Vor den Feiertagen rockt Kasalla wie gewohnt fünf Konzerte im Gloria. Warum die Band mit ihrer Message so gut zum Weihnachtsfest passt.
Weihnachtskonzert in KölnKasalla vereint Publikum mit Nächstenliebe und Partysound
Von „Last Christmas“ oder „Jingle Bells” fehlt jede Spur. Stattdessen gibt es fünf Nächte lang puren Kölsch-Rock von Kasalla im Gloria. Offensichtlich bevorzugen viele Kölnerinnen und Kölner die kölschen Hits, denn schon seit Jahren beendet Kasalla das Jahr mit einer Serie ausverkaufter Konzerte kurz vor Weihnachten. Auch dieses Mal sind alle Abende vom 18. bis zum 22. Dezember ausverkauft.
„Sind hier heute ein paar bunte Vögel am Start?“, fragt Frontsänger Bastian Campmann in die Menge und 1860 Arme fliegen schnurstracks in die Luft. Während „Jröne Papajeie“ spielt, formen einige Fans mit ihren Händen Flügel und lassen sie durch die Luft schweben.
Etwas rockiger, aber immer noch beflügelt, geht es bei „Wenn ich ne Engel bin“ zu. Es regnet Konfetti in rut un wiess – doch nicht auf den Sarg, sondern auf die tanzende Menge. Obwohl viele der Fans den Kasalla-Totenkopf stolz auf der Brust tragen, ist die Stimmung alles andere als tot. Sie strotzt nur so vor Energie und Lebensfreude.
Köln: Kasalla serviert „Pommes un Champagner“ statt Gans und Rotkohl
Die Fans zeigen an diesem Abend, dass man mit den Händen weit mehr machen kann als nur Klatschen: Bei „Der Fluss“ begleiten wellenartige Bewegungen den Refrain, bei „Alle Jläser huh“ werden die Plastikbecher in die Höhe gehoben und bei „Mer sin Eins“ deuten einzelne Finger symbolisch in die Luft.
Besonders letzterer Song sorgt für reichlich Emotionen im Publikum. Arme haken sich rechts und links ein, und es wird besinnlich geschunkelt. Dabei ist völlig egal, ob man seinen Nächsten kennt oder nicht. Gemeinsam, zusammengefügt wie ein Mosaik, werden alle Eins. Ein Gefühl von Nächstenliebe, das auch noch über die Weihnachtszeit hinaus bestehen bleibt.
Statt Gans und Rotkohl serviert Kasalla akustisches Fingerfood á la Rock mit „Pommes un Champagner“. Weniger kulinarisch, aber ähnlich rockig, geht es bei „Rudeldiere“, „Leechterloh“ und „Stadt met K“ zu. Insbesondere Gitarrist Florian Peil, Bassist Sebastian Wagner und Schlagzeuger Nils Plum zeigen hier ihr ganzes Können. Neben den klassischen Bandinstrumenten bringen zusätzliche Blas-, Tasten- und Streichinstrumenten Abwechslung in den Sound. Trompeten-, Akkordeon- und Geigensolos sorgen im Laufe des Abends für musikalische Höhepunkte.
Köln: Rapper Mo-Torres überrascht beim Konzert von Kasalla
Auch der Gastauftritt von Sänger „Mo-Torres“ sowie die Vorband „Zesamm“ sorgen für Abwechslung. Die kölsche Boyband präsentiert ihren neuen Popsong „San Francisco“ und entführt mit „C’est la vie, Marie“ das Kölner Publikum nach Paris. Auch von Kasalla gibt es ein bittersüßes Liebesgeständnis an die liebe Marie: „Marie, et deit zwor schon lang nit mieh wieh. Ävver wenn ich dich jetzt he su sinn. Froch ich mich, wat wör, wenn mieh us uns jewoode wör.“
Lieben könne man aber nicht nur den Partner oder die Partnerin, findet Bastian Campmann. Liebe könne vieles sein: die Liebe zum frisch gezapften Kölsch, zum FC oder zu den besten Freunden. „Aber wir glauben ganz oben im Regal, da liegt das größte Gefühl, das man haben kann. Nämlich die Liebe zum eigenen Kind“, betont Campmann, selbst Vater. Passend dazu nehmen viele Eltern ihre Kinder in den Arm, als „Ding Südkurv“ gespielt wird.
Zwischen den Liedern wird in kurzen Ansprachen klar, dass die Songs nicht nur sentimental und energiegeladen, sondern auch politisch sind. Die Band spricht sich offen gegen Rechtsextremismus und Desinformation in den Medien aus. Sie ruft stattdessen zum Klimaschutz, Wählen von demokratischen Parteien und Toleranz auf. In dem Song „Fleisch un Bloot“ heißt es: „Wenn mer ens ehrlich es, vollkumme ungerschiedlich simmer nit. Luur uns aan, mer sin alle nur us Fleisch und Bloot.“