Eine brenzlige Lage für die Feuerwehr: In der nahegelegenen früheren Kaufhofzentrale wird nun doch kein Interim für die Feuerwache entstehen. Die Suche nach dem Ausweichstandtort beginnt erneut.
Feuerwehr KölnUmbau der früheren Kaufhof-Zentrale zur Interimswache gescheitert
Zwei Jahre sind vergangen, seitdem die Stadt den Mietvertrag für die frühere Kaufhof-Zentrale unterzeichnet hat. Seitdem ist zumindest am Bürokomplex kaum etwas passiert. Weder das angekündigte neue Bürgerzentrum ist entstanden, noch sind Büros bezogen. Und das Interim für die Feuer- und Rettungswache I in der Innenstadt, das dort an der Leonhard-Tietz-Straße entstehen sollte? Das ist nun komplett vom Tisch. Die Suche nach einem neuen Ausweichquartier für die Blauröcke und die Rettungskräfte beginnt damit von neuem, obwohl der Neubau am Standort bereits seit Jahren dringend benötigt wird.
Denn die Wache in der Innenstadt ist 1962 entstanden. Damals war sie für 59 Einsatzkräfte angelegt, heute arbeiten dort mehr als 160. Der Speiseraum ist so klein, dass Essen nur in Etappen möglich ist. Doch nicht nur der Platzmangel, sondern auch der Personalmangel bei der Wehr macht den Neubau erforderlich. Die Berufsfeuerwehren konkurrieren miteinander, was die Arbeitsplätze angeht. Ein Neubau mit ausreichend Platz, moderner technischer Ausstattung und Dienst-Apartments macht die Kölner Berufsfeuerwehr als Arbeitgeber attraktiver.
Kosten- und Zeitplan nicht umsetzbar
Dem Vernehmen nach ist der Zeitplan für Planung und Umsetzung des Neubaus immer noch im Soll. Jedoch könnte die Suche nach dem Interim einen Strich durch die Rechnung machen. Auf die Anfrage der Rundschau, warum der Umbau der Kaufhof-Zentrale nicht wie geplant klappt, erklärt eine Sprecherin der Stadt: „Die Verwaltung hat Abstand von einer Unterbringung des Interims in der Leonhard-Tietz-Straße genommen, da für einen Umbau – von Büroflächen in Feuerwehrflächen – in einem nicht-vertretbarem Maße hohe zeitliche wie finanzielle Aufwendungen entstehen würden.“ Dem Vernehmen nach schrammten Zeit- und Kostenplan weit am eigentlichen Ziel vorbei. Kurzum: Das Interim ist doch nicht umsetzbar. Noch Ende des vergangenen Jahres kündigte Kölns Baudezernent Markus Greitemann den Einzug von Bürgerzentrum und Feuerwache für 2026 an, die Rundschau berichtete. Mindestens der Plan für die Wache ist nun verbrannt.
Genaue Kosten für das Interim nannte weder die Stadt noch der Leiter der Berufsfeuerwehr. Das ist nichts neues, denn auch für den geplanten Neubau der Feuerwache I hieß es seitens der Wehr bisher immer, dass es für eine belastbare Kostenprognose noch zu früh sei. Die Sprecherin der Stadt präzisiert: „Ein Zeit- und Kostenplan kann erst nach Beauftragung des Generalplaners erfolgen.“
Diese Beauftragung könnte jedoch schneller erfolgen, als ein neuer Interim-Standort gefunden ist. Die Stadtsprecherin erklärt: „Die Verwaltung befindet sich in einem intensiven Prozess, alternative Interimsstandorte zu finden. Parallel läuft das Verhandlungsverfahren zur Beauftragung eines Generalplaners.“ Ziel sei es, so schnell wie möglich einen Interimsstandort zu finden, heißt es seitens der Verwaltung.
