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Der endlose Kampf gegen Dreck und MüllWie AWB-Mitarbeiter täglich für Reinheit auf der Domplatte sorgen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mitarbeiter der AWB hält einen Schlauch, aus dem Wasser spritzt.

Mit einem Wasserschlauch arbeiten die Mitarbeiter der AWB gegen die Verschmutzung auf der Domplatte.

Das Team der Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe sorgt trotz der Herausforderungen durch Gleichgültigkeit und Vandalismus für Sauberkeit.

„Schön ist selten“, sagt Achim Kames und denkt weiter nach. 42 Jahre macht er den Job bei den Kölner Abfallwirtschaftsbetrieben nun schon. Sein wohlverdienter Ruhestand steht Ende des Jahres an. Und doch scheinen die unangenehmen, gefährlichen Erinnerungen jene zu überlagern, die einem 63-Jährigen das Herz öffnen. Als einer von acht AWB-Mitarbeitern ist Kames bereits vor Sonnenaufgang mit der Reinigung des Domumfelds beschäftigt.

Sein Schwemmfahrzeug kann er auf der Domplatte einsetzen, um diese großflächig zu reinigen. Der Wagen mit Wassertank und Schlauch ist aber auch eingangs der Hohe Straße, in der Komödienstraße, am Breslauer Platz oder Richtung Alter Markt gut unterwegs, um die schmutzigsten Ecken blitzeblank zu spritzen. „Wenn meine Kollegen mich rufen, weil sie beispielsweise Fäkalien zu beseitigen haben, bin ich gleich da“, erklärt Kames einen der Abläufe, die sich mit Stefan Volberg, Jens Heinrich, Angelo Cambiano und den anderen Kehrern, Papierkorbreinigern, Kehrmaschinen- und Kolonnenwagenfahrern über Jahre und Jahrzehnte eingeschliffen haben.

Gute Miene bei frustierendem Spiel

Selbst wenn der Reinigungstrupp täglich von 6 Uhr morgens bis nach 14 Uhr mit Müll und Hinterlassenschaften von gleichgültigen Touristen, obdachlosen oder drogenabhängigen Menschen konfrontiert ist. Kames und Co. haben ihre gute Miene bei einem oft frustrierenden Spiel behalten. „Man braucht da schon ein dickes Fell“, hält der 63-jährige Vor-Ruheständler fest, „es ist nämlich immer ein kleiner Schlag ins Gesicht, wenn wir morgens durch sind und drei Stunden später wieder ein ganz anders Bild mit zerbrochenen Glasflaschen usw. haben.“

Ein Mitarbeiter der AWB wechselt die Mülltüte aus einem Mülleimer.

Die Mülleimer rund um den Dom werden mehrfach täglich geleert.

Streitereien, die früher mit Fäusten, nun aber vermehrt mit vorgehaltener Stich- oder Schusswaffe ausgetragen werden, gehe er „immer aus den Füßen“. Ob es uneinsichtige Bettler sind, agressive Fähnchen-Maler, deren Kreide-Kunstwerke verschwinden müssen, oder Rad- und Rollerfahrer mit deplatzierten Gefährten. Für den Trupp von Martin Luhr heißt es stets „Augen und Ohren zu und durch“. „Wenn wir unsere Arbeit vernachlässigen, dann ist Köln ja wieder dreckig“, argumentiert der Gruppenleiter ironisch. Gerade weil über das Jahr verteilt Millionen von Neuankömmlingen am Hauptbahnhof stranden und es dann nur wenige Schritte bis zum Weltkulturerbe sind, stehen die Domumfeld-Reiniger für einen „guten, ersten Eindruck“. „Wir sind alle Kölner und machen diesen Job auch für unsere Stadt“, sagt Luhr. Dass er bei der Rekrutierung seiner Leute genau aufpassen muss, ob die Person passt zu diesem Job, der im Sommer bei vermehrtem Touristenaufkommen am härtesten ist, in den kälteren Monaten anderweitig frustrierend sein kann und in der Karnevalszeit einer Mammut- bzw. Sisyphosarbeit gleicht, liegt auf der Hand. „Nicht jeder oder jede ist geeignet“, hält der Leiter fest und führt Stefan Volberg als positives Beispiel an.

Am Dom ist immer etwas los

Den ehemaligen Maler- und Lackierer hatte er vor fünf Jahren von der Abfallentsorgung zur Straßenreinigung ins Domumfeld beordert. Nun peilt der 53-Jährige einen ähnlichen Berufsausklang wie Noch-Kollege Kames an. „Bis zur Rente mache ich das bestimmt noch. Hier ist immer etwas los“, meint Volberg und erzählt von Selfies mit Dom im Hintergrund, die er via Handy von seiner Arbeitsstelle schicken kann.

Eine Kehrmaschine fährt in der Dämmerung über eine Straße.

Mit den Kehrmaschinen werden die Straßen am Dom „beackert“.

Auch wenn sich alle einig sind, dass das Klientel am Hauptbahnhof mit den Jahren schwieriger geworden und die Hilfe der „DB-Sicherheit“ und der städtischen „Domstreife“ unabdingbar ist. Für den Vormittagstrupp, genau wie die Nachmittagsbelegschaft (von 14.30 bis 23.30 Uhr) und den auf Abruf befindlichen Nachtdienst, steht etwas anderes im Vordergrund. „Wir machen Teamarbeit, nur so geht das an dieser Stelle“, spricht Achim Kames für die junge und alte, mit Ur-Kölnern und Zugewanderten bunt durchmischte AWB-Truppe. Schließlich kämen zwischen den Provokationen und Beschimpfungen doch auch immer wieder Menschen mit einem „Schön, dass ihr da seid“ oder „Danke“ auf ihn zu: „Dann ist es manchmal doch schön“, gesteht der 63-Jährige, „dann macht es auch Spaß“.