Die Bergisch-Gladbacher Künstlerin Leni Linzenich (22) erhält in der Kölner Überlebensstation Gulliver ihre erste Solo-Ausstellung „Lensch“.
Erste Solo-AusstellungLeni Linzenich zeigt Werke in der Kölner Überlebensstation Gulliver

Behält ihren „Hanns Guck-in-die-Luft“ fest im Blick: Künstlerin Leni Linzenich.
Copyright: Thomas Dahl
Öl, Bleistift, Aluminium, Glas, Leinwand, Pappe, Acryl, Rauhfaser, Briefpapier – die Werkzeuge und Medien, denen sich Leni Linzenich bedient, sind so verschiedenartig wie ihre Kunst. Abstrakte Kompositionen strecken sich in Richtung figürlicher Motive, urbanen Ansichten folgen prompte Ausbrüche in ländliche Idyllen, kleine Lichter entfachen in Dörfern und Metropolen die Nacht. Leuchtende Farben gehen mit Schwarz-Weiß-Expressionen Hand in Hand.
Verweise auf literarische Gestalten, etwa Heinrich Hoffmanns „Hanns Guck-in-die-Luft“, marschieren ungestüm durch surreales, jedoch verführerisches Areal. Mit „Lensch“ präsentiert die 22-Jährige ihre erste Solo-Ausstellung nicht in einer Galerie, sondern in der Überlebensstation Gulliver im Bahnbogen unter der Hohenzollernbrücke.
Ausstellung „Lensch“: Kunst trifft auf soziale Begegnung
Die Einrichtung bietet obdachlosen Menschen unter anderem Speisen, Duschmöglichkeiten, eine Kleiderkammer oder Beratungsgespräche. Darüber hinaus finden in der Location Kultur-Events statt. „Ich bin total happy, dass man mir das Angebot gemacht hat, hier auszustellen. Die Kuratorin hat einige meiner Bilder in einer Gruppenpräsentation im Lokal der Alten Feuerwache gesehen und mich daraufhin angesprochen. Ich kannte den Ort vorher nicht“, berichtet Linzenich.
In ihren Schöpfungen erzählt die Bergisch-Gladbacherin Geschichten über Einsamkeit, kurzes Seelenglück, die Sehnsucht nach dem Ankommen und neuen Abschieden. Die junge Künstlerin setzt sich über Kategorien und Trends hinweg, um der unmittelbaren Wahrnehmung eine Leinwand einzurichten. „Ich denke nicht viel darüber nach, was ich darstellen will. Es gibt keine Konzepte.“
Ungeplant kam auch der Entschluss zur Professionalisierung als Malerin, Zeichnerin und Illustratorin: „Nach dem Abi habe ich kurz auf Lehramt studiert. Kunst war eines der Fächer, aber ich habe gespürt, dass dies nicht mein Weg ist. Ich will nichts anderes, als eine freie Künstlerin sein, auch wenn ich das nie richtig gelernt habe“, sagt Leni Linzenich. Im Gulliver erntet „Lensch“, so ihr Spitzname, Anerkennung für die teils kryptischen Arbeiten, die nach einer Fortsetzung der darin verflochtenen Storys verlangen.
„Lensch“, Leni Linzenich, Überlebensstation Gulliver, Trankgasse 20, 50667 Köln, Öffnungszeiten: montags bis sonntags 8 bis 18 Uhr, bis 20. Juli, www.lensch.art