Auf ihrer Weihnachtstour hielt die Indie-Pop-Gruppe auch in Köln. Dabei sorgten sie für emotionale Momente.
Konzert im GloriaKölner Kult-Band „Erdmöbel“ überrascht Fans mit Streichquartett
„Wir haben uns aus gegebenem Anlass extra in Schale geworfen!“, begrüßte Markus Berges das Publikum im Gloria. Im schwarzen Anzug mit roter Nelke im Knopfloch verkündet der Sänger der Band „Erdmöbel“: „Wir sind seriös jetzt!“ Woraufhin eine Frau aus dem Publikum schrie: „Schade!“.
Doch das Bedauern war natürlich unbegründet: Schwarze Anzüge oder nicht – seriös im Sinne von „manierlich“ mit dem Subtext „langweilig“ werden Erdmöbel wohl nie werden. Das bewies allein ihr Kölner Konzert am vergangenen Montag.
Vor 750 Menschen – darunter Kabarettist Johann König – spielte die auf dem Kölner Eigelstein beheimatete Indie-Pop-Band ein in jeder Hinsicht stimmungsvolles Weihnachtskonzert, das besinnlich begann, später im positiven Sinne eskalierte und auch noch eine Band-Premiere beinhaltete.
Im Jahre 2006 begann die vor 29 Jahren gegründete Kult-Band damit, ein sogenanntes „Jahresendlied“ zu veröffentlichen. Die Summe dieser jährlichen Songs zur Weihnachtszeit bildet die Grundlage für die neun deutschlandweite Stopps umfassenden „Weihnachtstour 2024“.
„Weihnachten ist mir doch egal“ hieß das erstveröffentlichte dieser Lieder. Es handelte sich um eine umgetextete Version von Wham!‘s „Last Christmas“ mit dem Refrain: „Weihnachten ist mir so egal! Ich bin Drei-Karat-Kaugummi-Automat – Schenk dir, ohne Papier mein billiges, billiges Herz.“
Köln: Erdmöbel zeiht als Polonäse durch die Menge
Romantik gepaart mit Anarchie, das Schöne im Profanen sehen und umgekehrt, das ist wohl eine der Kernkompetenzen von Erdmöbel, deren Namen sich auf einen angeblichen DDR-Euphemismus für „Sarg“ beziehen soll. Das gilt nicht nur für das Textliche, sondern auch für das Musikalische: Beispielsweise darf es besinnlich sein, aber bitte nicht zu besinnlich, denn dann wird musikalisch mit gepflegter Dissonanz interveniert.
Im Laufe des Abends deckten die vier Erdmöbel ein sehr breites musikalisches Spektrum ab: Alternative Pop traf auf lateinamerikanische Rhythmen oder Ska. Unterstützt wurde die hervorragend aufeinander abgestimmte Band in klassischer Besetzung (Bass, Gitarre/Gesang, Schlagzeug, Keyboard) von Pia Mandarina und Henning Beckmann an den Posaunen.
Ein erster stimmungsvoller Höhepunkt war „Lametta“, das Weihnachtslied von 2011. Das Publikum sang bei „La-la-lalala-Lametta“ aus vollem Halse a capella. Überhaupt wurde viel mitgesungen und getanzt – zuweilen wähnte man sich eher in einem Tanzclub mit Live-Musik als bei einem Konzert. Zeitweise bildete das Publikum sogar spontan zahlreiche sehr lange Polonäsen. Als die Band das sah reihte sie sich mitsamt Instrumenten ein und lief als „Musik-Zug“ kreuz und quer durch die Menge Publikum.
Erdmöbel: Band feiert im kommenden Jahr 30. Geburtstag
Und dann gab es sie doch noch, die ungebrochene, ehrliche Romantik: Bei „Hoffnungsmaschine“ war das Publikum sichtlich gerührt, es war der Gänsehaut-Moment des Abends. Das lag sicherlich auch an der plötzlichen musikalischen Verstärkung: „Das hier ist eine absolute Premiere!“, sagte Berges, als er die vierköpfige Streicher-Formation „Kaiser Quartett“ aus Hamburg für insgesamt drei Songs auf die Bühne bat. „Wir danken der Stadt Köln, dass sie uns unterstützt hat, das Kaiser Quartett einzuladen!“. Das Konzert endete mit nach gut zwei Stunden mit dem Song „Erster! Erster!“ und dem Erdmöbel-Ruf: „Frohes neues Jahr!“
Apropos neues Jahr: 2025 werden „Erdmöbel“ 30 Jahre alt und versprechen, dass sie das Jubiläum unter anderem am 7. Juli 2025 in der Kölner Philharmonie in Begleitung des Kaiser Quartetts „groß feiern“ werden.
Karten für das Jubiläumskonzert der Band gibt es ab rund 39 Euro hier.