Mit „Auf ein Neues“ ist die Kölnerin nach 30 Jahren Bühnenpause zurück im Rampenlicht. Noch bis zum 26. Januar ist sie im Theater am Dom zu sehen.
Theaterstück in KölnEx-„Tatort“-Ermittlerin Sabine Postel über ihr Serien-Aus und einen Neuanfang
„Es läuft gut“, vermeldet Sabine Postel zufrieden. „Viele Vorstellungen sind schon nahezu ausverkauft, und jeden Abend gibt es Standing Ovations.“ Im Theater am Dom steht Postel zurzeit in dem Stück „Auf ein Neues“ auf der Bühne.
In der Komödie von Antoine Rault spielt sie die Karrierefrau Sabrina, die eigentlich den Heiligen Abend mit ihrer Tochter zu zweit verbringen wollte. Ein Streit der beiden sehr gegensätzlichen Frauen führt dazu, dass Sabrina, quasi als Trotzreaktion, einen vor dem Haus campierenden Obdachlosen (Heinrich Schafmeister) zum Mitfeiern einlädt und damit eine Kette von Ereignissen auslöst.
Die durchweg begeisterten Zuschauerreaktionen würden wohl jede Darstellerin und jeden Darsteller mit Stolz erfüllen. Für Postel ist es aber nochmal etwas Besonderes. Als sie nämlich im November mit dem Stück Premiere feierte, markierte dies das Ende einer mehr als 30-jährigen Bühnenpause.
Absicht oder gar Wunsch sei das keinesfalls gewesen, versichert sie. In den ersten Jahren nach dem Besuch der Schauspielschule Bochum spielte sie ausschließlich Theater und war unter Jürgen Flimm auch einige Jahre am Schauspiel Köln engagiert, bevor sie sich für eine Laufbahn als freie Schauspielerin entschied.
An die Reaktion der ZAV Künstlervermittlung (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung), bei der freischaffende Akteurinnen und Akteure sich registrieren müssen, erinnert sie sich heute noch mit Kopfschütteln: „Sie wollen in Ihrem Alter noch Karriere beim Fernsehen machen? Das können Sie vergessen!“ Es waren die frühen Achtziger und Postel war gerade einmal Ende Zwanzig.
Sie hielt jedoch an ihrem Plan fest und der Erfolg gab ihr schnell recht. Schnell erhielt sie durchgehende Serienrollen. Einerseits eine willkommene finanzielle Sicherheit, andererseits blieb kaum noch Zeit für anderes – wie etwa Theaterengagements. Nur in zwei Produktionen, sagt sie, habe sie seither noch auf der Bühne gestanden. Einmal davon sogar im Theater am Dom. 1987 war das, ihr Bühnenpartner war der damals sehr populäre TV-Darsteller Herbert Herrmann.
Sabine Postel: „Tatort“-Ermittlerin zieht nach Jahren Schlussstrich
Heute verbindet man mit dem Namen Sabine Postel vor allem zwei Rollen: Die Kommissarin Inga Lürsen im Bremer „Tatort“ und die Anwältin Isabel von Brede in der Serie „Die Kanzlei“, die sie seit 2008 spielt.
Sicherlich sind solche langfristigen Engagements wie ein Sechser im Lotto, von dem viele ihrer Kolleginnen und Kollegen, die vom Schauspielberuf kaum leben können, nur träumen können. Da habe sie wirklich viel Glück gehabt, stimmt Postel zu. Dennoch fühlte es sich für sie richtig an, die „Tatort“-Rolle 2019 nach 22 Jahren an den Nagel zu hängen.
„Es hat sich in dieser Zeit einfach vieles verändert. Ende der Neunziger war eine Frau als ‚Tatort‘-Ermittlerin noch die Ausnahme. Heute aber setzen nahezu alle auf gemischte oder rein weibliche Teams. Außerdem läuft man irgendwann Gefahr, dass die Plots sich wiederholen. Man kann das Rad eben nicht ständig neu erfinden.“ Also traf sie gemeinsam mit Oliver Mommsen, der an ihrer Seite den Kommissar Stedefreund spielte, die Entscheidung, einen Schlussstrich zu ziehen.
Auch wenn sie dadurch wieder mehr Zeit für neue Projekte hatte und der Gedanke an eine Rückkehr zum Theater nie ganz weg war, zögerte sie zunächst, als eines Tages das Telefon klingelte und Theater-am-Dom-Intendant und Regisseur René Heinersdorff ihr ein Angebot machte: „Ich hätte dich gerne für unser nächstes Weihnachtsstück.“
„Auf ein Neues“: Postel kehrt mit Weihnachtsstück zum Theater zurück
„Ich hatte ja so viele Jahre nicht auf der Bühne gestanden“, sagt sie. „Das Theater hat sich in dieser Zeit verändert und die Bühne bringt ganz andere Herausforderungen mit sich als die Fernsehkamera.“ Letztendlich überzeugten sie aber das Stück, der Regisseur und die Tatsache, dass es in ihrer Wahlheimat Köln stattfinden sollte. „Zu Weihnachten in einer fremden Stadt alleine in einer Künstlerwohnung zu sitzen – da hätte ich, wie man hier so schön sagt, ‚et ärme Dier‘ bekommen“, gesteht sie lachend.
Vor der Premiere habe sie einen Heidenrespekt gehabt, versichert sie. Und ein bisschen aufgeregt sei sie auch jetzt noch vor jedem Auftritt. Gleichzeitig hat sie aber „Blut geleckt“ und kann sich durchaus vorstellen, künftig wieder häufiger Theater zu spielen. Vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmen. So müssen natürlich das Stück und die Rolle zu ihr passen. Außerdem sollte das Engagement in Köln oder der näheren Umgebung sein. „Es ist mir wichtig, abends in mein eigenes Zuhause zurückkehren zu können.“
Tickets
„Auf ein Neues“ ist noch bis 26. Januar täglich außer montags im Theater am Dom (Glockengasse 11, 50667) zu sehen. Tickets gibt es ab rund 38 Euro hier.