Die Entwicklungskosten des Deutzer Hafens steigen. Die Gesamtsumme soll nun bei knapp 382 Millionen Euro liegen, die Einnahmen werden auf 287 Millionen Euro ohne Fördermittel taxiert.
Deutzer HafenEntwicklung eines der wichtigsten Großprojekte wird teurer

Ein neues Quartier: Die Brücken im Deutzer Hafen bei Nacht
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Die städtebaulichen Entwicklungskosten für den Deutzer Hafen steigen – nach aktueller Prognose um rund 48 Millionen Euro auf knapp 381,7 Millionen Euro über den gesamten Projektierungs-Zeitraum von 15 Jahren. Die maßgeblichen Gründe erläuterten Baudezernent Markus Greitemann, der Geschäftsführer vom Projektentwickler „moderne stadt“ Andreas Röhrig sowie Projektleiter Pascal Guhl von den Stadtwerken als Entwicklungsträger auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Demnach rechnet man städtischerseits mit Kostensteigerungen im Kanal- und Straßenbau von 18 Prozent, im Ingenieursbau ebenfalls von 18 Prozent, im Landschaftsbau von 19 Prozent und beim Erdbau von 15 Prozent im Vergleich zur letzten Prognose am Stichtag 31. Dezember 2021 – da waren allerdings weder der russische Einmarsch in der Ukraine noch die unter anderem daraus resultierenden Energiekosten eingepreist. Die Ausgaben steigen demnach um rund 12,5 Prozent insgesamt.
Wir rechnen bewusst konservativ.
Dem gegenüber stehen auf der Einnahmenseite keine Veränderungen gegenüber 2021 an. Man rechne bewusst konservativ, betont Greitemann. Die Verkaufs- und Mieterlöse betragen demnach rund 37,4 Millionen Euro, die Ausgleichsbeträge von externen Entwicklern liegen bei 34,2 Millionen Euro, die Ausgleichszahlungen der „modernen stadt“ als Entwicklungsgesellschaft der Stadtwerke sind zurzeit auf 215,4 Millionen Euro taxiert (die Ausgleichsbeträge setzen sich zusammen aus den Wertsteigerungen, die Grundstücksbesitzer im Deutzer Hafen durch die Entwicklung erfahren). Dazu kämen allerdings noch Fördermittel des Landes oder Bundes, die derzeit in Prüfung und bei den Einnahmen von rund 287,1 Millionen Euro noch nicht eingerechnet sind.
Fördermittel nicht eingerechnet
Daraus werden nun drei Szenarien abgeleitet. Im besten Fall, wenn alles wie geplant verläuft, steht am Ende die „Schwarze Null“. Abgeleitet aus einem Verlust von gut 38 Millionen Euro plus Fördermittel. Die „Basisvariante“ schlägt mit 107 Millionen Euro minus zu Buche, wenn die Fördermittel fließen wie erhofft, bleiben 50,7 Millionen Verlust übrig. Am teuersten ist naturgemäß die Variante „hohes Risiko“. Dann stehen 77,8 Millionen Euro im Minus (Verlust 143,3 Millionen Euro ohne Fördermittel). Ein Plus ist gar nicht eingeplant: Dann nämlich gäbe es auch keine Fördermittel von Land und Bund, auf die man beim Brückenbau etwa eigentlich gar nicht verzichten kann.

Der Abriss alter Gebäude im Deutzer Hafen ist bereits in vollem Gang.
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Dass die Zahlen über einen derart langen Projektierungs-Zeitraum volatil sind, darüber macht man sich bei den Verantwortlichen keine Illusionen. Dennoch ist man im Baudezernat glücklich, die Fäden selbst in der Hand zu haben: „Wir erleben gerade, dass viele Projektentwickler von ihren Vorhaben abrücken, weil sie nicht mehr wirtschaftlich darstellbar sind. Umso wichtiger ist es, dass die Stadt ihre eigenen vorantreibt.“ 80 Prozent der Flächen sind bereits in städtischem Besitz, bei den restlichen sei man auf gutem Wege.
Enorme Bedeutung für Köln
Letztendlich, so Greitemann, könnten er und alle Verantwortlichen selbst beim „worst case“ (einem errechneten Verlust von 143,3 Millionen Euro ohne Förderung auf 15 Jahre gerechnet, s.o.) mit den Zahlen gut leben. „Der Deutzer Hafen hat nicht nur städtebaulich eine enorme Bedeutung für Köln, sondern bei 3000 Wohnungen und 6000 Arbeitsplätzen auch volkswirtschaftlich“, betont er. Am Donnerstag, 31. August, soll sich der Stadtentwicklungsausschuss mit dem Deutzer Hafen befassen.