Wettbewerb der TH und Haus und GrundHochhaus oder Markthalle für Altstadt - Studierende entwerfen Ideen für Kölns Innenstadt

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Der Entwurf von Simon Barsuhn sieht unter anderem ein neues Hochhaus in der Altstadt vor.

Der Entwurf von Simon Barsuhn sieht unter anderem ein neues Hochhaus in der Altstadt vor.

Das Quartier zwischen Hohe Straße und Via Culturalis hat kaum Aufenthaltsqualität. Studierende der TH zeigen, was dort möglich sein könnte.

Mit Blick auf die Straßenzüge östlich der Hohe Straße sprechen die Stadtentwicklungs-Experten von einer Rückseiten-Thematik. Der Laie könnte fast auf den Begriff einer Sandwich-Thematik kommen. Auf der einen Seite die hoch frequentierte Einkaufsmeile, auf der anderen Seite der Masterplan der Via Culturalis, die Kölns kulturelle Schätze als Einheit im öffentlichen Raum sichtbar machen soll. Und dazwischen? Müll, Lieferverkehr, verklebte Schaufenster und Brachen ohne Nutzen. Aufenthaltsqualität: gering. Mit der Frage, wie sich diese Ausgangslage ändern könnte, beschäftigten sich Studierende der TH Köln bei einem Wettbewerb in Kooperation mit dem Kölner Haus- und Grundbesitzerverein. „Es ging darum, zu überlegen: Wie kann sich eine Rückseite zu einer Vorderseite entwickeln, ohne die Hohe Straße oder das Kulturthema auf der anderen Seite zu imitieren“, erklärt Professorin Yasemin Utku, die das Projekt für die TH begleitet.

Das Gewinner-Duo: Jana Passetschnik und Frederick Cornelius.

Das Gewinner-Duo: Jana Passetschnik und Frederick Cornelius.

Als Sieger aus insgesamt 22 Arbeiten ging der Entwurf von Jana Passetschnik und Frederick Cornelius hervor. „Es ging uns darum, neben der Shoppingmeile und der Via Culturalis noch eine weitere Achse dazwischen herzustellen, die von den anderen Achsen profitieren kann“, erklärt Cornelius. Entstanden ist die „Via Culinaris“. Gemütliche Frühstückscafés, Markthallen, lokale und exotische kulinarische Angebote, Bars und Restaurants sind dort Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Kleine Straßen stellen die Verbindung zu den anderen Achsen her. Im Norden, südlich des Brauhaus Früh, entsteht in der Vision ein großer öffentlicher Biergarten, dazu kommen kostenlose Sitzplätze im Grünen und ein wechselndes Angebot an Foodtrucks. „Köbes Grün“ heißt dieser Abschnitt des Entwurfs, der derzeit noch komplett überbaut ist. Das Jupp-Schmitz-Plätzchen bietet angrenzend weiteren Raum für Außengastronomie, aber auch konsumfreie Flächen. An der heutigen Straße „Gülichplatz“ entsteht der Gülicher Markt mit Marktständen, Café-Mobil, einer kleinen Kulturbühne und einer Markthalle.

Denkanstöße für die Zukunft der Innenstadt

Die Chancen, dass aus den studentischen Visionen einmal Realität wird, sind eher gering. Darum geht es aber auch nicht. Vielmehr sollen Denkanstöße entstehen. Mit dem Potenzial, Teil einer Debatte zu werden. Eine Ableitung, die laut Utku aus dem Wettbewerb gewonnen werden kann: „Man kann die Innenstadt auch kleinteilig weiterentwickeln. Es muss nicht immer der dicke Block wie das Laurenz-Carré sein.“ Viele kleine Ideen der Studierenden seien „anregend und auch sinnvoll“. Auch für die Stadtverwaltung. Brigitte Scholz, Leiterin des Stadtentwicklungsamts, ist Teil der Jury.

Jeder der Plätze des Gewinner-Projekts „Via Culinaris“ hat einen eigenen Nutzungsschwerpunkt.

Jeder der Plätze des Gewinner-Projekts „Via Culinaris“ hat einen eigenen Nutzungsschwerpunkt, hier der Gülicher Markt.

Einen anderen Ansatz als die Gastro-fokussierte „Via Culinaris“ verfolgt der Entwurf „Colonia Naturalis“ von Simon Barsuhn, der auf Platz zwei landete. Oberstes Ziel für eine zukunftsorientierte Innenstadt ist dabei die Verbesserung des Stadtklimas. „Es ist einfach zu warm in der Stadt“, sagt Barsuhn. Also: Autoverkehr reduzieren, Flächen entsiegeln und mehr Grünflächen entwickeln. Zwischen Hohe Straße und Schildergasse entsteht eine große grüne Oase für mehr Biodiversität und bessere Luft. Ein markantes Hochhaus – ressourcenschonender Bau, unten Gewerbe und Gastronomie, oben Wohnungen – soll als identitätsstiftendes Element dienen.

Alle Projekte entstanden nach einer Einführungsveranstaltung und einer Begehung in der Altstadt mit dem Kölner Haus- und Grundbesitzervereins innerhalb von drei Wochen. Rücksprachen mit Dozentin Utku gab es in dieser Zeit nicht. „Viel Grün ist in den Arbeiten ein vorherrschendes Thema“, fasst Utku zusammen. Angesichts des akuten Wohnungsmangels in Köln spiele dieses Thema eine große Rolle. In vielen Entwürfen gehe es vor allem darum, die Qualität des öffentlichen Raums mit einer durchmischten Nutzung zu erhöhen. Dabei stünden oft konsumfreie Angebote im Mittelpunkt. Orte also, an denen sich Menschen einfach nur aufhalten oder begegnen können.

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