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Kinder-Oper in KölnWie kann man Angst sichtbar machen?

Lesezeit 4 Minuten
Kinderoper

Mit großem Einsatz erarbeiten die Teilnehmenden die Kinderoper

Kinder und Jugendliche erschaffen sich ihre eigenes Opernwerk, das im Frühjahr 2025 uraufgeführt werden soll.

Wut, Angst, Freude, Spaß: Gefühle, die jeder kennt, oft selbst erlebt hat – auch schon die Kleinsten hier in Köln. Aber wie kann man Angst sichtbar machen. Welche Bilder verbinden sich mit Wut? Wie sieht Freude aus, damit alle sie erkennen können. Es sind die Zutaten für eine Kinderoper von Kindern für Kinder – nicht wie bisher immer Stoff von Erwachsenen erdacht, komponiert und umgesetzt. Vom Libretto über die Komposition bis hin zum Bühnen- und Kostümbild erschaffen sie seit August ihr eigenes Opernwerk, das im Frühjahr 2025 uraufgeführt werden soll.

Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren haben deshalb die Osterferien damit verbracht, Ideen, Zeichnungen und Entwürfe für Kostüme und Bühnenbild zusammen zu tragen und erste Prototypen zu bauen. In einem Workshop der Oper Köln wurde zwei Wochen lang gemalt, gebastelt und viel gelernt, was für Kostümbildner und Kulissenbauer von Bedeutung ist. „Das ist keine Frage von Talent“, sagt die Leiterin des Workshops, Margareta Bartelmeß, „sondern von Interesse. Und alle, die sich angemeldet haben, hatten ein unheimlich großes Interesse. Das hat man irgendwie gemerkt, weil sie sich sofort auf das Material gestürzt haben, totalen Drang hatten, anzufangen. Das ist eine gute Grundlage, um sehr viel in sehr kurzer Zeit zu lernen.“

Das ist keine Frage von Talent“, sondern von Interesse.
Margarete Bartelmeß

In der Kinderoper geht es um Sammy, Tamina, Max und Wisi. Das Libretto der Oper, also die Geschichte dieser vier, ist fertig. Geschrieben von Jugendlichen seit August. In der ersten Woche vor Ostern haben sich nun etwa 15 junge Nachwuchs- Bühnen- und Kostümbildner damit beschäftigt, wie man die Gefühle darstellen kann in visueller Art und Weise. Dazu gehörten die Modelle. So Margareta Bartelmeß. In der Woche nach Ostern seien dann 20 Kinder dabei gewesen. Unter ihnen auch Mia (15), die sich mit Angst beschäftigt hat. „Meine Gruppenmitglieder und ich haben natürlich unsere eigenen Vorstellungen von Angst.“ Die hätten sie zusammengeführt. Eine habe sich Angst als Monster vorgestellt und „wir alle haben Angst als dunkel empfunden, hilflos sein.“ Diskutiert habe man nur zehn Minuten, danach den Rest der Zeit an der Darstellung der Angst in einem Bühnenbild gewerkelt.

Auf den Tischen in Saal 3 des Staatenhauses, das der Oper Köln eine vorübergehende Heimat bietet, stehen kleine Bühnen, in denen die Kinder ihre Vorstellungen über die Gestaltung zum Ausdruck gebracht haben. An der Wand hängen die Zeichnungen, Grafiken, Kollagen, mit denen sich die Kids Zugang zu den Protagonisten der Kinderoper erschaffen haben. An einer Kleiderstange hängen sauber auf Bügeln arrangiert, die Entwürfe für Kostüme aus Papier. Romy (13), Sophie (12) und Roxanne (12) haben ihre ganze Kreativität auf die Kostüme verwendet. Stolz werden sie den Eltern schon mal vorgeführt. Papier sei leichter zu bearbeiten, erklärt die Workshop-Leiterin. Stoffe zu dick und schwer zu schneiden. Wahrscheinlich auch schwieriger zu ändern, falls der erste Entwurf verworfen wird.

Kinderoper

Die Entwürfe der Kinder und Jugendlichen sind vielfältig.

Romy hat sich immer schon dafür interessiert, wie Kostüme entstehen. Jetzt sei es cool, bei einer Oper mitzumachen, die von Jugendlichen gestaltet werde. Sie und ihr zehnjähriger Bruder Simon werden von Oma Margarete Schmitter schwer gelobt. „Das Werk finde ich toll und überhaupt die Begeisterung, die die beiden schon die ganze Zeit haben, finde ich wunderbar. Die haben Spaß gehabt, sind mit Feuer und Flamme dabei.“ Und Basteln sei das nicht. Da müsse auch Hintergrund dahinter sein. Nur zum Basteln gingen diese Kinder nicht.

Roxanne ist 12, hat eine Eins in Kunst und will später mal Kunst, Design oder Modedesign studieren. Sie hat sich deshalb besonders damit beschäftigt, in eine der Hauptdarsteller Tamina hineinzuhorchen – ein gestresstes Mädchen, das in einen Raum kommt, ganz allein dort ihre Gefühle richtig kennenlernen kann. Auch Sophie bringt neue Erfahrungen aus dem Workshop mit: „Ich fands sehr interessant zu sehen, wie alles funktioniert. Und generell halt auch selber mitzuarbeiten und zu sehen, wie dieses Stück entsteht und ob das alles auf Jugendliche anders wirken wird, wenn es Jugendliche anstatt von Erwachsenen erschaffen haben.“

Workshop-Leiterin Margareta Bartelmeß hat jetzt bis Ende des Sommers Zeit, die Ideen und Entwürfe aus dem Workshop in ein realisierbares Konzept zu verarbeiten, das dann von den Profis der Kölner Oper wie von den Kids geplant umgesetzt werden soll.