitliche Schmierfilm einem Passanten zum Verhängnis. Er rutschte aus und verletzte sich schwer im Gesicht. Am selben Tag baute ein Fahrradfahrer auf dem Abschnitt der Promenade Am Leystapel auf Höhe des Maritim Hotels einen Unfall. Im Polizeiprotokoll steht dazu notiert: „Rutschiger Untergrund“.
Die beiden Schlitterpartien waren nicht die ersten, die auf den Vogelkot zurückgehen – und wenn die Stadt nicht reagiert, werden sie wohl auch nicht die letzten bleiben. Denn es ist offensichtlich: Die jetzigen Reinigungsbemühungen bannen die Gefahr nicht.
Vögel fühlen sich am Rhein wohl
Dass sich die Halsband- und Alexander-Sittiche in Köln breit machen, hatte die Natur ursprünglich nicht vorgesehen. Die unter anderem aus Indien stammenden Tiere wurden von Vogelliebhabern oder Zoos nach Deutschland geholt. Dem ein oder anderem Halter entkommen, nisteten sich die knallgrünen Papageien in der neuen Heimat ein. Vor allem entlang der Rheinschiene kommen sie aufgrund des milden Klimas ganz gut zurecht. Wie es ihre Art ist, lassen sich die Tiere allabendlich auf den immer selben Bäumen nieder, „schwatzen“ lauthals miteinander und erleichtern sich kräftig vor dem „zu Bett gehen“.
Nicht rutschiger als Taubenkot
Jana Romero ist die Sittich-Expertin des Nabu Köln. Zusammen mit ihren Kollegen führt sie zweimal im Jahr Zählungen durch. Der Frage nach der genauen Zahl der in Köln ansässigen „Grünlinge“ weicht sie ein wenig aus. „Ein paar Tausend“, umreißt sie den Schwarm. Der würde sich im Wesentlichen nicht mehr groß verändern. „Es gibt ein paar Schwankungen, im Winter kommen nicht alle durch“, sagt Romero. Der Kot der Sittiche sei nicht rutschiger als beispielsweise der von Tauben. Dass er nun in geballter Form die Passanten auf der stark frequentierten Rheinuferpromenade ins Schlingern bringe, ist aus Sicht der Expertin das Ergebnis einer fatalen Fehlentwicklung – nicht auf Seiten der Tiere, sondern bei den Menschen.
Aus der Südstadt vertrieben
Einst hatten sich die Sittiche Bäume an der Dreikönigstraße in der Südstadt als allabendlichen Versammlungsplatz ausgesucht. „Dort wurden sie von einem Anwohner durch Böllerschüsse verdrängt“, berichtet Romero. Die eigenmächtige Aktion habe die Tiere unter Stress gesetzt, worauf sie sich an der Promenade neue Bäume suchten. „In der Südstadt konnte man das besser händeln“, sagt die Fachfrau. Dort hätten sich die Vögel letztlich auf drei Bäume konzentriert. Am Rheinufer auf Höhe des Maritims habe sie beobachtet, dass gut und gerne zwölf Bäume und mehr in Beschlag genommen würden. Dennoch, den schmierigen Film auf der Promenade will Romero nicht den Tieren anlasten. Letztlich sei das eine Frage der Reinigung. Gereinigt wird der Abschnitt von den Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) im Auftrag der Stadt Köln. Die Standartleistung: 13 mal die Woche. Im Einsatz: Ein Mitarbeiter an der Kehrmaschine und ein Mitarbeiter am Besen. Zwei Mal die Woche ist eine Nassreinigung vorgesehen. Wie jedoch eine Sprecherin der AWB sagt, sei die in den vergangenen Tagen wegen des Frostes ausgesetzt worden.
Mit dem Besen nicht beizukommen
Doch vor Ort wird deutlich, mit einem trockenen Besen ist dem schmierigen Kot kaum beizukommen. Der Film wird dadurch nur verteilt, nicht beseitigt. Zwei mal in der Woche einen Nassstrahler einzusetzen, kann die Kotflut auch kaum eindämmen. Die Vögel versammeln sich jeden Abend in den Bäumen an der Promenade. Sieben Tage in der Woche fällt damit eine große Menge Kot an.
Die AWB kann nicht auf eigene Faust die Reinigung intensivieren. Die Stadt muss weitere Reinigungsgänge beauftragen und bezahlen. Die Verwaltung hat nach eigener Aussage Abschnitte der Promenade sperren lassen. Doch das Flatterband wurde von Passanten offensichtlich abgerissen, die Rutschpartie wieder freigegeben.
Wissenswertes zu Kölns Sittichen
43 Stundenkilometer schnell kann ein Halsbandsittich fliegen. Damit halten die Vögel sich entlang der Rheinuferstraße an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Im pfälzischen Zweibrücken hingegen gerieten die pfeilschnellen in Konflikt mit den Ordnungshütern. Ein Sittich wurde in vollem Flug von einer Radaranlage „geblitzt“. Ob das Knöllchen bezahlt wurde, ist nicht überliefert.
Wildes Gezwitscher ist ein Erkennungsmerkmal der Sittiche. Allerdings begrenzen sie ihre Kommunikation untereinander zeitlich eng. Vor dem Schlafengehen und nach dem Aufwachen wird rund für ein halbes Stündchen munter miteinander geschwätzt.
Hausfassaden werden von den Sittichen beschädigt, allerdings nur in der Art von Nutznießern. Dort, wo sie keinen Platz auf Bäumen finden besetzen sie schon mal die von Spechten geschlagen Löcher und vergrößern die nach Bedarf. Die Bäume, die sie besetzten nehmen laut Nabu keinen erheblichen Schaden durch Kot und Anknabbern. (ngo)