Die Stadtverwaltung sieht sich der Mammutaufgabe an der Einsturzstelle des Stadtarchivs am Waidmarkt nicht mehr gewachsen. Nun soll ein Büro mit der Koordination beauftragt werden.
Einsturzstelle Stadtarchiv in KölnExterne Fachleute sollen Arbeiten am Waidmarkt koordinieren
Es ist eine Baustelle ohne Vergleich. Für das, was am Waidmarkt in der Südstadt geleistet werden muss, gibt es keine Blaupause: Die Sanierung der Archiveinsturzstelle, die Fertigstellung der Nord-Süd-Stadtbahn, der Bau einer Gedenkstätte und die Gestaltung des zurückgewonnenen Stadtraums. Jedes für sich ist schon eine Herausforderung. Alles zusammen, ist eine Mammutaufgabe, der sich die Stadtverwaltung nicht gewachsen sieht. Um alle vier Aufgabenbereiche aufeinander abzustimmen und gemeinsam zum Ziel zu führen, will die Stadt nun ein externes Büro mit der Koordination beauftragen. In Summe ein Auftragsvolumen von 2,6 Millionen Euro.
Baufirmen müssen Unglücksstelle sanieren
Zurzeit beschäftigt sich mit der Koordination ein städtischer Mitarbeiter im Baudezernat. Das erscheint selbst dann erschreckend wenig, wenn eingerechnet wird, dass der allergrößte Teil der Bauarbeiten durch die sogenannte Arge geleistet werden muss. Die Arge ist ein Zusammenschluss von Baufirmen, die einst damit beauftragt waren, in rund 20 Meter Tiefe unter dem Waidmarkt einen Stadtbahn-Tunnel mit integriertem Gleiswechselbauwerk zu erstellen. Bei Störungen im Tunnel ermöglicht dieses Bauwerk, in dem entsprechende Weichenanlagen eingebaut werden, einen Wechsel der Stadtbahnen von einer Tunnelröhre in die andere.
Es kam bekanntlich alles anders. Bei den Bauarbeiten beließen die Arbeiter einen findlingsgroßen Stein im Erdreich. In der Folge schloss eine Betonwand an dieser Stelle nicht richtig ab. Grundwasser drang ein. Das Erdreich wurde ausgespült. Unter dem Stadtarchiv entstand ein Hohlraum. Am 3. März 2009 kam es zur Katastrophe: Das Stadtarchiv stürzte ein. Zwei Menschen starben. Im Rahmen der juristischen Auseinandersetzung einigten sich die Baufirmen und die Stadt Köln 2020 darauf, dass die in der Arge zusammengeschlossenen Firmen die Unglücksstelle sanieren, das unterirdische Bauwerk fertigstellen und eine einmalige Zahlung von 600 Millionen zu leisten haben. Zudem müssen sie eine Gedenkstätte errichten, deren Aussehen und Lage aber noch offen ist.
Waidmarkt: Wie soll die Gedenkstätte aussehen?
Was damit gänzlich in den Händen der Stadt verbleibt: Sie muss sich unter anderem mit Bürgerinitiativen auf die Gestaltung der Gedenkstätte einigen. Vor allem von der Initiative „ArchivKomplex“ wird die sogenannte „Halle mit dem Knick“ vorangetrieben. Ein Raum im Untergrund des Waidmarkts, der als oberste Etage des Gleiswechselbauwerks ursprünglich verfüllt werden sollte. Die Initiative aus Künstlerinnen und Künstlern sowie Architektinnen und Architekten will diese Halle nun aber sowohl als Gedenk- wie auch als Kulturstätte genutzt sehen. Zudem muss die Stadt eine Oberflächengestaltung für den Waidmarkt vorlegen und auch umsetzen. Klar scheint schon zu sein, eine Bebauung im Umfang von vor dem Unglück soll es so nicht wieder geben.
Ob beim Schulbau, bei der Sanierung der Museen oder der Sanierung der Kulturstätten: Die Stadtverwaltung stößt offensichtlich an ihre Grenzen. Nicht zuletzt der Personalmangel gerade bei Ingenieuren trägt dazu wesentlich bei. Darum will Baudezernent Markus Greitemann die Koordination dieser Fülle an hochkomplexen Aufgaben am Waidmarkt nach außen vergeben. Für 1,8 Millionen Euro soll ein sogenanntes Project Management Office beauftragt werden. Projektzeitraum vorerst bis 2027. Für die Beauftragung eines Kommunikationsbüros sind 245 000 Euro vorgesehen. Damit die Planung einer Gedenkstätte unterstützt werden kann, sind 532 000 Euro eingeplant.