Jedoch ist auch klar, dass der Generalplaner erst wirklich ans Arbeiten kommt, wenn das Interim eingerichtet ist. Denn ein Rückbau der jetzigen Feuerwache an der Agrippastraße kann nicht starten, ohne dass die Rettungs- und Feuerwehrkräfte an einem anderen Standort einsetzbar sind. „Eventuell können vor dem Abriss des Gebäudes bereits vorhandene Arbeiten auf dem Grundstück erfolgen. Außerdem kann der Generalplaner mit seiner Planung beginnen“, erklärt die Sprecherin der Stadt hoffnungsvoll. Der Generalplaner soll den Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs umsetzen. Ein schweizerisch-deutsches Team aus „H+P Objektplanung Aachen GmbH“ und „Graber und Pulver Architekten“ aus Zürich hatte sich mit seiner Idee durchgesetzt (siehe Visualisierung).
Kölns zentrale Feuerwache
Die Feuerwache I ist nicht irgendeine Wache. Der moderne Neubau ist eines der wichtigsten Projekte für die stadtweite Sicherheit und Einsatzfähigkeit. Gerade bei den Einsätzen der Feuerwehr sind die an der Agrippastraße stationierten Einsatzkräfte an fast einem Viertel aller Einsätze im gesamten Stadtgebiet beteiligt.
2023 gab es insgesamt 17 175 Einsätze der Feuerwehr Köln. Die Innenstadtwache war bei 4131 davon mit im Einsatz, das entspricht 24,1 Prozent. Bei den 9850 alarmierten Einsätzen der Berufsfeuerwehr in diesem Jahr – Januar bis einschließlich Juli – rückten 2376 Mal die Kräfte aus der Innenstadt mit aus, das entspricht ebenfalls 24,1 Prozent. Bei den Einsätzen von Rettungskräften ist es ähnlich. Von den insgesamt 205 645 Einsätzen des Rettungsdienstes im Jahr 2023 entfielen 27 495 (13,4 Prozent) auf die Innenstadtwache. Bei 121 655 Rettungseinsätzen in diesem Jahr sogar 17 172 (14,1 Prozent).
Die Wache ist besonders wichtig, wenn Großevents in der Innenstadt wie der Marathon oder Karnevalsumzüge anstehen. Das Zentrum ist dann deutlich schwieriger aus den Außenbezirken zu erreichen, die Innenstadtwache läuft dann im Hochbetrieb. Insgesamt hat die Berufsfeuerwehr Köln elf Feuer- und Rettungswachen plus 15 Rettungswachen.
Stadt verhandelt und plant seit zwei Jahren
Einen Übergangsstandort zu finden, der so zentral ist, wirkt von außen wie eine immense Herausforderung. Die seit 1992 denkmalgeschützte frühere Kaufhof-Verwaltungszentrale, die sich zwischen Leonhard-Tietz-Straße und Agrippastraße erstreckt, ist nur eine Feuerwehrleiter vom jetzigen Standort entfernt. Doch das Interim ist nicht das einzige Problem, vor dem die Stadt nun steht. Denn auch über alle anderen Umbaumaßnahmen und künftigen Nutzung scheint es weiterhin keine Einigung mit der Vermieterin, Swiss Life Asset Managers Deutschland, zu geben.
„Derzeit kann noch kein belastbarer Zeitplan benannt werden“, konstatiert die Sprecherin der Stadt. Die städtische Gebäudewirtschaft sei in engem Austausch mit der Eigentümerin und den Planern. Dabei hatten beide Seiten den Mietvertrag bereits im August 2022 gezeichnet. 27 Millionen Euro Ausbauzuschuss seitens Swiss Life sollten fließen. Dafür zahlt die Stadt mehr als 800 000 Euro pro Monat Miete, für 20 Jahre. Die Mietzahlungen beginnen jedoch erst, wenn auch der letzte Bauabschnitt abgeschlossen ist. Der ursprüngliche Plan, den die Stadt bei Anmietung des Objekts mit 45 000 Quadratmetern Nutzfläche veröffentlichte, sah einen sukzessiven Einzug zwischen Januar 2024 und Ende 2025 vor.