AboAbonnieren

Dirk-Bach-PlatzDarum lehnt Kölns Christlich-Jüdische Gesellschaft die Idee ab

Lesezeit 3 Minuten
Dirk Bach

Dirk Bach war viele Jahre am Kölner Schauspielhaus tätig. (Archivfoto)

Köln – Zehn Jahre nach seinem Tod soll dem Kölner Schauspieler, Komiker und Moderator Dirk Bach (1961-2012) eine besondere Ehre zuteil werden. Die Aidshilfe Köln und das Centrum Schwule Geschichte haben beim Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke (Grüne) beantragt, einen Teil des Offenbachplatzes in Dirk-Bach-Platz umzubenennen. Die Resonanz auf den Vorschlag ist allerdings geteilt.

Es geht um das Areal östlich des Schauspielhauses und südlich der Oper (siehe Grafik), das im Volksmund „Kleiner Offenbachplatz“ genannt wird – in Abgrenzung zur großen Platzfläche an der Nord-Süd-Fahrt.

Dirk-Bach-Platz? - Bezirksbürgermeister unterstützt Vorschlag

Hupke ist begeistert von dem Plan. „Eine tolle Idee. Damit bekäme das Schauspiel bei seiner Rückkehr nach der Sanierung eine eigene Identität.“ Bach sei „ein super Mensch und ein genialer Schauspieler“ gewesen. Der Bezirksbürgermeister möchte den Antrag in der April-Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt beschließen lassen und rechnet damit, dass es eine Mehrheit dafür gibt.

Doch es regt sich Widerstand. Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit lehnt das Vorhaben strikt ab. In ihrem dreiseitigen Antrag würdigen die Initiatoren Oliver Schubert und Martin Sölle ausführlich Bachs künstlerisches Werk und sein soziales Engagement.

Als Autodidakt, der keine Schauspielschule besuchte, habe er 1978 seine erste Theaterrolle in Heiner Müllers „Prometheus“ ergattert und Mitte der 80er Jahre in Walter Bockmayers Stück „Geierwally“ sein komödiantisches Talent entdeckt. 1992 wurde er festes Mitglied im Ensemble des Kölner Schauspielhauses, zeitgleich legte er bei RTL mit der „Dirk Bach Show“ den Grundstein zu seiner Fernsehkarriere. Als offen lebender Homosexueller habe sich Bach frühzeitig für die Gleichberechtigung von Homosexuellen eingesetzt, heißt es in dem Antrag.

Er war Ehren- und Beiratsmitglied der Aidshilfe Köln, zu seinem Gedenken wurde das 1996 eröffnete Lebenshaus, ein Hospiz für Aidskranke, 2013 in „Dirk-Bach-Haus“ umbenannt.

Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ist gegen Umbenennung

Trotz der Verdienste reagierte Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, mit „heftiger Ablehnung“ auf den Vorschlag. Hintergrund ist die jüdische Herkunft des Kölner Komponisten Jacques Offenbach (1819-1880), der 1844 zum Katholizismus konvertierte. Der Offenbachplatz erinnert nicht nur an ihn, sondern auch an die in der Pogromnacht 1938 zerstörte Altstadt-Synagoge Glockengasse, in der Offenbachs Vater als Kantor tätig war.

„Kleiner Offenbachplatz“ wird dieses Areal an der Oper im Volksmund genannt. Nun gibt es Streit um den Plan, es in „Dirk-Bach-Platz“ umzubenennen.

In einer Pressemitteilung erklärte die Gesellschaft: „In Zeiten eines erstarkenden Antisemitismus, der sich nicht nur in gewalttätigen Anschlägen, sondern auch in alltäglichen Formen der Diskriminierung gegen Juden niederschlägt, stellt die durch die Kölner Bezirksvertretung Innenstadt geplante (Teil-) Umbenennung des zentralen Kölner Platzes nicht nur ein vollkommen falsches Signal dar, sondern zeugt auch von Unkenntnis gegenüber dem kulturpolitischen Schaffen von Juden im Allgemeinen und von Jacques Offenbach im Besonderen. Nach dem famosen Offenbach-Jahr 2019, in dem der bedeutendste und weltweit anerkannte Komponist Kölns und Namensgeber des Platzes Land auf, Land ab gewürdigt wurde, nun den Platz namentlich vor der Oper aufzuteilen, stößt auf Befremden und Ablehnung.“ Eine Würdigung Bachs, „der zuletzt mit großem Engagement das Dschungelcamp moderierte“, könnte „falls wirklich notwendig, an einem anderen Ort erfolgen“.

Andreas Hupke beschwerte sich bei der Gesellschaft über den Ton „von oben herab“. Der Platz sei bis heute unbenannt und solle nun „nach einem Menschen der Darstellenden Kunst benannt werden“.