Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Fitness-Messe in KölnZwischen Wettkampf-Fieber und Innovation auf der „Fibo“

Lesezeit 4 Minuten
Bei einem großangelegten Fitness-Wettbewerb auf der Messe beweisen Gäste ihre Kraft und Ausdauer.

Bei einem großangelegten Fitness-Wettbewerb auf der Messe beweisen Gäste ihre Kraft und Ausdauer. 

Das Mekka für Sportfans: Rund 140.000 pilgerten zur Kölnmesse, um auf der „Fibo“ die neusten Trends ausfindig zu machen. 

Der Geruch von Schweiß liegt über den Kölner Messehallen. Auf der Suche nach sportlichen Herausforderungen, proteinreichen Zwischenmahlzeiten oder neuen Trainingsgeräten strömten über vier Tage rund 140.000 Sportbegeisterte durch die Hallen. Was zunächst als riesiges Fitnessstudio erscheint, ist die Fitness- und Bodybuilding Messe, kurz „Fibo“. 

Sie ist die weltweit größte Messe für Gesundheit, Fitness und Wellness und verbindet die klassischen Stände der Ausstellenden mit interaktiven Sportmöglichkeiten. Wenn es die Besuchenden mit kniffligen Hin­der­nis­par­cours aufnehmen und sich dabei durch die Gegend schwingen, wirkt die Messe fast wie ein überdimensionaler – und teurer – Spielplatz für Erwachsene. Dieses Jahr lagen die Ticketpreise für Privatbesucher bei 40 Euro.

Seit nun 40 Jahren ist die „Fibo“ ein fester Bestandteil der Fitnessbranche und lockt Sportfans in die Domstadt. Dieses Jahr sind über 1000 Ausstellerinnen und Aussteller vor Ort, um die neuesten Trends und Entwicklungen in der Fitnessbranche zu präsentieren. Von Donnerstag bis Sonntag boten die Veranstalter die Möglichkeit, die neuesten Fitnessgeräte zu testen, aktiv an Sportkursen teilzunehmen oder sich bei den Ständen für Proteinnahrung durchzuprobieren. 

Bei großen Kletterparcours bewiesen mutige Gäste nicht nur ihre Muskelkraft, sondern auch Geschick.

Bei großen Kletterparcours bewiesen mutige Gäste nicht nur ihre Muskelkraft, sondern auch Geschick.

Auch für Entspannungs- und Fashionangebote ist gesorgt, denn in Halle 1 dreht sich alles um das Thema Wellness und Gesundheit. Wer sich mehr für Technologie begeistert, fühlt sich vermutlich in der Confex-Halle wohl, wo verschiedene Start-ups neue Technologien und Erfindungen im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz vorstellten.

Aus dem schier unendlichen Angebot sticht besonders der groß angelegte Fitness-Wettbewerb „Hyrox“ heraus. Ein ganzes unteres Stockwerk einer Halle ist dem organisierten Kräftemessen gewidmet. Die Teilnehmenden laufen dabei zuerst einen Kilometer und absolvieren danach an einer Station eine Kraftübung. Insgesamt achtmal erfolgt dieser Wechsel zwischen Ausdauer- und Krafttraining. Die letzte Station ist hierbei eine der anstrengendsten. Ein Ball soll vor Publikum beim sogenannten „Wall Ball“ 100-Mal gegen die Wand geworfen werden.

Die Erfolgsgeschichte von „Hyrox“ begann 2017, mittlerweile ist der Wettbewerb auf allen Kontinenten vertreten. „Die Übungen sind technisch nicht so anspruchsvoll wie etwa beim CrossFit und daher sehr einsteigerfreundlich“, erklärt Janina Merten, Marketingmanagerin von „Hyrox“. 

Beim schweißtreibenden Finale des Wettbewerbs soll ein Ball ganze hundertmal gegen eine Wand geschmettert werden.

Beim schweißtreibenden Finale des Wettbewerbs soll ein Ball ganze hundertmal gegen eine Wand geschmettert werden.

Die Gründer Christian Toetzke und Moritz Fürste erklären, sie hätten das Gefühl gehabt, dass vielen Kraftsportlerinnen und Kraftsportlern im Fitnessstudio ein konkretes Ziel fehlt, auf das sie hinarbeiten können. „Reines Krafttraining im Fitnessstudio ist oft etwas einsam. Der Wettbewerb vereint die Stärke des Einzelnen mit der Stärke der Gruppe. Dadurch entsteht eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt und beglückwünscht“, schwärmt Milan Wontka, Marketingassistent von „Hyrox“.

Das große Ziel sei es, dass der Fitness-Wettbewerb irgendwann als Disziplin bei Olympia vertreten ist. Zuerst wolle „Hyrox“ aber in alle großen Städte ziehen, in Deutschland zählen dazu beispielsweise schon Berlin und Hamburg. In Köln ist die Fangemeinde bereits groß, „Hyrox“ wird in diversen Fitnessstudios angeboten. 

Auch viele Influencerinnen und Influencer aus dem Fitness-Bereich strömten auf die Messe. Lisa Marie Schiffner (l.) aus Österreich hat über 2 Millionen Follower auf TikTok.

Auch viele Influencerinnen und Influencer aus dem Fitness-Bereich strömten auf die Messe. Lisa Marie Schiffner (l.) aus Österreich hat über 2 Millionen Follower auf TikTok.

Einer, der den „Hyrox“ am Samstag absolviert, ist Tim Topitsch. Er fing vor einem Jahr an, dafür zu trainieren. „Mich begeistert, wie abwechslungsreich sowohl das Training als auch der Wettkampf ist. Was aber am wertvollsten ist, ist das Gemeinschaftsgefühl, wenn man zusammen mit Freunden teilnimmt“, erzählt er.

Während in der einen Halle der Schweiß tropft, fliegen in der Halle darüber Proteinriegel durch die Luft. Ausstellende verteilen ihre Produkte an die langen Schlangen hungriger Besucherinnen und Besucher. Manch ein Sportnahrungsanbieter reservierte sich sogar eine eigene Halle.

Das Einzige, was bei all dem Trubel fehlt, ist wohl ein Stückchen Ruhe. Doch selbst für diesen Belang hat sich die Fitnessbranche ein neues „Wundermittel“ ausgedacht. Es handelt sich um einen kleinen, immergrünen Strauch namens „Aschwaganda“, der in Teilen Afrikas und Asiens wächst und dort seit tausenden Jahren als Heilpflanze genutzt wird.

Muskelbepackte Maskottchen sollen Gäste an die Stände ziehen.

Muskelbepackte Maskottchen sollten Gäste an die Stände ziehen.

Heutzutage mischen Pharma- und Sportnahrungsfirmen das Wurzelpulver in Kapseln, Pulver oder Tees – meist begleitet von einer Liste von Versprechen, wie einem besseren Schlaf oder einer schnelleren Erholung der Muskeln. Das deutsche Ärzteblatt warnt vor der Verwendung der Präparate, denn die Studienlage sei bisher unzureichend und es gäbe Hinweise, dass sie leberschädigend wirken könnten.  

Bis zum nächsten gefeierten „Wundermittel“ ist es in der sich rasant entwickelnden Fitnessbranche nie weit. Wer die Entwicklungen weiter verfolgen will, kann sich auf die „Fibo“ 2026 freuen. Dann sind die tausenden begeisterten Fitness-Fans – und der Geruch von Schweiß – zurück in der Köln.