Gastspiel auf dem NeumarktCircus Roncalli feiert atemberaubende Premiere in Köln
Köln – Sechs lebende Gemälde spazieren in die Manege. Mit dabei: „Der Schrei“ von Edvard Munch, „Die Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci und das „Selbstbildnis“ von Vincent van Gogh. In den Bilderrahmen stecken Darsteller mit Masken. Der Circus Roncalli verwandelt sich für einen kleinen Moment in ein Kunstmuseum.
Das neue Programm heißt „All For Art For All“
Zirkusdirektor und Roncalli-Chef Bernhard Paul liebt die Kunst in all ihren Facetten. Sein neues Programm, das eigentlich schon vor zwei Jahren Premiere feiern sollte, ist laut eigener Aussage sein bisher persönlichstes. „All For Art For All“ heißt es. Alles für die Kunst. Kunst für alle. Am Donnerstagabend feierte der Zirkus Premiere am Neumarkt. Die Rundschau präsentiert das Kölner Gastspiel.
Am lebendigsten stellt die Kunst wohl die Handstandakrobatin Maria Sarach dar. Mit ihrem bunten und hautengen Anzug wird sie zum lebenden Mondrian-Gemälde – und ist dazu überaus gelenkig. Auch das Roncalli-Ballett widmet sich einem Stück Kunstgeschichte. In futuristischen Kostümen erinnern die vier Tänzerinnen an das Triadische Ballett, das auf Bauhaus-Künstler Oskar Schlemmer zurückgeht.
Ansonsten bietet der Circus Roncalli all das, wofür er seit vielen Jahren bekannt ist: die gewohnt bunte Mischung. Temporeich sind die Auftritte des Quartetts „Jump ’n’ Roll“. Erst hüpfen die vier Jungs aus Moskau im Zebra-Outfit mit ihren Sprung-Stelzen durch die Manege, später schleudern sie sich mit Hilfe eines Katapults gegenseitig meterhoch durch die Lüfte.
Fliegende Wechsel auch beim Outfit
Das Duo Minasov wechselt in wenigen Minuten gleich 15 Mal ihr Outfit, die britische Komikerin Krissie Illing tritt als Queen auf, die erst einmal ihren eingerosteten Winke-Arm ölen muss und dann zu Disco-Musik einen wilden Tanz aufführt. In der zweiten Programmhälfte begleiten wir Illings schrulliges Alter Ego Wilma bei einem missglückten Rendezvous, das in einer verrückten Spuck-Choreografie endet.
Ein Roncalli-Neuzugang ist Clown Johnny Rico, der als „Lückenfüller“ zwischen den Nummern große Showanteile bekommt und besonders beim jüngeren Publikum ankommen dürfte. Das Multitalent aus Spanien kann jonglieren – mit Ringen und mit Messern – und schafft es sogar mit einem kleinen Luftballon, das Publikum zum Lachen zu bringen.
Wer den Circus Roncalli schon länger verfolgt, trifft auch alte Bekannte wieder. Weißclown Gensi ist allein durch seine Präsenz als weiser Poet etwas Besonderes. Auch der tollpatschige und liebenswerte Clown Anatoli Akerman tritt seit vielen Jahren für Roncalli auf und hat zurecht viele Fans.
Genau wie Paolo Carillon, ein Clown der ganz besonderen Art. Er verzaubert das Publikum mit seinen technischen Tüfteleien, viel Dampf und Seifenblasen. Ohne Tempo und Action erzählt er eine romantische Liebesgeschische. Eine Nummer, die wie keine andere für das steht, was der Circus Roncalli sein möchte: ein Ort zum Träumen. Eine Zauberwelt, in der die Zuschauer ihre Sorgen und Nöte für zweieinhalb Stunden vergessen können.