4000 Kleinkinder unter drei Jahren werden in Kölner Tagespflegeinrichtungen betreut. Jetzt wissen viele Tagesmütter und -väter nicht mehr, wie sie die Energie- und Lebensmittelkosten stemmen sollen. Sie fordern Hilfe von der Stadt.
Demo vor Kölner RathausKindertagespflegen fürchten um ihre Existenz

Tagesmütter und Tagesväter demonstrieren vor dem Kölner Rathaus für finanzielle Unterstützung der Kölner Tagespflegeeinrichtungen in Anbetracht der gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise.
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„Der Kühlschrank leer, die Heizung aus“, skandierten rund 40 Tagesväter und Tagesmütter auf die Melodie eines bekannten Martinsliedes gestern vor Beginn der Ratssitzung. Sie demonstrierten auf dem Alter Markt, um auf ein drängendes Problem aufmerksam zu machen. „Alle Tagespflegekräfte sind massiv von der Erhöhung der Energiepreise betroffen“, sagte Bülent Erdogan von der IG Riehler Tageseltern. „Uns erreichen immer mehr Schilderungen von horrenden Ausgabensteigerungen für Heizung und Strom. Teils ist von einer Verdreifachung der monatlichen Abschläge die Rede, das geht in die Hunderte Euro pro Monat“, so der Tagesvater.
Weniger heizen geht nicht, wenn Kleinkinder in einem Raum spielen
Dazu kämen die um 18 Prozent gestiegenen Lebensmittelpreise und die seit 2013 nicht erhöhte Sachleistungspauschale pro Kind. „Weniger heizen geht nicht, wenn Kleinkinder in einem Raum spielen“, weiß Michaela Wolf. Seit zwölf Jahren leitet sie eine „Großtagespflege“, in der sie mit einer Kollegin neun Kinder zwischen einem und zweieinhalb Jahren wohnortnah in einer überschaubaren Gruppengröße betreut. „Immer mehr Tagespflegen sind in ihrer Existenz bedroht. Und neue werden unter diesen Bedingungen nicht entstehen“, ist sie sicher.
Um akut drohende Schließungen zu verhindern, muss die Stadt schnell aktiv werden.
Rund 4000 Unter-Dreijährige Kinder werden in Köln derzeit von 900 Tagespflegepersonen betreut; seit 2013 haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. „Die diskutierten Hilfen aus Berlin werden bei Weitem nicht ausreichen“, fürchtet Bülent Erdogan. "Um akut drohende Schließungen zu verhindern, muss die Stadt schnell aktiv werden." Deshalb fordern die demonstrierenden Tagesmütter und -väter eine Steigerung der Geldleistungen um zehn Prozent, um die extrem gestiegenen Kosten zumindest teilweise abzufangen. (bos)