Wolfgang Bellwinkel ruft mit seiner Kunst dazu auf, dass sich Menschen vorurteilsfrei und respektvoll begegnen.
Domforum in KölnDie Videoinstallation „Look at me“ ist ein Appell für mehr Toleranz
Laufen Passanten zurzeit auf der Domplatte am Domforum entlang, blicken sie elf Monitore mit Porträts von Jugendlichen an. Im Forum sind weitere Monitore aufgebaut, auf denen sich auch jeweils eine Person vor neutralem Hintergrund befindet, die weitestgehend regungslos den Betrachter anschaut. Fotograf Wolfgang Bellwinkel hat hierfür 30 sekundenlange Videoclips erstellt, die zu Videoschleifen montiert wurden. Auf diese Weise können in den Gesichtern kleinste Veränderungen der Mimik beobachtet werden, die Andeutungen von Emotionen erkennen lassen. Die Videoinstallation „Look at me“ ist seit Montag im Domforum aufgebaut und kann bis zum 2. April besichtigt werden.
Die Idee zur Ausstellung entstand im Jahr 2013 im Sommercamp „abraham & co“, einer Initiative der „wert-voll ggmbh“. Insgesamt 45 Jugendliche aus Judentum, Christentum und Islam gingen damals der Frage „Wie gelingt ein Miteinander der Religionen?“ nach. Hierfür erarbeiteten sie eigene Visionen, Ziele und Lösungen für eine gemeinsame Zukunft der Religionen. Schnell wurde klar, dass Menschen ihren Blick weiten und ihre persönlichen Sichtweisen hinterfragen müssen, damit ein respektvolles, tolerantes und friedliches Miteinander möglich ist.
„Look at me“ bereits 2015 in Köln
„Look at me“ gastierte bereits 2015 im Domforum. Damals sollte sie als Hoffnungszeichen und Appell an eine Welt dienen, die zunehmend von gewaltsamen, religiös motivierten Kriegen und Terroranschlägen, Fremdenhass und gesellschaftlicher Ablehnung geflüchteter Menschen geprägt war. Heute sei diese Realität genauso aktuell wie damals. Populistische Kräfte spalten, indem sie Angst und Hass gegenüber migrantischen Personen schüren. Vorurteile und Anfeindungen gehören fast schon zur Tagesordnung.
Als Grund dafür sieht Bellwinkel fehlende Dialoge und ausbleibendes Verständnis der gesellschaftlichen Lager. Mit seiner Ausstellung möchte er dazu aufrufen, dass sich Menschen vorurteilsfrei begegnen und für gesellschaftlichen Frieden engagieren: „Wenn ein demokratisches System überleben soll, müssen wir miteinander sprechen, auch wenn es manchmal konfrontativ und unangenehm sein kann.“ Mit „Look at me“ lädt der Fotograf dazu ein, Menschen in erster Linie als Menschen wahrzunehmen.