Geschäftsführer Tom Thomas gibt Einblicke hinter die Kulissen und erklärt, was sich in 20 Jahren am meisten in der Clubwelt geändert hat.
Bootshaus in Köln wird 20Was ist das Geheimnis des angeblich besten Clubs Deutschlands?
Was macht das Bootshaus seit 20 Jahren so erfolgreich?
Es ist ein Zusammenspiel aus der Vielfalt des Programms, dem Publikum und der Atmosphäre. Wir wollen kein normaler Club oder eine Diskothek sein, sondern den Gästen ein Konzerterlebnis in Clubatmosphäre bieten.
Wie schafft Ihr das?
Teils durch den Aufbau des Ladens. Das DJ-Pult ist sehr nah am Publikum. Für Gäste ist das eine einmalige Chance, direkt vor ihren DJ-Stars zu stehen.
Wer darf im Bootshaus auflegen?
Wir haben viele Newcomer bei uns, die zum Beispiel aus Amerika kommen, aber in Deutschland noch nur in der Szene bekannt sind. Wer sie schon kennt, hat bei uns die einmalige Möglichkeit Künstler aus Australien, Belgien oder den USA live zu erleben.
Wie sahen die Anfänge im Bootshaus aus?
Als ich 2012 zum Bootshaus kam, hatten bei uns schon viele große Künstler wie David Guetta, Skrillex, Solomun und so weiter gespielt. Damals waren die aber noch nicht so bekannt. Früher waren DJs nicht so große Rockstars wie heute. Damals gab es auch noch nicht so viele Festivals. Deshalb sind die großen Künstler zu uns gekommen.
Warum hat man sich für den eher abgelegen Standort in Deutz entschieden?
Der Club musste nach Underground-Kultur aussehen. Und es musste etwas außerhalb sein, damit die Leute nur gezielt zu uns kommen. Wir haben außerdem viele Parkplätze zur Verfügung. Der etwas abgelegene Standort hat sich bei den Leuten etabliert. Sie kommen zu unseren Partys teilweise mit derselben Einstellung, mit der sie auch zu einem Konzert kommen würden. Und für Konzerte fährt man schließlich auch oft weitere Strecken.
Birgt der Standort auch Probleme?
Selbst wir haben Problem mit Beschwerden über die Lautstärke. Wenn der Wind ungünstig steht, hört man die Musik in Mülheim – wir hatten sogar schon Beschwerden aus Leverkusen.
Kann das Bootshaus bei internationalen Top-Clubs mithalten?
Das ist schwer zu vergleichen. Große Clubs an internationalen Standorten wie London, Dubai oder Ibiza fahren viel mehr Umsätze, weil sie nicht nur Musik, sondern auch Extras wie VIP-Tische anbieten, an denen an einem Abend 5-6-stellige Summen für Tische und Getränke ausgegeben werden. Bei uns geht es wirklich um die Musik und das Feiern, was aber auch weniger Einnahmen bedeutet. Dadurch können wir auch keine hohen DJ-Gagen bezahlen - früher war das kein Problem. Aber die Szene ist über die Jahre so gewachsen, dass viele DJs heute lieber höhere Gagen für internationale Auftritte in Brasilien, Korea oder Dubai wahrnehmen.
Was hat sich an der Art zu feiern seit 2004 am meisten verändert?
Das Handy. Früher haben die Leute mitgeklatscht, heute sehen die Künstler nur Handys auf der Tanzfläche. Die jungen Leute wollen Erinnerungen sammeln, das kann ich verstehen. Aber sie konzentrieren sich dadurch eben nicht aufs Feiern.
Gehen die Leute heute mehr oder weniger feiern als damals?
Sie gehen gezielter feiern. Man gibt lieber einmal mehr Geld aus, als öfter mit weniger Geld loszuziehen. Übers Internet haben die Leute die Möglichkeit, sich den Club vorher genau anzugucken, auf Social Media sehen sie schon, was dort los ist. Sie wissen dann, was sie erwartet und gehen somit bewusster feiern.
Gibt es eine Veränderung, die spezifisch auf Köln zutrifft?
Nein, aber noch eine, die generell zutrifft: Die ganze Clubszene ist jünger geworden. Vor 30 Jahren war es noch nicht normal, mit 18 oder 20 feiern zu gehen. Heute werden die Leute früher erwachsen und sie sind mobiler. Durch Social Media wissen sie auch genau, wo sie zum Feiern hin müssen.
Gehen Sie als Chef von so vielen Clubs noch privat feiern?
Ja, ich versuche dann, mir bestimmte Clubs auszusuchen, in denen ich etwas Neues kennenlernen kann. Sei es Künstler, Technik oder Aufbau.
Haben Sie einen Club in Deutschland, der Sie besonders beeindruckt?
Das Berghain. Ich habe es zwar zeitlich noch nicht geschafft, das Berghain zu besuchen, aber meine Sorge ist, dass ich nicht mehr rauskomme, wenn ich einmal drin bin. (lacht)
Welche Pläne haben Sie für die nächsten 20 Jahre Bootshaus?
Wir wollen immer die beste Technik im Club haben, sei es Sound- oder Licht-Technik. Vor ein paar Tagen haben wir deshalb eine neue Anlage in Betrieb genommen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Wir wollen innovativ bleiben und auch was das Partyangebot betrifft mit der Zeit gehen. Dabei versuchen wir so wenig Kommerz wie möglich zu spielen, sondern neue Trends früh zu entdecken.
Zur Person
Der Kölner Unternehmer Tom Thomas (51) hat sich ein Imperium aufgebaut. Er ist Geschäftsführer von 32 Läden in Köln, darunter Clubs, Bars, Restaurant und Bekleidungsgeschäfte. Teils ist er auch Inhaber. Zu den bekanntesten Läden gehören Café de Paris, Flamingo, Vanity, das „Atelier X“ auf der Ehrenstraße und das Bootshaus. Allein in seinen Lokalen ist er für rund 1000 Angestellte verantwortlich. Thomas hat außerdem mehrere Firmen gegründet, mit denen er Festivals, Straßenfeste oder Partys organisiert und Marketing in den sozialen Netzwerken betreibt.
Das Bootshaus
Der beste Club in Deutschland liegt laut dem britischen Fachmagazin „DJ Mag“ in Köln-Deutz. In der internationalen Rangliste schaffte das Bootshaus es auf Platz 6 von 100. Hauptsächlich wird in dem Club elektronische Musik gespielt. Hinter DJ-Pult standen dort bereits Größen der Szene wie Avicii, David Guetta und Tiësto. Verteilt auf seine drei Räume und die Außenbereiche bietet das Bootshaus Platz für rund 2000 Menschen. Ehemals waren die Hallen ein Lager für Boote. Die erste Party fand dort im Mai 2004 statt. Seit 2012 ist Tom Thomas Geschäftsführer im Bootshaus.