Beim Sommerfestival feiert das Männerballett „The Trocks“ in der Philharmonie den 50. Vier große Produktionen stehen an.
Ballett mit Schuhgröße 47Das bietet das 35. Kölner Sommerfestival
Ob von dem Reis, der einmal bei der Rocky-Horror-Picture-Show quer durch die Sitzreihen der Philharmonie flog, wirklich jedes Körnchen beseitigt worden ist, das weiß Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort nicht so genau. Aber es ist es ihm allemal wert, dass sein Haus in der klassikfreien Zeit während der Sommerpause mit rauschenden Ballettabenden, wilden Shows und kabarettistischen Feuerwerken bespielt wird.
35. Kölner Sommerfestival: Vier große Produktionen
Das 35. Kölner Sommerfestival vom 10. Juli bis 4. August dürfte da auch in diesem Jahr nicht enttäuschen. Vier große Produktionen wird die BB Promotion in Zusammenarbeit mit der Philharmonie auf die Bühne bringen. „Wir freuen uns über das Vertrauen“, sagt Matthias Lienemann, der bei dem Veranstalter für die Tourneen zuständig ist.
Den Charme des Festivals mache auch der generationenübergreifende Ansatz aus. Gleichermaßen kämen Kenner wie Neulinge auf ihre Kosten, wenn sie ins Konzerthaus mit einem etwas anderen Programm gingen.
Eine Zauberflöte gibt es denn auch nicht, eher eine Zaubertrompete. Aber mit der dürfte das „Isango Ensemble“ aus Kapstadt am 10. Juli eine Woche lang den pulsierenden Auftakt feiern. 35 Mitwirkende — darunter Gesangssolisten aus den Townships um Kapstadt vereinen Mozarts märchenhafte Oper mit afrikanischer Mythologie. Orchestriert mit Marimbas, Trommeln und anderen Rhythmus-Instrumenten begibt sich Tamino auf eine Reise unter dem Titel „Die Zauberflöte – Impempe Yomlingo“.
Weiter geht es vom 16. bis zum 21. Juli mit „Les Ballets Trockadero“ de Monte Carlo. Die 16 Herren feiern den 50. Geburtstag ihres Tanzensembles. Was in einem New Yorker Hinterhof damals klein anfing, entpuppte sich schnell als Erfolgsgeschichte. „The Trocks“ debütierten in der aufkommenden Lesben- und Schwulenbewegung als mitternächtliches Broadway-Tanztheater und mauserten sich zur internationalten Tanzkompanie.
„Ja, wir sind Männer, aber wir können das auch“
Es gibt komische Momente, egal ob bei Bach oder Strauss. Dass ein Ballerino mit Schuhgröße 47 schon einmal stolpert – passiert. Oder ein Muskelprotz im Tutu tanzt aus der Reihe. Doch Lienemann versichert, dass alle Choreografien auf höchstem Niveau sind, gemäß dem Motto „Ja, wir sind Männer, aber wir können das auch.“ Auszeichnugnen wie der National Dance Award des Critics' Circle in London und der italienische Tanzpreis „Positano Premia la Danza — Leonide Massine“ bekräftigen das.
Danach wird der Tanzboden der Philharmonie umgebaut für die „Elvis-Tribute-Show“, die vom 23. bis 28. Juli einen Bogen der über 30 besten Hits der Rocklegende Elvis Presley schlägt. Die zwölfköpfige Band begleitet drei Sänger, die das Idol von 1950 bis 1977 in seiner Jugendzeit bis in die letzten Jahre begleiten. Vom Hüftschwung bis zur Leder-Kombi ist alles dem Original nachempfunden, wobei die Nostalgie nicht den Ton angibt, sondern die Musik.
Zum Abschluss des Festivals ist das Broadway-Musical „Cabaret“ vom 30. Juli bis 4. August zu erleben. Tim Fischer entführt als drahtiger „Conférencier“ in den sagenumwobenen Kit Kat Club Londons. An seiner Seite ist Schauspielerin Anika Schwabe als Sally Bowles zu erleben.
Bald sechs Jahrzehnte ist es her, dass „Cabaret“ vom Broadway aus einen Siegeszug um die ganze Welt startete. Die mit acht Oscars prämierte Verfilmung durch Bob Fosse machte Liza Minelli zum Superstar. Das Sommerfestival präsentiert die Inszenierung des Hamburger St. Pauli Theaters erstmals außerhalb der Elbmetropole. (jan)
Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Karten-Telefon der Philharmonie: 0221/280 280