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Spaziergang um den EigelsteinNeun Kölner Podcaster veröffentlichen gemeinsames Projekt

Lesezeit 4 Minuten
Eine Gruppe von Menschen vor dem Fotografen.

Die Gruppe der Podcasterinnen und Podcaster im Fort X.

Neun Podcaster und -casterinnen trafen sich zu einer gemeinsamen Aufnahme. Ein fiktiver Spaziergang rund um den Eigenstein bringt nicht nur dessen Geschichte näher.

Nichts weniger als eine „Weltpremiere“ kündigt Anne Rothäuser für Freitag, 24. November, 18.11 Uhr an. Dann geht der Beitrag vom „1. Kölner Podcast-Tag“ online. Es gibt zahlreiche Menschen in dieser Stadt, die mehr oder weniger regelmäßig über Köln reden und diese Gespräche dann auf den gängigen Podcast-Kanälen veröffentlichen. Neun Podcasterinnen und -caster trafen sich zu einer gemeinsamen Aufnahme jüngst in einem kleinen Zimmer im Hauptquartier der Ratsbläser im Fort X und machten in neun Fünf-Minuten-Beiträgen den Eigelstein zum Gesprächsthema.

Der Podcast kommt als fiktiver Spaziergang daher, Straßen- und Verkehrslärm werden eingespielt. Anne Rothäuser von „Mission Colonia“ übernahm die Moderation, die Idee hatte Uli Kievernagel. Beiden werden wir später noch begegnen. Kurt Feller, Sänger von der Band „Räuber“, unterhielt sich mit Harald von Bonn vom „Radio Altstadtwelle“ über die Entstehungsgeschichte des Räuber-Kultlieds „Am Eigelstein ist Musik“.

Der Altstadtwellen-Podcast spielt an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr kölsche Musik und veröffentlicht Interviews mit Musikern und anderen Menschen aus der kölschen Szene. Dass die Musik der „Räuber“ am Eigelstein spielt, war Zufall. Irgendjemand hatte die Zeile im Kopf, der Rest kam später.

Eigene Kölner Podcasts vorgestellt

„Heute würden wir das Lied so wohl nicht mehr machen“, räumte Feller ein. Dabei habe die dicke Rita den Fridolin im Lied doch nur zum Tanz gepackt. Nichts anderes habe man gemeint. „Noch früher war der Karneval übrigens viel frivoler“, warf Feller einen Blick zurück. Wie Willem Fromm. Der betreibt den Podcast „Eine Geschichte der Stadt Köln“ und hat in bislang 53 Folgen sehr kenntnis- und detailreich die Historie der Metropole am Rhein nachgezeichnet.

In der jüngsten Ausgabe hört man Antworten auf die Frage „Wem gehört die Stadt im 12. Jahrhundert?“ Der Eigelstein sei so alt wie die Stadt, berichtete Fromm, und die erste Eigelsteintorburg 1106 auf der Kreuzung mit der Eintrachtstraße errichtet worden. Die zweite folgte 1188, da sei die erste abgerissen worden.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts habe man rund um den Eigelstein Kappes geerntet. Und Wein auf den Feldern der Klöster St. Ursula und St. Andreas. Tiefgreifende Änderungen habe der Eigelstein erfahren mit der Trennung durch die Bahnüberführung und vor allem dem Bau der Nord-Süd-Fahrt. In der jüngsten Zeit habe der Eigelstein, so Fromm, sein Schmuddelimage verloren. Das verdanke er nicht zuletzt dem Engagement der Menschen, die dort leben.

Ein Mann am Mischpult, ein weiterer hält ein Mikrofon.

Yannick Mausbach (l.) und Uli Kievernagel bei der Aufnahme.

Anne Rothäuser und Uli Kievernagel „trafen“ sich vor St. Ursula. Letzterer unterhält sich regelmäßig mit Frank Mausbach über das „Köln-Ding der Woche“. Dann geht es um Anekdoten, Legenden kölsche Persönlichkeiten und Musik. „Immer kurz und knackig, immer subjektiv und völlig voreingenommen“, brachte Rothäuser es auf den Punkt. Sie ist mit Kristina Kruttke und Sonja Kling auf der „Mission Colonia“.

Die Frauen erzählen auf Bühnen Stadtgeschichte mal ganz anders. Aktuell sind sie in der „Geschichte der Heiligen 3 Könige“ im Kasino der Treuen Husaren zu sehen. „Sollen wir mal in die Knochenkammer gehen“, fragte sie Kievernagel vor St. Ursula. „Wir nennen sie die Goldene Kammer. Knochen gibt's beim Metzger. Hier sprechen wir von Gebeinen.“ Dann wurde es aber auch schon Zeit für ein Kölsch in der „Schreckenskammer“.

Eigenstein als Thema der Aufnahme

Der „Kölschgänger“ Michael Waßerfuhr vom gleichnamigen Podcast erinnerte an „Orjels Palm“, der im 19. Jahrhundert als Drehorgelspieler zur kölschen Legende wurde und Unter Krahnenbäumen gelebt hat. Beim „Kölschgänger“ stehen Menschen, Geschichte und Geschichten der Stadt im Mittelpunkt. Im „Podklaaf“ von Karolin Küpper-Popp und ihrem Freund Hermann Hertling wird Urkölsch gesprochen. Hertling, 93, sprach über seine Jugend am Gereonswall.

Mit Kolonialwarenladen in der Nachbarschaft, auf dessen Theke eine Karbidlampe stand, die den kleinen Hermann tief beeindruckte. „Und wir zu Hause, habe ich gedacht, müssen uns mit elektrischem Licht begnügen.“ Der Stavenhof direkt um die Ecke war für Herman damals tabu. Mausbach und Kievernagel vom „Köln-Ding der Woche“ erzählten, warum: „Dort lebten die Trottoir-Schwalven, wie man in Köln sagt, Tür an Tür mit ihren Nachbarn.“ Und hätten ihre Kundengespräche inmitten spielender Kinder auf der Straße angeboten.

Eigentlich wollte man in Eigelsteinnähe in den 60er Jahren ein Großbordell bauen. Das sei aber von den Bürgern, der Pfarrer von St. Ursula vorneweg, verhindert worden. 1972 sei dann das Eros-Center an der Hornstraße eröffnet worden. Marvin Schmitz und Tim Emmerich nennen ihren Podcast „Zweimal 0,2“ und stellen kölsche Kneipen vor.

Sie haben sich „Em Kölsche Boor“ auf ein Kaltgetränk getroffen. Peter Otten und Wibke Ladwig stellen im Pfarrgemeinde-Podcast „Agnes trifft“ die Menschen rund um St. Agnes vor. Ladwig haben es vor allem die Kioske angetan. „Ohne Büdchenkultur kein Köln. Sie sind angesiedelt irgendwo zwischen Eckkneipe, Tante-Emma-Laden und Haltestelle des Lebens.“ „Agnes trifft“ sich zu einstündigen alltagsphilosophischen Betrachtungen zu Themen wie Trost, Heilung und Vertrauen.


Der erste Kölner Podcast-Tag soll nicht der letzte bleiben. Kievernagel hat den zweiten schon fest im Blick. Im kommenden Jahr geht es über die Vringsstroß. Oder für Immis: Die Severinstraße.

Hier geht es zur Folge: www.koeln-lotse.de/podcast-tag/