Die Stipendiatin Dr. Di Chiara stellte Henriette Reker ihre Pläne für mehr Nachhaltigkeit vor. Den Grüngürtel will sie stark erweitern.
Autofreie und grüne NeustadtDie Aachener Straße zu einem Park machen? Was eine Architektin an Köln verändern will
Köln soll ein Vorbild der Nachhaltigkeit werden, wenn es nach Dr. Ermelinda Di Chiara geht. Die italienische Architektin stellte im Rathaus ihre Visionen für die Stadtentwicklung vor, mit denen das klappen soll. Vor rund einem Jahr ergatterte die 31-Jährige das Gottfried-Böhm-Stipendium zu Ehren von Kölns berühmtesten Architekten. Die Jury des Stipendiums überzeugte sie mit ihrer Grundidee, den linksrheinischen Grüngürtel über die gesamte Neustadt auszuweiten. Zum Abschluss ihres Stipendiums präsentierte sie ihre erarbeiteten konkreten Pläne.
Kölns Neustadt soll autofrei und stark begrünt sein, wenn es nach der Neapolitanerin geht. So werde sie zu einer „ökologischen Insel“. Um darzustellen, wie diese Begrünung aussehen könnte, präsentierte die Architektin ihre Visionen für einige der prominentesten Straßen des Bezirks. Die Aachener Straße, sonst zu jeder Tageszeit gefüllt von Menschen, Autos und Bahnen, soll laut den Plänen ein geradliniger Park werden. Die Grünfläche zieht sich mittig über die Straße, am Rand gibt es Fahrradstreifen. Die Bahn soll deshalb in einen Tunnel unter der Straße verlegt werden.
Eine ähnliche Idee hat Di Chiara für die Brüsseler Straße. Teils auf beiden Bürgersteigseiten drängt sich hier aktuell die Außengastronomie aneinander. Dafür gibt es in der Vision der Architektin keinen Platz. Auf einer Straßenseite soll eine gradlinigen Grünfläche und daneben ein Fahrradstreifen entstehen.
Keine Autos in der gesamten Neustadt mehr
Autos sind in den Plänen kaum zu sehen: Die Neustadt sollte komplett autofrei bleiben, findet Di Chiara. Der Verkehr beschränkt sich daher auf wesentliche stadteinwärts führende Verkehrsadern wie die Bonner, die Vorgebirgs-, die Luxemburger Straße. Kölnerinnen und Kölner sollen sich in der Neustadt hauptsächlich auf dem Fahrrad fortbewegen, die Wege dafür sind auf den Plänen stark ausgebaut.
Hintergrund der Überlegungen der Architektin sind die Stadtentwicklungsziele Kölns. Ihre Pläne folgen deshalb unter anderem der Stadtstrategie „Kölner Perspektiven 2030+“, die unter anderem eine Nachhaltigkeit in der Stadtentwicklung sein soll.
Das Gottfried-Böhm-Stipendium steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Henriette Reker und biete laut Stadt die Möglichkeit, sich ein Jahr lang mit einem visionären und experimentellen Projekt auseinanderzusetzen.„ Ein umsetzungsorientierter Plan war nicht der Anspruch des Stipendiums.“ Die Ideen von Di Chiara können jedoch „an konkreten Projekten sowohl an diesem Ort als auch an anderen Stellen in der Stadt wertvolle Impulse setzen. Henriette reker sagte nach der Präsentation, sie hoffe, dass die Architektin in Zukunft eingeladen werden, um zu sehen, was von ihren Plänen umgesetzt werden konnte.
„Es ist wichtig, dass wir offen und unvoreingenommen auf Köln schauen. Deshalb ist das Stipendium so wertvoll. Es hilft, unser Denken in andere Richtungen zu lenken und uns mehr Mut und Innovation zuzutrauen“, betonte Paul Böhm, Sohn des verstorbenen Gottfried Böhm und ebefalls Architekt. „Das wird nötig sein, wenn wir die Herausforderungen in unserer Stadt meistern wollen.“