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„Eine traurige Tatsache“Der Letzte seiner Zunft in Köln: Besuch bei Glasmaler Pedro Schröder

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann hält ein rundes bleiverglastes Objekt in den Händen und begutachtet es.

Endabnahme: Pedro Schröder betrachtet sein Werk.

Das Handwerk hat ein Imageproblem, Studium oder Bürojob scheinen attraktiver. Glasmaler Pedro Schröder fordert Tag der offenen Handwerksbetriebe.

„Der Letzte seiner Zunft in Köln“, so steht es auf dem Kleintransporter von Pedro Schröder. „Das ist kein Werbegag, sondern eine traurige Tatsache. Ich bin der letzte Glasmaler in der Domstadt, und wenn ich keinen Nachfolger oder eine Nachfolgerin finde, werde ich in drei Jahren den Schlüssel meiner Werkstatt umdrehen und dann ist Schluss“, sagt der 62–Jährige, der seit über 30 Jahren selbständig ist und unter anderem in der Päpstlichen Hofglasmalerei Hein Derix im niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer die Fenster von St. Pantaleon gemacht, die Lampe in der Kölner Philharmonie gestaltet und im Auftrag von Prinz Aga Khan an den Fenstern der Moschee in Vancouver mitgearbeitet hat.

Zehn Millionen Glasscheiben gibt es in Köln, laut Pedro Schröder

In den letzten Jahren sind die Aufträge im sakralen Bereich immer weniger geworden, berichtet Schröder. Viele Kirchen würden abgerissen oder sie ließen ihre Fenster in den Werkstätten restaurieren, in denen sie hergestellt wurden. Außerdem würden die historischen Glasfenster in Kölner Dom, ausschließlich von den Glasmalern der Dombauhütte restauriert. Mit Glasmalerei alleine könne man heute nicht überleben, aber der Beruf des Glasers habe Zukunft.

„Allein in Köln gibt es zehn Millionen Glasscheiben. In dieser Summe sind noch keine Spiegel, keine Küchenrückwände, keine Duschabtrennungen enthalten. Ein Glaser wird nie arbeitslos, deshalb ist es mir ein Rätsel, warum kaum jemand sich für dieses Handwerk interessiert“, so Pedro Schröder.

Junge Frau mit Mütze mit Mann an einem Tisch in der Glaswerkstatt

Anais Jardin macht bei Pedro Schröder eine Doppelausbildung zur Glaserin und Glasmalerin.

Schröder findet es alarmierend, dass immer weniger Jugendliche ein klassisches Handwerk lernen. Die Werbung würde meistens suggerieren, dass man am Schreibtisch mehr Geld verdient. Das sei ein Trugschluss. Die Schüler müssten mehr Praktika in den Betrieben machen, und in den Schulen müssten die Begabungen der einzelnen Schüler mehr gefiltert und gefördert werden. „Es muss klar werden, dass wir, wenn es keine Glaser, Maurer, Installateure und Elektriker mehr gibt, kein Home-Office mehr machen können, sondern nur noch ein Zelt-Office auf der Wiese. Die Handwerkskammer sollte sich am Tag des offenen Denkmals orientieren und mal den Tag der offenen Handwerksbetriebe veranstalten“ sagt der Glaskünstler, bei dem man sich über das Praktikumsportal der Stadt Köln bewerben kann.

Werkstatt in der Waisenhausgasse zeigt die Vielfalt der Glaskunst

Seine Werkstatt in der Waisenhausgasse ist voller Beispiele, welche Möglichkeiten die Glasmalerei bietet. Neben klassischen Kirchenfenstern mit Engelsfiguren und Wappen finden sich auch zahlreiche Glasmalereien in modernem Stil und ausgefallene Glasmöbel. Diese Vielfalt hat auch Anais Jardin fasziniert, die in der Glaserei von Pedro Schröder aktuell eine Doppelausbildung zur Glasmalerin und Glaserin absolviert.

„Ich arbeite gerne mit den Händen, mit unterschiedlichen Rohstoffen und Materialien, es fasziniert mich immer wieder, was man alles kreieren kann“, sagt die 30-Jährige, die nach dem Abitur bereits eine Lehre zur Herren-Maßschneiderin gemacht und vor der Corona Pandemie als Kostümbildnerin an der Pariser Oper gearbeitet hat. Schröder und seine Auszubildende arbeiten gerade an einem besonderen Auftrag. Ein iranischer Kunde hat für sein Privathaus drei Fenster bestellt, die genauso aussehen sollen wie die Fenster der Nasir al Mulk Moschee im Iran.

„Das Originalfenster aus der Moschee haben wir zunächst auf das Maß des vorhandenen Fensterrahmens heruntergerechnet und dann eine 1:1 Zeichnung angefertigt. Anschließend haben wir Schablonen hergestellt und sorgsam durchnummeriert, um nach dem Muster die farbigen Gläser zuzuschneiden. Die Vorlage ist wie ein großes Puzzle aus über 200 Teilen. An den Fenstern arbeiten wir schon drei Wochen“, sagt der Glasmaler, der ansonsten maßgenaue Duschabtrennungen anfertigt, Spiegel einbaut, Glasobjekte herstellt oder im Zuge der Wärmedämmung viele alte bleiverglaste Fenster mit Isolierglas verkleidet.

Anais Jardin, seine Auszubildende, ist hart im Nehmen: „Ich habe schon so viel Hornhaut an den Handflächen, dass die Wunde nicht mehr blutet.“ Ihr Ausbilder fügt lachend hinzu: „Wir haben kein Pflaster, sondern eine Rolle Tesa-Krepp und damit alles im Griff.“ Die Chemie zwischen Meister und Schülerin scheint zu stimmen. Vielleicht hat die Werkstatt in der Waisenhausgasse doch noch eine Zukunft.

www.glas-schroeder.de